Stürmisches Abu Dhabi

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"Wie kannst du so locker damit leben?", will Aria von mir wissen, dabei gestikuliert sie wie verrückt mit ihren Händen. "Mir bleibt ja nichts anderes über", mit meinem Kaffee in der Hand lasse ich mich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. "Du kommst damit klar, dass du ihn frühstens nächstes Jahr wieder sehen wirst? Das sind ja fast fünf Monate", entsetzt reißt sie ihre Augen auf. "Vielleicht hilft mir das die Gedanken zu ordnen. Warum sollte er in dieser Situation eine Freundin wollen? Denk doch einmal nach. Dazu kommt noch, dass mich dieses Gefühl nicht loslässt", mit schiefgelegtem Kopf sehe ich sie an.

Erschrocken sehen wir uns um. Ein Geräusch ließ und beide hochschrecken. "War das nicht deine Klingel?", will Aria verdutzt wissen. "Denke schon", antworte ich ihr. Wieder klingelt es. Unsicher ob ich aufstehen soll, stütze ich mich an den Armlehnen des Stuhls ab. "Was ist los?"; hackt Aria verwirrt nach. "Wer soll das bitte sein?", meine ich verwundert. "Schau doch nach", scheucht sie mich und erhebe mich von meinem Sessel. Wieder ertönt die Glocke. Verwundert drücke ich den Schalter, damit unten die Haustüre geöffnet wird. "Sag mir dann, wer es ist", höre ich es noch von meiner besten Freundin, ehe ich die Eingangstüre aufschließe.

Diese würde ich aber liebend gerne wieder zuschlagen. "Warte!", bevor ich dazu komme, hat er aber schon seinen Fuß in der Türe. "Was willst du?", frage ich ihn durch die halb verschlossene Türe. "Wer ist das?", zischt Aria aus der Wohnküche. "Ich wollte kurz mit dir reden", meint dieser, seufzend öffne ich die umstrittene Haustüre. "Dann sprich, was anderes bleibt mir ja wohl nicht über als dir zuzuhören", murmle ich. Seine grünen Augen durchbohren mich. Wie lange sehen wir uns schon an? Dieser Gedanke wird davon unterbrochen, da er einen Schritt auf mich zukommt.

"Lando, was willst du?", beim Aussprechen seines Namens läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. "Ich habe mich dämlich verhalten", beginnt er, meine Gedanken dazu lasse ich lieber unausgesprochen. „Da stimme ich dir zu", antworte ich ihm. "Jedenfalls wollte ich mich bei dir entschuldigen und dich fragen, ob du Lust hast mit zum nächsten Rennwochenende zu kommen", verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. Perplex reiße ich die Augen auf. "Wie meinst du?", verwundert lege ich den Kopf schief. "So wie ich es gesagt habe", meint er, in seiner Stimme ist ein gewisser Ernst zu hören.

"Freya, ruf mich an und gib mir Bescheid. Leider muss ich jetzt los", zwinkernd quetscht sich Aria an uns vorbei, ehe ich etwas sagen kann. "Willst du reinkommen?", frage ich ihn etwas verwundert über sein plötzliches Auftreten. "Wenn es dir nichts ausmacht", schulterzuckend gehe ich einen Schritt zurück, damit er eintreten kann. Stumm beobachte ich ihn, wie er den Schritt nach vorne geht, sich die Schuhe abzieht. "Lass sie einfach dastehen", murmle ich sobald ich bemerke, dass er keine Ahnung hat, wohin damit.

"Du bist sauer, oder?", fragt er mit solch einer leisen Stimme, dass der rauchige Unterton mir die Nackenhärchen aufstellt. "Lando, du hast mich mit George quasi am Flughafen stehengelassen. Du hast dich am Sonntag genauso bescheuert verhalten, wie die Tage davor, obwohl du noch eine Chance wolltest", flüstere ich kopfschüttelnd. "Das ist mir bewusst, aber ich habe es ernst gemeint", meint er und kommt einen Schritt auf mich zu. Unsicher weiche ich einen zurück. "Wie soll ich dir nicht glauben?", frage ich ihn, aufrichtig sehe ich ihm in die Augen.

"Deswegen wollte ich dich ja fragen ob du mitkommst nach Abu Dhabi", erneut geht er weiter auf mich zu, diesmal lasse ich es zu. "Schon, aber ich muss ja arbeiten und, und", doch weiter komme ich nicht, der mich unterbricht. Seine Hände legen sich an meine Taille und zieht mich näher an sich heran. Meine Augen wandern augenblicklich zu den seinen. Das Grün-Blau zieht mich komplett in seinen Bann, wie an jenem Abend. Die Kontrolle über meinen Atem habe ich schon lange verloren, genauso wie über den eiskalten Schauer, der mir über den Rücken wandert.

"Warum tust du mir das an?", flüstere ich, bereue es jedoch im selben Atemzug. "Was tue ich dir an?", will er sofort von mir wissen. Sein Atem, der an meiner Haut abprallt, macht es nicht besser, das Denken, das seit dem Moment als ich die Tür aufgerissen habe, eingestellt wurde. "Das alles", antworte ich, ohne den Blick von ihm zu lösen. "Beschreibe es", murmelt er, seine Hände liegen nun auf meiner Hüfte. "Das kann ich nicht", hauche ich, was er mit einem "Dann zeig es mir anders", quittiert. "Soll ich ihn küssen?", ist mein erster Gedanke, verwerfe ihn jedoch rasanter als er gekommen ist.

"Das kann ich nicht", gebe ich kopfschüttelnd zurück, versuche nach hinten von ihm abzuweichen. "Nicht jetzt", füge ich hinzu. Der Brite mir gegenüber schluckt schwer, irgendetwas stimmt hier nicht. "Fliegst du mit mir nach Abu Dhabi? Es würde mir viel bedeuten", er sieht mich flehend an. "Wenn du aber wieder so einen Mist abziehst, suche ich mir schneller ein anderes Hotel als du Formel 1 sagen kannst", drohend hebe ich meinen Zeigefinger. "Danke", meint er, ehe ich mich versehe, hat er mich in eine enge Umarmung gezogen, erst bin ich etwas verklemmt, doch bereits nach wenigen Atemzügen lehne ich mich gegen seinen Oberkörper.

Selbst nach Minuten lauschen wir noch immer dem Atem des anderen. Meine Augen sind geschlossen, mein Gehör auf das Schlagen seines Herzens fixiert. Lando hat seinen Kopf auf meinem ablegt, zum ersten Mal seit Jahren fühle ich mich sicher. Aber auch muss ich damit zugeben, dass ich mehr als nur verschossen in ihn bin. Seine Hände liegen bereits unter meinem Pullover, zumindest noch über meinem Shirt. Kreise zeichnet er auf meinem Rücken, es könnte sein, dass er etwas murmelt, aber meine Konzentration ist viel mehr auf diese sanften Berührungen gerichtet, dass ich von dem Rest nicht viel mitbekomme, als wäre es abgestellt worden, durch einen Hebel, den man umgelegt hat. Genau so eigenartig ist es aber auch, als ich zaghaft meine Arme um seinen Torso schlinge, wodurch er mich noch ein wenig näher an sich ran zieht, wenn das überhaupt möglich ist . 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt