Heißes Mexiko 7

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"Und Freya, wie sieht es aus?", Carlos zappelt vor mir herum, wie ein kleines Kind, das zu viel Zucker abbekommen hat. "Er ist unterzeichnet!", voller Freude halte ich ihm den Vertrag unter die Nase. "Auch wenn du kein richtiges Teammitglied bist, ich freue mich!", ehe ich mich versehe, werde ich von dem euphorischen Spanier in eine enge Umarmung gezogen. Zwar kann ich nicht nachvollziehe, wie er sich mehr über diesen Vertrag freuen kann als ich, aber ich lasse ihn damit einfach glücklich sein. "Denkst du, ich freue mich nicht?", will ich, begleitet von einem Lachen, von ihm wissen.

"Natürlich, sonst wärst du ja komplett kaputt", antwortet dieser darauf. "Leider ist Lando nicht hier", murmelt er leicht abwesend. Der Brite scheint ihm ja wichtiger zu sein als ich gedacht habe. "Er wird die Nachricht schon übermittelt bekommen, aber ich habe eh das Gefühl, er mag mich nicht sonderlich", meine ich ehrlich, nebenbei zucke ich mit den Schulter. "Das finde ich schon schade, denn wir werden jetzt durch den Vertrag doch mehr miteinander zu tun habe", man könnte fast meinen der Spanier mir gegenüber schmollt. "Also, um es genau zu nehmen, werde ich nur bei ausgewählten Wochenenden anwesend sein", leider muss ich ihn enttäuschen, denn es ist nur ein Sponsor-Vertrag und ich werde für dieses Team nicht als Angestellte arbeiten.

"Wäre ja zu schön, um wahr zu sein", grummelt er, was ich mit einem "Aber dafür werden diese Wochenenden der Hammer", quittiere. "Aber du, ich muss zu meinen Interview. Du weißt ja, Donnerstag, Medientag. Wir sehen uns dann später", mit diesen Worten verabschiedet er sich von mir. Ehe ich darauf reagieren kann, ist er auch schon verschwunden. Etwas verloren blicke ich über die vor mir sich erstreckende Fläche. Bis zum Ende der Interviews dauert es noch eine Weile, die ich irgendwie überbrücken muss.

"Ei Ei, was seh ich da?", verwirrt sehe ich mich nach der bekannten Stimme um, aber ich kann niemanden ausfindig machen. "Freya, bist du blind, oder doof?", Daniel taucht plötzlich neben mir auf, in seinem Gesicht klebt der typische Dauer-Grinser. "Vielleicht beides, aber ich weiß es nicht", antworte ich ihm ironisch. "Du stehst da wie bestellt und nicht abgeholt, ist etwas passiert?", will er von mir wissen. "Nein, aber ich weiß nicht was ich machen soll. Carlos musste zum Interview und hat mich mehr oder minder stehen gelassen", schildere ich ihm die derzeitige Situation.

"Und darf ich fragen, warum du aussiehst, als würdest du auf eine Beerdigung gehen. Was habe ich verpasst und wer ist gestorben?", will er ironisch von mir wissen. Er deutet damit voll und ganz auf meine Marketing-Klamotten hin, die in schwarz gehalten sind. "Meine Gefühle dir gegenüber, die sind gestorben", antworte ich ihm im tiefsten Sarkasmus. "Dein Humor gefällt mir, aber die Message dahinter nicht", gespielt drohend hebt er den Zeigefinger. "Wenn das so ist, lasse ich meinen Anwalt diese Diskussion fortführen. Schließlich habe ich besseres zu tun", frech strecke ich ihm die Zunge raus.

"Zu meinem Team würdest du besser passen, bei McLaren sind ja schon zwei Knalltüten vorhanden", überlegt der Australier laut. "Soll ich das als Anwerben betiteln oder was darf ich darunter verstehen?", will ich mit hochgezogener Augenbraue von ihm wissen. "Kann man hinnehmen, wie man möchte", verschwörerisch wackelt er mit den Augenbrauen. "Falls das ein Versuch ist, mit mir zu flirten, mein Alter entspricht etwa zwei drittel dem deinen", meine ich, worauf er für einen Moment die Luftanhält. "Also damit du das weißt, ich mache nur Spaß", verteidigt er sich sofort, was ich zum Lachen bringt.

"Du denkst doch nicht ernsthaft, das habe ich nicht mitbekommen", gespielt arrogant rolle ich mit den Augen. "Sag ich ja, McLaren hat schon zwei Knalltüten, die brauchen keine dritte", warum haben hier alle diesen seltsamen Humor, den ich obendrauf noch lustig finde? "Alle guten Dinge sind drei", gelassen zucke ich mit den Schultern. Meine Aussage quittiert er mit einem "Meine Fahrernummer ist die drei", worauf ich ihn verwirrt ansehe. Erst in dem Moment als er zu erklären beginnt, geht mir wieder ein Lichtlein auf, was ich durch ein "Ich Vollidiot", bemerkbar mache.

"Merkst du selbst, oder?", will der Australier mit einem frechen Grinsen auf den Lippen von mir wissen. "Danke, das ist sehr diskret", murmle ich, was mein Gegenüber nur breiter grinsen lässt. "Immer wieder gerne. Aber vielleicht sollten wir uns einen anderen Ort zum Rumstehen aussuchen", schlägt dieser nun vor, worauf ich, ohne mit der Wimper zu zucken zustimme. Ehe ich mich versehe, läuft er auch schon in irgendeine Richtung, in welche ich ihm quasi blind folge. Zumindest kann man ihn aufgrund seiner Größe nicht übersehen, was man von mir nicht behaupten kann.

"Schau mal, da vorne ist George", meint dieser irgendwann. Durch das abrupte stehenbleibe, krache ich beinahe in die Australier, der das bloß mit einem Lachen hinnimmt. "Muss ich den kennen?", frage ich ihn verwundert, worauf er mich geschockt ansieht. "Du hast noch weniger Ahnung von Formel 1 als ich gedacht habe", das pure Entsetzen ist in seiner Stimme zu hören, allmählich fühle ich mich wirklich dumm. "Mädel, lies häufiger die Zeitung", meint er mit einem Hauch von Sarkasmus, was mich die Augen verdrehen lässt.

"George, wir haben hier einen Sonderfall", brüllt der Australier neben mir, weshalb ich leicht zusammenzucke. "Was ist los?", will dieser von ihm wissen und stiefelt auf uns zu. "Der Zahnstocher hier hat mich gerade gefragt, ob man dich kennen muss", scherzt Daniel, wofür ich ihm auf den Fuß steige. "Was kann ich dafür, dass ihr hier halbe Bäume seid", murre ich, was den mir noch Unbekannten zum Lachen bringt. "Daniel, du könntest mich wirklich einmal vorstellen, aber seit wann hast du eine Freundin?", will der wortwörtliche Riese wissen. "Warum denkt hier jeder ich bin die Freundin von irgendwem?", seufzend halte ich ihm mit hochgezogenen Augenbrauen die Hand hin.

Etwas verwirrt nimmt sie dieser George an und schüttelt sie. "George Russell, Fahrer für Mercedes", meint er nun etwas zurückhaltend. "Freya Villin, Freundin von Niemand und Vertrags-Vertreterin bei McLaren", stelle ich mich nun auch vor. Eines muss man ihm lassen, er ist locker zwei Köpfe größer als ich, wenn ich weiter so hinaufblicke, bekomm ich noch Nackenschmerzen. "Von wem bist du die Freundin?", höre ich es plötzlich hinter mir. Erschrocken löse ich mich von Georges Hand, der diese immer noch nicht losgelassen hat und sehe in grüne Augen. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt