Regnerisches London 7

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"Natürlich kann Aria deine Schicht übernehmen, danke für die frühzeitige Meldung. Wir hören uns sicher noch", auf unsere Verabschiedung folgend, beendet Clara den Anruf. "Dann haben wir das auch schon geklärt", murmle ich mit Blick nach draußen. Die Dunkelheit lässt selbst die riesigen, aber dennoch vereinzelten Straßenlaternen, einsam wirken. "Willst du hierbleiben?", hackt meine Freundin nach, die meinen Blick wohl bemerkt hat. "Nein danke, ich vermisse mein Bett jetzt schon, auch wenn ich es bereits morgen schon verabschieden muss", schief lächelnd sehe ich Aria an, die es mir nachmacht. "Du würdest das Ding echt heiraten", scherzt sie, was ich mit einem "Das gleiche kann ich bei dir von deinem Freund behaupten", quittiere.

"Eyy, du kannst doch nicht mein Baby beleidigen", schmollt diese sofort, was ich nur mit einem "Ihh, dann ist es ja auch noch Inzest", kommentiere. "Du bist so ein Arsch", mault diese, aber das Grinsen, welches ihre Lippen umspielt, kann sie nicht lange verstecken. "Zumindest bin ich dann zu 100% attraktiv auf 70% der Männer", frech strecke ich ihr die Zunge raus. "Hat dir mal jemand gesagt, wie dumm du bist?", will sie gespielt sauer von mir wissen. Nachdenklich lege ich die Hand ans Kinn, blicke leicht schräg auf die Decke. Nach einer kurzen Zeit sehe ich zu ihr und beantworte ihre Frage mit einem "Ja, du gerade".

Wenn das so ist, melde ich mich als Begleitperson für eine geistig eingeschränkte Person an. Dann kann ich zumindest mit nach Mexiko", scherzt sie, was mich bloß mit den Augen rollen lässt. So toll wird das nun auch wieder nicht, schließlich herrscht dort bestimmt eine grauenhafte Hitze", meine ich daraufhin. Besser als dieses Sauwetter", kritisch lässt sie ihren Blick nach draußen wandern, was ich ihr sogleich nachmache. Langsam, aber sicher sollte ich mich auf den Weg nach Hause machen", während dem Sprechen stehe ich auf, gefolgt von meiner besten Freundin. Den Weg zur Tür kennst du eh schon. Man sieht sich", ein schiefes Lächeln liegt auf ihren Lippen, welches ich erwidre.

Seufzend lasse ich die Haustüre hinter mir, um schutzlos unter dem prasselnden Regen zu stehen. Es schmerzt beinahe, wenn die dicken Tropfen auf mein Gesicht treffen. Sicherheitshalber beeile ich mich auf dem Weg zu meinem Auto, der zu meinem Vorteil nicht allzu weit ist. Nachdem ich die den Motor gestartet habe, lasse ich, ohne zu zögern die Heizung sowie die Scheibenwischer an. Diese garantieren mir zumindest, dass ich beim Unfallbauen etwas sehe, was bestimmt nicht unvorteilhaft sein wird. Einen weiteren Vorteil habe ich dadurch, dass meine Wohnung nicht allzu weit weg ist. Bereits nach kurzer Zeit habe ich diese erreicht.

Ein letztes Mal für den heutigen Tag muss ich durch den Regen, sobald ich meinen wagen abgeschlossen habe. Im Laufschritt trotte ich vom Parkplatz zu dem Mehrparteien-Haus, in dem die lichter brennen als wäre Weihnachten. In beinaher Dunkelheit sperre ich die massive Tür auf, beim Öffnen knarzt sie, wie sie es schon immer tat. Früher fuhr ich nachts immer hoch, wenn jemand spät abends nach Hause kam, heute nehme ich es nicht einmal mehr wahr.

Da ich morgen schon wieder nicht zuhause sein werde und dann auch schon das nächste Aufeinandertreffen mit Lando sein wird, bin ich gezwungen seine Klamotten zu waschen. Normalerweise schalte ich die Waschmaschine nie wegen so wenigen Stücken an, doch mir bleibt nichts anderes übrig. Das Gerät tüddelt fröhlich vor sich hin, während ich mich auf den Fliesenboden davor sinken lasse. Warum muss ich immer so einen Mist durchmachen? Alles was ich möchte, ist meine Ruhe, nicht mehr und nicht weniger, ist das zu viel verlangt? Da ich keine Wahl habe, ziehe ich mich wieder hoch, mein Gepäck packt sich schließlich nicht von selbst.

Den einzigen Koffer, den ich besitze, sowie meine Klamotten, lagere ich in meinem Kleiderschrank. Da ich die Firma meines Vater vertrete, werde ich dazu gezwungen sein, wie ein normaler Mensch herumzulaufen. Nicht, dass ich im Pyjama herumlaufen würde, aber so ähnlich könnte es schon passieren. Wie auch sonst hätte ich heute in Jungs- Klamotten in der Schneiderei arbeiten können, ohne dass mich die Blicke der Kunden gestört haben? Eigenartige Blicke bin ich bereits gewohnt, die paar mehr oder weniger machen das Kraut auch nicht fett.

Meine wenigen Klamotten habe ich schnell und mühelos verstaut, morgen, bevor wir zum Flughafen fahren, werde ich noch Landos Kleidung reinpacken, oder vielleicht doch in das Handgepäck? Unschlüssig sehe ich zwischen der Waschmaschine und meinem Koffer hin und her. Schlussendlich entscheide ich mich dazu, die paar Sachen nicht mehr in den Schalenkoffer zu packen, da es sonst gut möglich ist, dass ich vergesse, ihm diese zurückzugeben. Das Gepäckstück stelle ich verschlossen in eine Ecke, damit ich nicht aus purer Dummheit darüber stolpere.

Im Bad putze ich mir neben der laufenden Waschmaschine die Zähne, ihr Rhythmus beruhigt mich auf eine komische Art und Weise. Selbst der Staubsauger bringt mich nicht aus der Ruhe, was bei vielen nicht der Fall ist. Vor lauter Routine greife ich nach einem Wattepad sowie dem Abschminkgel, obwohl ich heute nicht einmal geschminkt bin. Erst jetzt denke ich wieder darüber nach, dass ich gestern um diese Uhrzeit im Auto gesessen bin, auf dem Weg zu Lando, ihm seinen verdammten Anzug zu bringen. Ist es überhaupt so schlimm gewesen ihn zu sehen? Oder habe ich mich vielleicht sogar darüber gefreut? Nein, bestimmt nicht. Diesen Gedanken schiebe ich ganz schnell wieder zur Seite, bevor ich mir noch irgendwelche Szenarien ausdenke, die nie passieren werden oder würden, selbst wenn es so wäre.

Müde falle ich in mein Bett, welches wie immer frisch ist. Es gibt mir einfach ein Gefühl von Sicherheit, woran das liegt, kann ich selbst nicht sagen. Normalerweise lese ich abends gerne noch einige Seiten, oder schreibe einigen Kolleginnen, doch heute ist mir nicht danach. In diesem Moment vermisse ich etwas, aber ich weiß nicht was genau. Kopfschüttelnd versuche ich mich selbst zur Vernunft zu bringen, was auch ziemlich gut zu funktionieren scheint. Sobald ich das Licht ausknipse, falle ich auch schon in einen tiefen Schlaf, ohne auch nur noch einmal über die derzeitigen Umstände nachgedacht zu haben. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt