Heißes Mexiko 6

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Seit gefühlten Stunden schleppen mich die beiden queer über das Gelände, pumpen mich mit Infos zu, worauf mein Kopf mit fürchterlichen Schmerzen reagiert. "Können wir mal kurz stehenbleiben?", frage ich die beiden. "Kein Problem, uns kommt eh Zac entgegen", meint Carlos. Da ich mit dem Namen nichts anfangen kann, lasse ich diese Aussage so wie sie ist im Raum stehen. "Hallo Miss Villin, schön Sie kennen zu lernen", ehe ich mich versehe, wird meine rechte Hand beinahe zerquetscht. "Die Freude ist ganz meinerseits", antworte ich daraufhin leicht verwundert.

"Sie können mich gerne auch Freya nennen, dann fühle ich mich nicht so alt", meine ich mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen, von dem etwas älteren und pummeligen Herr geht eine angenehme Wärme aus. "Zac Brown, aber für dich und die Jungs hier einfach nur Zac", seine Stimme ist ja beinahe so euphorisch wie die von Aria. "Es tut mir leid, aber wegen dem Vertrag müssen wir morgen reden, heute ist der Terminkalender voller als die Finnen", scherzt er, jedoch verstehe ich auch diesen Witz nicht so ganz. "Das ist kein Problem, so schnell lasse ich mir keine Flügel wachsen", antworte ich deshalb schlicht darauf.

"Lando, wehe sie kommt in die Nähe der Bullen, ansonsten geht das mit dem Wachsen der Flügel schneller als man denken kann", scherzt er weiter. Wie zum Teufel kann man in dieser Branche mit so viel Humor, so viel erreichen? "Jedenfalls bis morgen, man findet schon irgendwie zusammen, so kurz vor Saison Schluss ist immer sehr viel los", ehe ich mich versehe, verschwindet der CEO auch schon wieder. Min Blick muss dem eines U-Boots gleichen, da Carlos neben mir in schallendes Gelächter ausbricht. "Willkommen im McLaren Team, du wurdest offiziell adoptiert", der Spanier legt mir einen Arm um die Schulter.

"Das ganze muss ich nicht verstehen, oder?", frage ich ihn mit hochgezogener Augenbraue. "Nein, musst du nicht. Schließlich machst du nur einen Sponsor-Vertrag, nicht mehr und nicht weniger", Lando grummelt wieder einmal vor sich hin. "Könntest du einmal nett sein, sonst bist du doch auch nicht so", Carlos scheint sich für der Verhalten des Briten schon fast zu schämen. "Nein, kann ich nicht. Sehen uns später, bin mal trainieren", mit diesen Worten wendet sich der Brünette von uns ab. "Es wird immer verrückter", denke ich mir, doch wie mir scheint, habe ich diesen Gedanken laut ausgesprochen, da Carlos diesen mit einem "Es scheint so", quittiert.

"Was machen wir dann?", frage ich den Spanier, der daraufhin bloß die Schultern zuckt. "Hast du Lust, einen Track Walk zu machen?", fragt er mich, jedoch verstehe ich davon nur Bahnhof, was er deutlich aus meiner Mimik lesen kann. "Wir sehen uns dabei die Strecke genauer an, dabei kann ich dir mehr über den Sport uns das Wochenende erzählen", erklärt er mir. „Warum denn nicht? Klingt schließlich spannend", stimme ich, ohne groß zu überlegen zu. Was ich dabei nicht bedacht habe, wie lang vier Kilometer sein können.

"Und diese Strecke fährt ihr 71-mal am Sonntag?", frage ich geschockt, da haben wir gerade einmal die Hälfte hinter uns. An uns für sich ist das Laufen nicht das Problem, viel eher die Hitze, die mir zu schaffen macht. "So heiß ist das nicht einmal", winkt der Spanier lachend ab, womit er vermutlich auf meine Schweißperlen andeutet. "Aber ja, wir fahren 71-mal an denselben Kurven vorbei", fügt er noch lachend hinzu. "Wird das nicht langweilig?", will ich verwundert von ihm wissen. "Um ehrlich zu sein, nein. Wir haben genug damit zu tun, nicht überholt zu werden, andere zu überholen und richtig zu schalten", meint er, was ich mit einem "Deshalb fahre ich Automatik", quittiere.

"Jeder wie er möchte. Aber am Sonntag wirst du schon verstehen, was ich damit meine, dass es anstrengender ist, als es aussieht", anscheinend versucht der Spanier mich wirklich davon zu überzeugen, dem Motorsport näherkommen zu sollen. "Vielleicht wird das ja noch was, mit mir und der Formel 1", antworte ich darauf. "Vielleicht? Ich bitte dich, zu hundert Prozent", mit der Hand macht er eine eigenartige Geste, die sein Gesagtes vermutlich unterstreichen soll. "Mal sehen, mal sehen", murmle ich, gefolgt von einem Lachen.

"Musst du heute nicht auch trainieren?", will ich von Carlos wissen, sobald wir wieder in Pit Lane sind. "Heute nicht, nein", antwortet er darauf. "Machst du eigentlich in der Freizeit einen Sport?", will er nun von mir wissen. "Nein, außer Workouts bleibt mir nicht viel Zeit. Fitnessstudio ist mir mit der Zeit zu aufwendig geworden", gebe ich ehrlich zu. "Kann ich mir denken, du wohnst doch ein Stück weit weg von deiner Arbeitsstelle", eines muss man ihm lassen, Schlussfolgerungen liegen ihm, denn es gab keinen anderen Grund das trainieren zu lassen, außer die lange Anfahrtszeit. "Es ist Zeit fürs Mittagessen und du bist wohl oder übel dazu gezwungen mitzukommen", ehe ich mich versehe, werde ich von Carlos auch schon wieder mit geschliffen.

Schlussendlich finde ich mich auf der Terrasse des Motorhomes wieder, wo neben uns beiden auch noch andere Teammitglieder ihren Platz gefunden haben. Selbst Lando sitzt auf einem der Stühle, sobald er mich sieht, könnte man meinen er wolle jemanden umbringen. Was habe ich ihm eigentlich getan? Diese Frage zischt mir wieso oft durch den Kopf, aber ich stelle sie gar nicht, auf seine billige Antwort kann ich getrost pfeifen. "Wie war den Training?", will Carlos von seinem Teamkollegen wissen. "Entspannend", gibt dieser als Antwort. Aus diesem Gespräch halte ich mich einfach raus, seine schlechte Laune kann er bei jedem, aber sicher nicht bei mir auslassen.

"Sag mal, was ist denn los? Die letzten Tage schon bist du gereizt wie sonst was", hackt Carlos beim Briten nach. "Nichts, was soll los sein?", mault dieser zurück. "Allein schon, wie du reagierst, das soll sein", antwortet der Spanier darauf. Wie schafft er es, immer die Nerven zu behalten? "Vielleicht weil ich immer die gleiche Frage bekomme und immer gleich antworte, aber diese Antwort nicht akzeptiert wird?", schnauzt Lando, auch die anderen am Tisch blicken nun zu uns. "Dann muss ich das wohl so hinnehmen", murmelt Carlos kaum hörbar, mehr an sich selbst gerichtet als an Lando, welcher sich immer tiefer in den Flechtsessel fallen lässt. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt