Stürmisches Abu Dhabi 7

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"Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich dich verdient habe", meine ich und sehe George an, der nur lässig abwinkt. "Keine Ursache, ich mag dich doch auch gerne", amüsiert hebt er seine Augenbrauen, die Aussage quittiere ich mit einem "So kann man es auch ausdrücken". "Aber Dings, ich muss dir noch was zurückgeben", verwundert bleibt er stehen. "Was denn? Ich vermisse nichts", verwirrt blickt er mich mit seinen blauen Augen an. "Dafür musst du dich ein bisschen kleiner machen, ich bin nicht so groß", antworte ich ihm locker, sofort geht er ein wenig in die Hocke, da er es vermutlich echt nicht kapiert.

Frech drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange und kann mir ein breites Grinsen nicht mehr verkneifen. Auch er beginnt zu Grinsen, will anfangen zu sprechen und wackelt drohend mit dem Zeigefinger, jedoch komme ich ihm mit einem "Das war die Revanche für gestern", zuvor. "Ach so ist das", er richtet sich wieder auf und sieht zu mir runter. "Ja, so ist das", gebe ich zurück, worauf er mir durch die Haare wuschelt. "Hey! Die habe ich erst gerichtet!", protestiere ich lautstark. "Keine Sorge, sieht immer noch gut aus", meint er, gefolgt von einem Lachen. Gespielt sauer, verschränkte ich meine Arme vor der Brust. "Wir sollten aber mal runter gehen, ich habe Hunger", natürlich antwortet er nicht auf eine Antwort, sondern reißt mich einfach mit sich mit.

Diesmal hole ich mir einen Salat, denn auch wenn ich nicht gefrühstückt habe, in der Stadt hat mich Sandra dazu verdonnert alles Mögliche zu probieren, weshalb sich mein abendlicher Hunger in Grenzen hält. Auch George hat sich einen geholt, ihm scheint es also ähnlich zu gehen. Lange bleibt es nicht idyllisch, mit einem "Hey! Wie geht's dir? Lange nicht gesehen!", macht Carlos lautstark auf sich aufmerksam. "Mir geht's super, dir?", frage ich den Spanier sogleich zurück, der sich neben mich auf einen der Stühle fallen lässt.

"Alles angenehm bei mir, keine Frage. Aber ich dachte, wir sehen uns erst nach dem letzten Rennen wieder?", hackt er sofort verwundert nach. "Lando hat mich mitgeschleppt", antworte ich ihm ehrlich, zumindest irgendetwas, wo ich nicht lügen muss. Sein verschwörerischer Blick lässt mich die Augen verdrehen, selbst George macht es ihm nach, obwohl er es doch eigentlich wissen sollte. "Da könnt ihr mich schon anschauen, das war seine Idee, nicht meine", gebe ich gleichgültig mit einem Schulterzucken von mir, widme mich dann aber doch wieder meinem Essen. "Was ist das eigentlich zwischen euch beiden jetzt?", Carlos gehen die Fragen wohl nie aus, zumindest scheint es mir so.

"Zwischen wem?", allein schon bei seiner Stimme spüre ich einen Schauer über meinen Rücken wandern. "Na zwischen Freya und Leonardo DiCaprio", scherzt George und dreht sich offenbar in seine Richtung. Es fühlt sich so an, als würde er direkt hinter mir stehen. Immer verkrampfter sitze ich auf meinem Stuhl und hoffe, dass er sich zu jemand anderen setzt. "Achso, wenn es weiter nichts ist", antwortet er gleichgültig, doch etwas stört mich an seiner Stimme, wie ein Unterton, den ich nicht zu erkennen scheine. Zu meinem eigenen Bedauern nimmt er neben George Platz und sitzt somit genau mir gegenüber.

Die ganze Zeit über, versuche ich seinem Blick auszuweichen, aber das ist schwieriger als ich dachte. Obwohl ich nicht einmal am Gespräch teilnehme, erwische ich ihn, wie er immer wieder zu mir rüber schaut, während ich ihn gefühlt anstarre. "Schau doch weg du Idiot", mault meine Gehirnzelle, aber wenn das nur so einfach wäre. Damit ich mir selbst einen Gefallen tue, esse ich ein wenig schneller, damit ich mich aus dem Staub machen kann. Über das Rennen am Sonntag kann ich nicht viel sagen und ich werde bestimmt nicht dableiben, weil es halt eben höflich wäre. Nicht mit Lando an einem Tisch.

"Jungs, es tut mir leid, eure Runde für einen Augenblick zu unterbrechen, aber ich werde mich jetzt erstmal wieder auf mein Zimmer verziehen. Wir sehen uns morgen", mit eine Lächeln blicke ich durch die Runde. "Warum denn? Willst du nicht mitquatschen?", fragt George sofort nach. "Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht viel davon und ich habe noch einige Sachen zu erledigen. Vielleicht das nächste Mal", mit diesen Worten stehe ich auf, Carlos sowie George verabschieden sich, wie erwartet bleibt Lando einfach stumm. Dann soll er es halt lassen. Zuerst eifersüchtig sein und dann so eine Nummer abziehen, unterste Schublade und rote Flagge in meinen Augen.

Auf meinem Weg ins Hotelzimmer, treffe ich auf Daniel, eigentlich freue ich mich ja darüber, doch im Moment ist mir alles zu viel. "Hey, entschuldige, dass ich dich sitzen gelassen habe", Sandra sieht mich unschuldig an und schenkt ihrem Freund einen wissenden Blick, welcher diesen erwidert. "Kein Problem, wir sehen und ja eh morgen", winke ich ab, versuche meine gereizte Seite zu verstecken. "Stimmt schon, es tut mir halt trotzdem leid und", doch ich unterbreche sie. "Das tut mir jetzt leid, aber eigentlich will ich nur noch auf mein Hotelzimmer meinen Frieden haben. Wünsche euch noch einen schönen Abend", ohne zu warten, wende ich mich ab.

Dieses lange Reden nervt mich einfach nur noch. Lando steht mir bis zum Hals und der Rest macht es kein Stück besser. Ihre verdutzen Gesichter kann ich mir zu gut vorstellen, aber das müssen sie eben lernen. Irgendwann habe ich keinen Bock mehr zu reden und dann gehe ich auch einfach. Hätte sie mich noch weiter zugetextet, wäre mir vermutlich ein Faden gerissen, den man Geduldsfaden nennt. Genervt von allen lasse ich mich in meinem Zimmer angekommen auf das Bett fallen. Diese Nacht würde ich nicht auf dem Boden verbringen, das schwöre ich mir.

Den restlichen Abend verbringe ich mit E-Mails, noch mehr E-Mails und einem spontanen Gespräch mit Aria, die sofort abhebt, ohne das mir aufgefallen ist, dass der Anruf schon durch ist. "Wie sieht es aus bei dir? Irgendwelche News?", will sie sofort aufgeregt von mir wissen, was ich mit einem "Nein, nicht wirklich", quittiere. Vorerst möchte ich das mit Lando geheim halten, es muss nicht jeder wissen, was er getan hat und sie würde mir vermutlich eine klatschen, wenn ich ihr sage, dass ich meinen Blick noch immer nicht von ihm abwenden kann. "Du lügst mich gerade an", höre ich ihre feste Stimme. "Bitte lass sie nichts wissen", denke ich mir, bevor ich wieder zu meiner Stimme finde. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt