Heißes Mexiko 9

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"Warte, ich bin noch nicht einmal in meinem Hotelzimmer", murmle ich konzentriert. Aria hat mich soeben angerufen, damit sie nicht wieder ihr Handy für Stunden weglegt, habe ich sofort abgehoben. "Beeil dich", mault sie gespielt, was mich zum Lachen bringt. "So, jetzt bin ich da, was ist los?", will ich von ihr wissen, nebenbei schmeiße ich die Türe zu, welche mit einem mittellauten Krachen ins Schloss fällt. "Zu deiner Nachricht, ich kann dich irgendwie verstehen", höre ich sie am anderen Ende seufzen. "Was meinst du genau?", will ich verwundert von ihr wissen und lasse mich auf das Bett fallen.

"Na, dass du einfach nur wegwillst", antwortet sie als wäre es selbstverständlich. "So kann man es ausdrücken, ja", meine ich daraufhin. "Verhält sich Lando wirklich so scheiße?", fragt sie weiter nach. "Nun ja, auf der einen Seite hat er etwas missverstanden und hat gefragt, wer mein Freund ist, also fester Freund", erzähle ich ihr. "Was soll daran komisch sein?", die bloße Verwunderung ist in ihrer Stimme zu hören. "Habe ich vergessen zu erwähnen, dass er bei dem Gespräch nicht einmal wirklich dabei war, plötzlich hinter mir stand und das gesagt hat?", stelle ich mich dumm, was sie mit einem "Huch", quittiert.

"Du bringst es auf den Punkt. Mir ist das alles hier zu viel, nirgends hat man seinen Frieden", meine ich genervt, worauf Aria nicht einmal eingeht. "Was ist bei dir so los? Gibt es was Neues?", frage ich sie deshalb. "Nicht wirklich, aber es ist komisch, wenn du nicht da bist", meint sie gelassen. "Dann ist ja alles gut. Am Montag fliegen wir schon zurück, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue", seufzend lasse ich mich tiefer in die Kissen sinken. "Aber heute ist ja erst Donnerstag", bemerkt sie, was ich mit einem "Nimm mir nicht die Motivation, bitte", quittiere.

"Du schaffst das schon, ich glaub an dich. Leider muss ich jetzt auflegen, meine Mittagspause geht auch nicht ewig", aus ihrer Stimme kann man heraushören, dass sie gerne noch länger quatschen würde, aber ihre Arbeitszeiten kann sie nun auch wieder nicht ändern. "Kein Problem, ich werde eh noch Abendessen und dann versuchen zu schlafen", meine ich locker. "Nun dann, man hört sich und wehe du gibst mir nicht Bescheid, wenn etwas passiert", ihre Aussage quittiere ich mit einem "Ja, keine Sorge. Man hört sich", und lege auch im selben Atemzug auf.

Mein Blick auf die Uhr verrät, dass ich mich langsam auf den Weg machen sollte, doch von meiner Motivation fehlt jede Spur. Bestimmt würde ich wieder auf Lando treffen und darauf kann ich sowas von verzichten. Jeder redet nur davon, wie er sich verhält und bla bla bla. Am besten wäre es, wenn ich mich dann so schnell wie möglich aus dem Staub mache, aber ohne unhöflich zu sein. Die passende Ausrede lasse ich mir schon noch einfallen, da mache ich mir keine Sorgen.

Unten im Saal ist es verdächtig ruhig, was mich stutzig macht. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass viele gar nicht hier sind, aber zum Glück kann ich Carlos ausfindig machen. Ohne ein Wort zu sagen, lasse ich mich neben ihn auf den Stuhl fallen, was ihn sehr zu verwirren scheint. "Bitte verhalte dich nicht auch seltsam. Lando ist schon schlimm genug", fleht er mich an, worauf ich lachen muss. "Keine Sorge, bei mir ist alles gut. Ich bin nur müde", erkläre ich ihm. „Das ist gut, denn Chili der Therapeut ist schon genug mit Patient 0 beschäftigt", doch auch diesen Scherz verstehe ich nicht, was mich durch einen schiefgelegten Kopf bemerkbar mache.

"Chili ist mein Spitzname und Lando ist das Sorgenkind, das mich genug auf Trab haltet, da ist es gut zu wissen, dass bei dir alles gut ist", erklärt er mir. "Chili also? Der Spitzname gefällt mir", ein Kichern verlässt meine Kehle, warum weiß ich selbst nicht. "Du bist so kaputt im Oberstübchen, hat dir das mal jemand gesagt?", will der Spanier verwirrt wissen. "Hehe, ja und ich bin stolz drauf", wegen meiner eigenen Aussage muss ich nur noch mehr lachen. "Was hat die denn für Tabletten abbekommen?", höre ich jemanden sagen, aber die Stimme kann ich nicht zuordnen.

"Ich schwöre, ich habe ihr nichts gegeben. Bitte glaub mir George", stimmt, das ist wirklich George. Das zuordnen von Stimmen ist nicht unbedingt meine Stärke, das kann schon mal länger dauern als bei einem durchschnittlichen Menschen. "Sicher und jetzt das ganze ohne Lügen", scherzt dieser, während ich auf dem Stuhl schon Tränen lache und nicht einmal mehr sagen kann, wo links und wo rechts ist. "Definitiv", antwortet der Spanier knapp. "Ich habe es dir ja gesagt, drei Knalltüten sind eine zu viel für McLaren", das ist eindeutig Daniel, sonst hat hier niemand diesen typischen australischen Akzent.

"Wovon redest du?", hackt George nach. "Das versteht ihr nicht", presse ich zwischen mehreren Lachern hervor, dafür ernte ich zwei verwirrte sowie einen zustimmenden Blick. "Okay, als du Knalltüte, jetzt sag uns mal woher du den Stoff hast und wie gut die Preise sind", George geht vor meinem Stuhl leicht in die Hocke. "Bist du blöd oder so? Ich verpfeife doch meinen Friseur nicht", scherze ich weiter. Wenn das so weiter geht mit meinen Hormon, weisen die mich bestimmt noch in die nächste Psychiatrie ein. "Carlos, du findest heraus welcher Friseur es sein könnte und ich rufe Alex an, das muss er wissen", anscheinend sind die drei daran, diesen Mist weiterzuspinnen.

"Kann man hier keine ordentlichen Gespräche führen?", jemand macht sich durch lautes Meckern bemerkbar, wodurch die Stimmung wie ein Boot im Sturm kippt. "Du musst einfach mal alles locker nehmen, nicht immer so eng", Daniel versucht Lando davon zu überzeugen, doch dieser hebt nur genervt die Augenbrauen. "Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber die Saison hat noch genau 2 Rennen", wie kann man mit der Körpergröße so viel negative Energie mit sich schleppen? Würde er die nämlich in einen Rucksack packen und tragen, hätte er Rückenschmerzen wie ein 80-jähriger der fast zwei Meter groß ist und sich immer bücken muss. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt