Heißes Mexiko 10

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"Anstatt das du dich jetzt den ganzen Abend aufregst, solltest du vielleicht einfach Platz nehmen und wir bestellen dann alle unser Essen", schlägt Chili vor, der hier als einziger einen kühlen Kopf bewahrt. "Wo ist noch ein Platz frei?", will dieser genervt wissen, George deutet unauffällig neben mich. Augenblicklich wird mir immer wärmer, verdammt. Warum muss es mich treffen? "Wenn es sein muss", grummelt er so leise, dass es außer mir niemand hört. Zu meinem Glück werden uns die Menükarten ausgeteilt und jeder sucht sich etwas aus, ansonsten hätte jemand vielleicht noch mitbekommen, dass bei mir gerade ganz und gar nicht alles stimmt.

Schnell habe ich gefunden was ich essen möchte und ich setze mich gerade hin. Mir ist erst jetzt aufgefallen wie verkrampft ich dagesessen bin, leider stoße ich bei Lando an. Damit ich mir nicht seinen Killerblick geben muss, tue ich so, als wäre nichts gewesen. Zu meiner Verwunderung lässt auch er es so stehen. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass in den nächsten Augenblicken eine der Vasen umfällt. Eine eigenartige Stimme liegt in der Luft, die von niemanden gebrochen wird. Unsicher was ich machen soll, halte ich meinen Blick stumpf auf meine verschränkten Hände gerichtet.

"Was darf ich Ihnen bringen?", eine Kellnerin macht auf sich aufmerksam, augenblicklich liegt wieder etwas Hektisches in der Luft. "Für mich bitte eine Cola Light sowie das Steak, medium bitte, mit dem Salat aber ohne Oliven bitte", George beginnt mit seiner Bestellung. Schon als kleines Kind habe ich mich gefragt, wie man so geschwind alles mitschreiben kann. Also ich bin nicht einmal in der Lage, so schnell zu schreiben, wie ich selbst denke. Vor lauter Grübeln bekomme ich nicht einmal mit, dass ich die Letzte bin, die noch nicht bestellt hat. "Für mich bitte ein Wasser sowie den Nudelsalat", meine ich etwas perplex.

"Wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken?", will Daniel wissen, sobald die Schwarzhaarige in der Küche verschwunden ist. "Das frage ich mich auch oft, aber ganz ehrlich, kein Plan", antworte ich ihm ehrlich, der Australier sowie die anderen werfen mir verschwörerische Blicke zu. "Ach komm schon, du hast doch bestimmt wen im Auge", stichelt George und lehnt sich dabei ein wenig nach vorne. "Nein, eigentlich nicht", meine ich ehrlich. "Das kannst du deiner Großmutter erzählen", mischt sich nun Daniel ein. "Warum reden wir immer von mir, ihr könntet doch auch einmal etwas erzählen", antworte ich locker, um von mir abzulenken.

"Kann man alles googeln", kontert Carlos. "Als ob ich nachlesen werde wer von euch eine Freundin hat. Meine Hobbys sind begrenzt, aber vorhanden", antworte ich ihm darauf. "Außer dem Australier hat niemand hier eine Perle, stimmts?", George sieht den Angesprochenen intensiv an, seine Wangen werden sofort leicht rot. "Also ja, das stimmt schon, aber wir halten unsere Beziehung eher im Hintergrund", erklärt er, die anderen scheinen ein wenig erschrocken darüber zu sein. "Woher weiß es dann George?", will Lando wissen. "Ich habe ihn einmal beim Telefonieren ertappt", sagt George gelassen. "Dann musst du uns aber auch alles erzählen", Chili ist Feuer und Flamme, man könnte ihm zutrauen, alles über jeden zu wissen.

"Also ihr Name ist Sandra, wir kennen uns seitdem sie 19 ist, jetzt ist sie 27 und unsere Beziehung ist vergleichsweise frisch", erzählt er kurz angebunden. "Wie lange denn?", will ich von ihm wissen, damit ich zu diesem Gespräch irgendetwas beitrage. "In der Sommerpause sind wir gemeinsam in den Urlaub gefahren und dort haben wir uns das erste Mal so wirklich ausgesprochen", man könnte meinen er schwärmt von ihr, aber es ist so viel mehr. Man kann ihm förmlich ansehen wie viel sie ihm bedeutet, was niemanden an diesem Tisch zu entgehen scheint. "Aber bitte versprecht mir eines", gerade will er fortfahren, da werden uns die Getränke an den Tisch gebracht.

Nachdem sich jeder bedankt hat, setzt er wieder an "Ich bitte euch, es nicht durch die Welt zu schreien". „Kein Problem, machen wir schon nicht", beruhigt in George. "Naja, du hast dafür gesorgt, dass ich es überhaupt erzählt habe", trotz dem das er Recht hat, kann er sein Lachen nicht verkneifen. "Das haben die eh nicht mitbekommen", winkt er lässig ab. "Stimmt, wir haben überhaupt nichts metbekommen", Chili stimmt mit in den Zirkus ein, was mich ein wenig zum Schmunzeln bringt.

Selbst während dem Essen herrscht ein angenehmes Klima, trotzdem komme ich nicht aus meiner Komfortzone heraus, beobachte das ganze eher schweigend. Lando neben mir ist auch nicht wirklich am Gespräch beteiligt, weshalb wir die ersten sind, die ihr Essen fertig haben. Das Gefühl hier fehl am Platz zu sein überkommt mich. Unsicher schiebe ich meinen Teller weg, womit ich plötzlich von allen mit Aufmerksamkeit überschüttet werde. "Gehst du schon?", will George wissen. "Ja, ich werde jetzt noch duschen gehen und dann schlafen", antworte ich ihm. "Na dann, bis morgen Freya", Carlos ist der erste der sich verabschiedet, die anderen machen es ihm nach.

Auf den Fluren ist es totenstill. Tief in meinen Gedanken versunken gehe ich die Treppen hinauf. Hauptsächlich stelle ich mir selbst Fragen über Lando, die ich nicht beantworten kann. Die Stufen vor mir drohen nicht weniger zu werden. Immer mehr verliere ich den Bezug zur Realität, weshalb ich für einen Moment stehenbleibe. Tief atme ich durch, ehe ich weiter gehe. Ein plötzliches Räuspern hinter mir, lässt mich hochschrecken. "Alles okay bei dir?", höre ich seine Stimme. Mein Unterleib zieht sich zusammen, die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Wie eingefroren verharre ich auf dieser Treppe.

"Freya?", wie er meinen Namen ausspricht, allein schon das, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. "Uhm, ja. Alles gut, danke der Nachfrage", antworte ich ihm, dabei drehe ich mich zu ihm um. "Warum flüsterst du dann?", will er von mir wissen. "Habe ich das wirklich?", stelle ich die Gegenfrage. "Ja und du hast es schon wieder getan", diesmal flüstert auch er. Sein intensiver Blick in meine Augen bringt mich wortwörtlich um den Verstand. "Ich bin einfach nur müde, das ist alles", diese Lüge schüttle ich mir so schnell wie es für mein Drei-Zellen-Gehirn möglich ist, aus dem Ärmel. "Schade, denn ich wollte dich eigentlich etwas fragen", haucht er. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt