Stürmisches Abu Dhabi 8

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"Womit sollte ich lügen? Außer dem Fakt, dass ich scheiße geschlafen habe, habe ich dir nichts vorenthalten", gebe ich als Antwort und hoffe, sie springt auf diesen Zug auf. "Zuerst steht Lando vor deiner Haustüre und dann kommt nichts mehr von ihm? Nicht einmal ein Kuss auf die Wange oder so?", will Aria enttäuscht von mir wissen. Als sie das mit dem Kuss so in den Raum stellt, brennen bei mir die Sicherungen durch. "Freya, bring dieses Gespräch einfach zu Ende", denke ich mir und suche nach einer schnellen Antwort.

"Nein, rein gar nichts", ist das, was mir am ehesten einfällt. "Er ist schon komisch, findest du nicht auch? Verhält er sich zumindest normal?", löchert sie mich weiter mit Fragen. "Ja, schon, aber daran kann man nichts ändern", murmle ich nachdenklich in die Leitung. "Krall ihn dir! Du kannst dir den nicht durch die Lappen gehen lassen", sie versucht mich gerade ernsthaft zu ermutigen, weshalb mir beinahe ein Lachen herausrutscht. "Mit keiner Silbe habe ich behauptet, auf ihn zu stehen, warum also sollte ich?", stelle ich nun eine Frage an sie. "Du lässt ungerne eine Schicht im Café zwei Mal hintereinander ausfallen", feuert sie schlagfertig zurück.

"Ja, ich mag ihn, mehr ist da aber nicht. Schließlich kennen wir uns nicht, so schnell kann man sich nicht verlieben", ich versuche dieses Gespräch so rasch wie möglich zu entschärfen, diese Lügen gehen mir selbst auf den Keks. "Wie du meinst, dann lasse ich dich jetzt aber, später kommt nämlich noch James", schwärmt sie, was ich ihr nicht übelnehmen kann. "Passt gut, wollte sowieso schlafen gehen. Die letzte Nacht war zu kurz", meine ich und versuche dabei so freundlich wie möglich zu sein. "Du bist ja auch fast schon ein Faultier, aber nur, dass die aktiver sind", scherzt Aria, was ich einfach so im Raum stehen lasse, mich verabschiede und auflege.

Unmotiviert trotte ich den Flur entlang, das Licht ist etwas gedimmt, vermutlich liegt es daran, dass es noch ziemlich früh ist. Später werde ich mich in Hotel-Anlage umsehen, möglicherwiese entdecke ich etwas, womit ich dieses Wochenende überstehen kann. Heute steht der Medientag an, bedeutet, die Jungs sind aus dem Haus, oder besser gesagt aus dem Hotel. Eigentlich bezieht sich das in meinem Fall konkret auf Lando, den ich loswerden will. Aber wenn man vom Teufel spricht, beziehungsweise denkt, muss er ja wie gerufen auftauchen.

"Freya", haucht er ungläubig, sobald er seinen Blick von seinem Handy hebt und mich ansieht. Stumm laufe ich an ihm vorbei, eher gesagt versuche ich es. Doch wie erwartet, lässt Lando nicht locker. "Ich habe Mist gebaut, ich weiß", mit diesen Worten hält er mich am Arm fest. Wie paralysiert bleibe ich abrupt stehen und versuche dieses Gefühl, dieses Kribbeln, welches an der Stelle ausbricht, wo er mich berührt, zu unterdrücken. "Da kommst du aber früh drauf", zische ich und versuche mich von ihm loszureißen. Auch wenn seine Berührungen wie Balsam für meine Seele sind, sie sollten es nicht sein. Nicht, nachdem er diese hirnrissige Aktion gebracht hat.

"Weißt du wie weh es mir tut dich zu sehen und zu wissen, dass es nicht geht. Das es besser wäre?", raunt er, schlingt seinen anderen Arm um meine Taille, um mich näher zu sich zu ziehen. "Wie soll ich nach all dem deinen Worten noch einen Glauben schenken?", flüstere ich gegen seine Brust, ziehe seinen Geruch ein, lausche seinem Herzschlag. Warum fühle ich mich bei ihm so wohl? Nie in meinem Leben wollte ich wie eines dieser klischeehaften Mädchen in den Büchern enden, aber warum fühlt es sich gerade so an? "Das verlange ich nicht, aber bitte hass mich nicht. Es tut mir so weh", murmelt er, allein seinen Worten schafft er es, dass sich mein Unterleib zusammenzieht.

"Du hast mir auch weh getan. Gestern bin ich beinahe nicht vom Boden aufgestanden. Du hast mich verletzt. Du hast mich missbraucht!", fahre ich ihn an, reiße mich aus seiner Umarmung. Gerade will er ansetzen zu sprechen, da zische ich ein "Rede nicht von Schmerz, wenn du nicht an meiner Stelle warst an jenem Abend". Seine Augen weiten sich, erneut versucht er nach mir zu greifen. "Lass es mich doch versuchen zu erklären, denkst du für mich ist es einfach?", der Unterton seiner Stimme lässt mich beinahe wieder weich werden. "Das ist nur eine Masche!", meint meine Gehirnzelle, womit sie bestimmt Recht hat.

"Lando, ich kann sowas nicht mitmachen. Es ist nicht richtig, wir sollten beide unser Leben führen", mit diesen Worten lasse ich ihn wortwörtlich stehen. Mit jedem Meter, den ich mich von ihm entferne, suche ich gleichzeitig wieder seine Nähe. Was, wenn er es ernst meint? Nein, das ist nicht möglich, diesen Gedanken kann ich sofort wieder verwerfen. "Bitt hass mich nicht", immer wieder wiederhole ich seine Worte in meinem Kopf. "Ha! Das ich nicht lache. Das hätte er sich vorher überlegen sollen", denke ich mir, obwohl ich tief im Inneren weiß, dass ich ihn zu keinem Zeitpunkt gehasst habe und es vermutlich auch niemals werde.

Doch auch wie gestern habe ich diesen Morgen nicht wirklich Hunger, weshalb ich stattdessen zum Kaffee greife. Lando lässt sich nicht blicken, was mich aber keineswegs verwundert. Meine Idylle wird trotzdesseng stört, von jemanden, der neben mir den Stuhl zurückzieht. "Kennen wir uns?", frage ich den hellblonden Mann der sitz frech neben mich gesetzt hat. "Nein, aber ich habe gesehen, dass außer dir niemand hier ist und du hast einen Kaffee in der Hand, das macht sympathisch", er hält mir seine Tasse hin, weshalb ich wie beim Alkohol einfach anstoße, da ich nicht so recht verstehe, was er jetzt genau von mir will.

"Joar und jetzt?", frage ich ihn deutlich verwundert, was ihn zum Lachen bringt. "Valtteri Bottas, du bist anscheinend nicht interessiert am Formel 1 Sport, oder?", stellt er sich vor und stellt im selben Atemzug eine Frage, mit sehr offensichtlicher Antwort. "Freya, unwissende Sponsor-Vertrags-Dings mit McLaren, oder so irgendwie", antworte ich amüsiert. "Hat mich sehr gefreut dich kennen zu lernen, aber jemand, mit einem Kaffee, ist einfach eine Pflicht zum Kennenlernen. Aber da drüben ist gerade mein Team-Mate, zu dem ich mich gesellen sollte", ehe ich mich versehe, hat sich Valtteri an einen anderen Tisch gesetzt. Warum sind hier alle so verdammt spontan? "Mädchen, du hast einen Tag vorher entschieden, dass du hier herkommst und das kennst du nicht scheiße Spontan?", zieht mich meine Gehirnzelle sofort zur Rechenschafft. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt