Heißes Mexiko 3

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Müde schlage ich meine Augen auf, mir brummt der Schädel. Verwundert stelle ich fest, dass mich jemand zugedeckt hat, aber auch das ich nicht gerade sitze. Da mir gerade nicht nach reden ist, drehe ich mich, so dass ich einem konzentrierten Lando ins Gesicht sehe. Moment?! Lando?! Warum sitzt er neben mir? Hunderte Fragen schießen mir durch den Kopf, aber keine davon spreche ich laut aus. "Es ist wach, kann es sich bitte wieder normal hinsetzen?", der Brite sieht mir genau in die Augen. Für einen kurzen Moment setzt alles in meinem Körper aus. Atmung, Gehirn, einfach alles.

"Sie ist ja noch halb am Schlafen", lacht der Spanier, womit er nicht einmal Unrecht hat. Liebend gerne würde weiterschlummern, bis dieser Flug vorbei ist. Aus Trotz und Provokation drehe ich mein Gesicht weg und schließe erneut die Augen. Unbequem ist es nämlich ganz und gar nicht. "Freya, wehe ich habe dich jetzt noch einmal mehrere Stunden an meiner Schulter kleben", mault Lando gedämpft, das Ganze quittiere ich mit einem Achselzucken. "Du brauchst gar nicht so zu lachen, ansonsten setz du dich auf meinen Sitz", grummelt dieser weiter, was vermutlich an Carlos gerichtet ist.

"Warte, das haben wir gleich", grummle ich vor mich hin, bevor ich mich von dem sitz erhebe. Noch im Halbschlaf stolpere ich die zwei Schritte nach vorne und setze mich neben den Spanier. Ehe er sich versieht, lehne ich auch schon meinen Kopf an seiner Schulter an, was diesen eher weniger zu stören scheint. "Die ist sowieso bequemer", murmle ich, von der Seite des Briten höre ich, wie er scharf die Luft einzieht. "Das kann ich nicht bewerten, aber wenn's dich glücklich macht", versucht der Spanier die Situation zu entschärfen. Vermutlich hat er bemerkt, zu welch einer Bombe Lando bei jeglicher Gelegenheit mutiert, was ich natürlich für mein Entertainment nutze.

Provokativ schließe ich die Augen und schlummere an der Schulter von Carlos, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich hier unwohler. Es ist einfach nicht dasselbe. "Könnte das vielleicht an deiner Gefühlslage zu Lando liegen?", stichelt eine Gehirnzelle. Nein, bestimmt nicht. Es ist einfach nur, dass ich ihn gerne auf die Palme kriege, nicht mehr und nicht weniger. Genau so ist es. Doch leider kann ich diesmal nicht aufhören meine Gedanken weiterzuspinnen, womit ich die nächsten Stunden bestimmt wachgehalten werde.

"Bitte bringen Sie die Sitze wieder in die Ausgangsposition. Wir werden in Kürze landen. Stellen Sie sicher, dass sie angeschnallt sind und wir hoffen, Ihr Aufenthalt wurde durch uns so angenehm wie möglich gestaltet", diese Durchsage reißt mich förmlich aus meiner Wohlfühlblase. Ob ich geschlafen habe oder ob ich in meiner Welt versunken war, kann ich nicht einmal sagen, aber dafür bleibt auch keine Zeit. "Hast du gut geschlafen?", will Carlos wissen, an dessen Schulter ich ja förmlich geklebt bin. "Ja, danke nochmal für deine tolle Leistung als Kopfkissen", ich schenke ihm ein keckes Zwinkern. "Keine Ursache, immer wieder gerne", meint dieser daraufhin.

"Dann buche ich dich auch gleich für den Rückflug, ist das okay?", hacke ich im Geschäftston nach. "Was springt denn für mich heraus?", stellt er die Gegenfrage. Gerade will ich antworten, da höre ich Lando etwas Unverständliches murmeln. Es hört sich wie ein "Ja ja, flirtet nur ruhig", oder so an, aber ganz so gut verstehe ich es dann doch nicht. "Wonach wäre dir denn?", frage ich den Spanier perplex. "Du könntest ja versuchen dich ein wenig mit Lando anzufreunden, das würde euch beiden und dem Team guttun", man hört an seiner Stimme, wie sehr ihm das wohl am Herzen liegt, weshalb ich zustimme.

Unsere Gespräche hatten bisher immer etwas Lustiges an sich, doch das was ich gerade gesagt habe, fühlt sich an wie ein Versprechen. Es stört mich nicht einmal, dass er das möchte. Denn eigentlich kann ich den Briten gut leiden, aber der Fakt, dass er sich schneller als eine Spieluhr aufziehen lässt, löst in mir ein gewisses Verlangen aus, ihn auszutesten. "Freut ihr euch schon auf Mexiko?", will Lando unmotiviert wissen. Moment. Er versucht gerade eine Konversation aufzubauen? "Denke schon, ich bin hier in Mexiko-Stadt noch nie gewesen", gebe ich offen und ehrlich zu. "Dort treffe ich zumindest auf meine Spezies, also ja natürlich", scherzt Carlos, jedoch verstehe ich den Witz nicht ganz.

"Ja, dann kannst du dich ja gleich mich Checo unterhalten, der Spricht ja auch spanisch", meint Lando darauf. "Muss ich das verstehen?", frage ich verwirrt nach, die beiden schenken mir einen "Eigentlich schon" Blick zu. "Checo ist aus Mexiko und einer der anderen Fahrer. Aus diesem Grund kann er auch spanisch, wodurch Carlos nicht immer English reden, muss", erklärt mir Lando. Da mein Wissen über das Formel 1 Thema so begrenz wie die Freiheit im Kommunismus ist, nicke ich einfach nur, um ihm zu signalisieren, dass ich es verstehe.

"Warst du schon einmal in Mexiko? Also allgemein", will nun der Spanier von mir wissen, doch ich muss diese Frage verneinen. "Dafür hast du ja uns, du wirst noch viele andere Länder zu Gesicht bekommen", mischt sich Lando wieder ein. Versucht er einfach nicht unterzugehen zwischen Carlos und mir?", diese Frage stelle ich mir, denn je mehr ich darüber nachdenke, umso offensichtlicher wird es. Die meisten Gespräche fanden ohne Landos Interaktion statt, vielleicht ist er deshalb so distanziert. "Stimmt, und das wird bestimmt noch eine tolle Zeit mit euch beiden", während ich spreche, sehe ich hauptsächlich zu dem Briten, dessen Lippen ein kleines, kaum sichtbares Lächeln umspielt.

"Das will ich doch hoffen. Ansonsten geben wir dich zurück und fordern unser Geld zurück", scherzt Carlos, was ich mit einem "Wenn du mich auf dem Schwarzmarkt verkaufst, machst du sogar noch einen Gewinn", quittiere. "Wenn ich Lando und dich verkaufen würde, wäre ich steinreich", schmunzelnd sieht er zwischen uns hin und her. "Dann kannst du doch gleich Lewis dazugeben? Dann hast du neben ein paar Millionen auf dem Konto auch noch die Bullen im Nacken", meint Lando daraufhin. "Hier wird niemand verkauft, das gibt zu viele Spuren", gebe ich meinen Senf dazu. "Umbringen ist die bessere Methode", hänge ich noch dran. "Carlos, gib sie zurück! Sie macht mir Angst!", Lando macht einen auf panisch, was uns alle drei zum Lachen bringt. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt