Chapter 14 - Louis

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Fuck, ich bin ein elendiger Idiot.
Geht es mir durch den Kopf, das einzige woran ich bei unserem Kuss denken kann.
Ich will ihn von mir stoßen und ihm eine Reinhauen, am besten direkt zwischen seine Beine...aber kann ich es nicht. Ich sitze wie gelähmt da und lasse seine Zunge in meinen Mund dringen. Alles in mir sträubt sich gegen ihn, ich erwidere seinen ekelhaften Kuss in keinster Weise und dennoch macht er weiter. Die Lust, die ich anfänglich bei dem Gedanken ihn abzuschleppen gespürt habe, ist wie weggeweht. Er hat mich nur gefügig machen wollen, dieses Arschloch.
Er greift unter meinen Pullover, auch wenn ich ihm nie die Erlaubniss dafür gegeben habe. Er berührt meine Brust, obwohl ich ihn nicht darum bitte.
Mir wird schwindelig, aber nicht wegen ihm. Mir wird heiß, jedoch hat Logan nichts damit zu tun. Ich bekomme keine Luft zum Atmen, aber liegt das nicht an seinen erdrückenden Küssen.
Ich bin high. Mehr als das, ich fange an zu halluzinieren und vergesse dabei alles, was Wirklichkeit ist. Ich kann meine Fantasie nicht von der Realität unterscheiden und so bilde ich mir ein, es wäre Harry, der all diese Sachen mit mir tut.
Ich sehe seine Hände auf meinem Körper, schmecke seine Lippen auf meinen und nicht die eines anderen. Es wird schlimmer und gleichzeitig bin ich froh, dass ich dieses Stadium erreicht habe. Das macht es erträglicher für mich. Weil ich vergesse.
Und das alleine ist der Grund, weshalb ich einwillige, als er mich fragt, ob ich mit zu ihm nach Hause kommen möchte.

Harry lächelt mich an, genau so, wie er es immer tut, wenn er mich will. Also schwanke ich von der Bank hoch, geführt von seinen Händen und taste mich langsam vor, bis zu einem pinken Taxi. Dabei hatte ich immer gedacht die seien hier in New York gelb...
Eine Frau im Krankenschwesterkostüm öffnet mir die Tür und deutet auf die Lederüberzogene Sitzgarnitur. ,,Sicher das er da alleine reinkommt?", fragt die Frau mit ungewöhnlich tiefer Stimme. ,,Ich begleite ihn.", sagt Harry und schubst mich durch die geöffnete Tür, sodass ich mit dem Bauch über den Sitzen lande. ,,Ups.", lacht er verhalten und drückt meine Beine weiter in den Wagen hinein. ,,Na dann viel Glück.", sagt die Krankenschwester und steigt nach vorne zum Fahrersitz.

,,Mir ist schlecht.", murmele ich in das Leder hinein. Diese Positionen ist wirklich äußerst unangenehm und schlägt mir auf den Magen — Wort wörtlich.
,,Stell dich nicht so an, dir gehtˋs gut. Wir fahren nur ein kurzes Stück.", sagt Harry genervt, doch bevor er die Tür zuschlagen kann, ist es bereits passiert.
Ich muss würgen und kotze in das verdammte Taxi hinein.
Mir ist furchtbar schlecht, mein gesamter Magen dreht sich um, während ein unangenehmes Brennen meine Speiseröhre hinaufsteigt. ,,Verdammte Scheiße.", murmelt Harry, wobei seine Stimme plötzlich ganz anderes klingt.
,,Mir ist schlecht.", wiederhole ich die Worte gebrochen, während ich erneut ansetzte und mich diesmal über die ganze Fußmatte hinweg übergebe.
,,Hey.", schreit die Frau von vorne und schubst meinen Kopf gegen die Sitze. ,,Du kleiner Wichser!", schallt es durch das Auto, während mein Sichtfeld weiterhin benebelt bleibt.
Nur weil ich den Scheiß ausgekotzt habe, welchen Logan/Harry mir eingeflößt hat, bin ich noch lange nicht nüchtern.

Ich bleibe weiterhin auf dem Bauch liegen, wie ein Häufchen Elend, bis mich schließlich jemand an den Beinen packt und aus dem Taxi zieht. Ich halte meine Augen geschlossen, geblendet von den Straßenlaternen.
,,Kannst du stehen?", fragt mich eine bekannte Stimme und ich schüttelt den Kopf. Mein Hirn ist ausgeschaltet, genau wie all meine Gliedmaßen meines Körpers. Ich sacke förmlich in mir zusammen und das einzige, was mich davon abhält auf den Astphalt aufzuschlagen, sind die beiden stützenden Hände an meinem Rücken.
,,Ich bringe dich nach Hause, Louis.", ein raunen ist zu hören, welches ich nur dumpf wahrnehme.

,,Ich habe keins.", nuschle ich betrunken, während ich versuche von meinem Rauschzustand los zu kommen. Aber es ist zwecklos. Ich werde für immer in dieser anderen Dimension feststecken, wie ein Gefangener.

,,Ich werde nie wieder Alkohol trinken.", sage ich kläglich und stemme mich mit den Füßen in den Boden. Ich will nicht weiter gezogen werden, denn werde ich nirgendwo ankommen können. Es hat keinen Sinn mehr und mir fehlt die Lust, weiter zu machen. Alles scheint mir viel zu anstrengend. ,,Komm schon Louis!"
,,Nein, lass mich in Ruhe!", jammernd lege ich den Kopf in den Nacken und gebe wehleidige Laute von mir. ,,Da vorne steht ein Taxi, warte ich setze dich kurz ab.", mit diesen Worten verschwindet die unheimliche Person und kommt gleich darauf wieder zu mir zurück. Ich liege auf dem Boden, er ist warm und beinahe so bequem wie ein Bett. So angenehm, dass ich kaum wieder auf die Beine komme, als ich hochgezogen werde und ins Taxi falle. Diesmal richtig herum und aufrecht.

In der nächsten Sekunde werde ich angeschnallt und während sich der oder die Unbekannte über mich beugt, rieche ich einen Hauch des Parfums. Sehr eigenartig, denke ich, dabei bin ich eigentlich viel zu erschöpft um denken zu können. Mein Mund schmeckt nach Magensäure und der saure Geschmack ätzt mir die Speiseröhre weg. Mir geht es wirklich beschissen und ich wünsche mir nichts mehr, als endlich irgendwo anzukommen. Am besten in einem weichem Bett, wo ich endlich meinen Rauschzustand ausschlafen kann. Ich darf mich morgen auf einen dicken Kater freuen, da besteht kein Zweifel.

Irgendwann merke ich, dass das Taxi anhält. Ich bin neugierig, wo ich bin und vor allem, mit wem? Doch selbst als ich meine Lieder auseinander zerre, kann ich nur verschwommene Umrisse erkennen. Nichts, das mich weiterbringt.
Und ich bin derart hilflos und abhängig von Hilfe, dass ich Angst habe. Angst davor, wie ich die Nacht überstehen soll.

,,Wir müssen dich irgendwie die Treppen hoch bekommen ", höre ich die Stimme neben mir, während ich in den Eingang eines Treppenhauses verfrachtet werde.
„Das klappt aber nur, wenn du mir hilfst."
,,Okay.", sage ich unverständlich und raufe mich ein letztes Mal zusammen.
Mit der Kraft, die mir geblieben ist, wanke ich die Treppe hinauf. Es müssen tausende Stockwerke sein, denn als wir endlich oben ankommen, bin ich bis auf die Unterhose durchgeschwitzt. Ich will mich instinktiv fallen lassen, schaffe es aber noch durch eine Tür, welche zu einer Wohnung führt. ,,Hier lang, ins Schlafzimmer."
Ich folge der Stimme, schließlich begleitet sie mich.

,,Geschaft." Mit einem Ruck lande ich rücklings auf einem weichem Bett. Ich gebe ein lautes Stöhnen von mir, bewege mich keinen Zentimeter mehr.
Als letztes spüre ich, wie ich bis auf die Boxershorts ausgezogen werde, dann umwickelt mich eine schwere Decke und ich schlafe ein. Tief und fest, bis sich mein Gedankenkarussel beruhigt hat.
Was für ein scheiß Tag...

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