Heißes Mexiko

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"Verdammt!", wie von der Tarantel gestochen husche ich durch mein Appartement. "Wo ist er?", murmle ich vor mich hin, krame nebenbei noch durch die verschiedensten Unterlagen. Das Klingeln an der Tür reißt mich komplett aus dem Konzept, hektisch blicke ich zwischen der Tür sowie meinem nicht fertig gepacktem Handgepäck hin und her. Schlussendlich entkomme ich aus der Schockstarre und betätige den Knopf, um Carlos oder Lando die Türe zum Gebäude zu öffnen. Auch wenn wir eine Freisprechanlage haben, können es nur die beiden sein. Post kommt bei mir nur in raren Mengen sowie meine Freunde auf Besuch.

"Komm einfach rein! Aber pass auf!", rufe ich und bin dann schon in der nächsten Schublade am Suchen. "Vorsicht, da liegt was", höre ich Carlos sagen, muss mich aber wieder auf meine Aufgabe konzentrieren. "Was ist denn los?", will Lando wissen. Sobald ich seine Stimme höre, bin ich wie eingefroren. Dicke Eistapfen scheinen mir am Rücken zu wachsen, da mir über diesen ein kalter Schauer läuft. "Ich suche noch was", nuschle ich, plötzlich beginne ich mein Eigenes Verhalten zu analysieren. Verdammt. "Und was genau?", will der Spanier von mir wissen. "Meinen Reisepass. Den habe ich doch gestern noch in der Händen gehalten", die letzten Worte richte ich mehr an mich, als an die beiden, was diese aber recht wenig zu stören scheint.

"Ist es vielleicht der hier?", Lando zieht einen schwarzen Gegenstand hinter einigen Büchern hervor. Erleichtert atme ich hörbar aus und schlinge meine Arme um ihn. Das bereue ich bereits im nächsten Moment, aber um das zu vertuschen murmle ich ein "Danke, du hast mir echt den Arsch gerettet". Doch anstatt mich unmittelbar zu lösen, muss ich noch kurz an seinem Pullover schnuppern. Neben seinem persönlichen Geruch vermischt mit dem Waschmittel, kommt eine ordentliche Note an Parfüm durch, die ich angenehm empfinde. Bevor ich hier aber anfange wie angewurzelt stehen zu bleiben, löse ich mich. "Keim Thema, kann doch mal passieren. Obwohl ich mich wundere, wie sowas in einer Wohnung wie dieser sein kann", schmunzelnd sieht er sich in meiner schlichten Wohnung um.

"Gefällt sie dir nicht, oder wie soll ich das deuten?", frage ich ihn mit gespielt kritisch hochgezogener Augenbraue. "Sie ist nur irgendwie leer", meint dieser als Reaktion zucke ich bloß mit den Achseln. "Aber du solltest dich mal fertig machen. Nicht, dass wir es eilig haben, aber auch der Privatjet hebt irgendwann mal ab", Lando lehnt lässig an der Kommode. Zu meinem Bedauern kann ich ihn nicht länger beobachten, da er schon gut aussieht. Den Koffer habe ich bereits im Flur geparkt, nur meine Umhängetasche, welche als Handgepäck dient, ist noch nicht ganz fertig. Den Pass verstaue ich zur Sicherheit weiter vorne, damit dieser nicht für völlige Panik und Durchstöbern der Tasche sorgt.

Die beiden sind bereits wieder vor meine Haustüre getreten, kurze Zeit später stehe ich vor ihnen. "Ich nehme den Koffer, Lando, du passt auf, dass sie uns nicht die Treppen runterkracht", Carlos Gesicht wird, während dem Sprechen von einem Grinsen geziert, weshalb ich nur mit den Augen rollen kann. "Kann ich der Lady etwas abnehmen?", stichelt der Brite, sobald der Spanier aus der Sichtweite ist. "Wo siehst du hier eine Lady?", frage ich ihn, nebenbei trotte ich Stufe für Stufe nach unten. "Stimmt, ich sehe auch keine. Schließlich wollte ich nur höflich sein", in seiner Stimme höre ich etwas Distanziertes, worauf ich jedoch nicht vorhabe, näher ein zugehen.

Zumindest hält er mir die Tür auf, was ich ihm hoch anrechne. Carlos beobachtet das ganze amüsiert, jedoch gebe ich ihm auf seine Blicke keinen Nährwert, Lando dafür umso mehr. Er versucht seinen Freund beinahe umzubringen, so giftig sind die Blicke, die er diesem zuwirft. "Die Dame sitzt natürlich auf dem Beifahrersitz", Lando öffnet mit stechendem Blick zu seinem Kollegen die Beifahrertüre. "Kurze Frage, wenn ich schon die höchste Wahrscheinlichkeit zu verrecken habe, möchte ich wissen wer von euch hinter dem Motorblock sitzt?", werfe ich in die Runde.

"Dreimal darfst du raten", Lando sieht mich arrogant und mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Carlos, ist im Kofferraum noch Platz?", will ich vom Spanier wissen, der mich daraufhin verwundert ansieht. "Nein, warum fragst du?", hackt dieser verwundert nach. "Ach, nichts", winke ich ab und lasse mich, bevor noch eine Diskussion entsteht, auf dem Beifahrersitz fallen. Die beiden steigen nun auch ein, ehe ich mich versehe, läuft auch schon der Motor des vermeintlichen McLarens. Obwohl ich sicher sein kann, dass Lando einen Wagen wie diesen voll unter Kontrolle hat, vertraue ich ihm da nicht wirklich. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich selbst Auto fahre, aber ganz so sicher kann ich mir da nicht sein.

Wie lange genau die Fahrt zum Flughafen dauert, kann ich nicht einmal sagen, da sich Carlos die ganze Zeit mit mir unterhält. Lando hingegen wirft immer wieder einen prüfenden Blick nach hinten zu dem Spanier, mischt sich aber sonst eher weniger in unser Gespräch ein. Er gibt mir immer mehr das Gefühl, mich nicht leiden zu können. Diese Erkenntnis versetzt mir einen Stich. Aber warum überhaupt?! Schließlich kenne ich diesen Mann keine Woche und schon würde ich ihm liebend gerne am Arsch kleben. "Du bist so peinlich, Freya", maule ich in Gedanken mit mir selbst, weil es ja auch stimmt.

"Wir haben noch genügend Zeit, es besteht kein Grund zur Eile", mit diesen Worten lässt Lando das Brummen des Motors verstummen. Gleichzeitig steigen wir aus dem Wagen, der auf einem von hunderten seinen Parkplatz gefunden hat. "Wer freut sich aller auf den 11 Stunden Flug?", will Carlos euphorisch wissen, während er die Koffer aus dem Kofferraum des McLarens hievt. "Gibt Schlimmeres, aber auch besseres", antworte ich neutral, was ich zusätzlich mit einem Schulterzucken unterstreiche. "Was wäre denn besser, beziehungsweise schlimmer?", hackt Lando verwirrt nach.

"Zum einen Sex und das andere wäre Sex mit dir", antworte ich ihm keck, sein Teamkollege hält erstmal die Luft an. Der Brite hingegen beißt sich mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck auf die Lippe. Warum muss er dabei so gut aussehen? Was mich in diesem Moment für ein Fluch geritten hat, kann ich nicht sagen, aber es tut gut, ihm einen fiesen Spruch zu drücken. Wir sprechen alle drei kein Wort miteinander, selbst als wir im Flieger sitzen, bricht niemand die Stille. Hätte ich schon eher gewusst, wie man Jungs zum Schweigen bringt, hätte ich es eher angewandt. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt