Heißes Mexiko 12

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Wie viel oder wenig ich in dieser Nacht geschlafen habe? Keine Ahnung. Immer wieder geht mit der gestrige Abend durch den Kopf, was auch so schnell ich aufzuhören scheint. Bereits mein dritter Wecker geht ab, doch wie auch schon die anderen, lasse ich ihn vor sich hin tönen. Irgendwann entscheide ich mich doch noch dafür, die Bettdecke zur Seite zu schlagen, bevor ich noch ein zweites Mal einschlafe. Im Badezimmer stelle ich fest, dass selbst eine Leiche gesünder aussieht als ich. Meine Hautfarbe gleicht einer Wand, die Augenringe sitzen tief.

Auf dem Paddock kann ich es mir nicht erlauben, so herumzulaufen, niemals. Es bleibt mir nichts anderes übrig als noch einmal eine Dusche zu nehmen, diesmal wasche ich die Haare gleich mit. „Das Reingehen in die Dusche ist schlimm, aber dann will man nie wieder raus", höre ich eine der verkorksten Gehirnzellen murmeln. Dieser Gedanke macht mich so paff, für einen kurzen Moment stehe ich einfach nur im Handtuch eingewickelt da. Verwundert wie ich schon wieder auf sowas komme, schüttle ich den Kopf. Unendlich Zeit habe ich auch wieder nicht, weshalb ich langsam fertig werden sollte.

Die nassen Haare kleben mir am Hals, aber zum Föhnen bleibt mir keine Geduld. Bis ich das Ding ausgepackt habe, geföhnt bin und es dann wieder das Kabel aufrolle, vergehen bei meinem Glück Jahrhunderte. Mit großen Schritten laufe ich beinahe den Flur entlang, da die anderen vermutlich bereits voll am Frühstücken sind. "Warum rennst du so? Hast du eine Spinne gesehen?", höre ich es hinter mir. Verwirrt wirble ich herum als Danke, bekomme ich einen amüsierten Lando zu Gesicht. "Ja, sie steht genau vor mir", frech strecke ich ihm die Zunge raus.

"Dein Ernst?", seine Schultern sinken augenblicklich, sein Gesichtsausdruck gleicht dem eines Faultiers. "Ihhh, bleib weg von mir, ich mag keine Spinnen!", scherze ich, sobald er einen Schritt auf mich zumacht. "Arsch", murmelt er, worauf ich ihm einen kritischen Blick zuwerfe. "Es ist mir durchaus bewusst, dass mein Arsch toll ist, aber deswegen muss man ihn nicht kommentieren", meine ich, ehe er etwas sagen kann, laufe ich die Treppen hinunter. Im Saal ist zu meinem Verblüffen nichts los, nicht einmal Chili kann ich irgendwo entdecken. Verwirrt setze ich mich an den gleichen Tisch wie gestern, lange bleibe ich auch nicht allein.

"Hallo Herr Norris", meine ich, während er den Stuhl nach hinten rückt, um sich darauf fallen zu lassen. "Frau Villin, schön Sie wieder zu sehen", antwortet er darauf, in seinen Augen liegt etwas, das ich nicht genau definieren kann. "Das ich das einmal erlebe! Lando Norris und Freya Villin an einem Tisch und es wird nicht einmal gestritten", gefolgt von einem Lachen poltert Carlos auf uns zu. "Das können wir gerne ändern", frech grinse ich und verpasse dem Briten neben mir einen Tritt ins Schienbein. "Du bist so ein Biest", zischt Lando, worauf ich ihm die Zunge rausstrecke.

"Hätte ich einfach meinen Mund gehalten", nuschelt Chili, der sich neben mich setzt. "Zu meinem Schutz ja", beschwert sich Lando lautstark. "Wie ich sehe, herrscht hier eine gute Stimmung", George ist der nächste, der unserer Truppe betretet. "Denkst auch nur du", grummelt Lando. "Was ist passiert?", will er lachend wissen. "Freya hat wieder ihre fünf Minuten", erklärt Carlos, was den Mercedes Piloten zum Lachen bringt. "Die hat sie doch irgendwie immer, oder täusche ich mich da?", will er wissen, leider muss man ihm zustimmen, da meine Hormone mich wirklich bis aufs Übelste quälen.

Nach dem Frühstück sind wir zu dritt zum Paddock gefahren, heute würden die freien Trainings anfangen, die ich auf gar keinen Fall verpassen möchte. Zwar verstehe ich davon nichts, aber ich möchte es zumindest versuchen. Innerhalb dieser werden Reifen gewechselt, Best-Runden gefahren und so viel anders, dass ich nur überfordert die Augenbrauen heben kann. "Du verstehst nichts davon, oder?", Zac steht neben mir und hat mich schlichtweg durchschaut. "Kann man so ausdrücken", meine ich schief lächelnd, worauf er zu lachen beginnt.

Zac erklärt mir allen Ernstes alles bis ins kleinste Detail, das Verrückte daran ist, ich verstehe es sogar. "Je mehr Zeit du hier mit und verbringst, umso besser wirst du dich auskennen. Wissen hat auch mit Zeit zu tun", redet er mir zuversichtlich zu. "Naja, ich übernehme ab nächstem Jahr einen Großteil des Marketings der Firma, dadurch werde ich bestimmt einen Haufen Papierkram zu erledigen haben", meine ich, es ekelt mich jetzt schon, wenn ich daran denke. "Das wird bestimmt schon. Wir arbeiten hier alle jeden Tag hart und ich bin zuversichtlich, dass auch du das schaffen wirst", ehe er sich abwendet, klopft er mir kurz aber dennoch kräftig auf die Schulter.

Nun ist auch das zweite Training fertig, was daran zu hören ist, dass ich die Motoren aufheulen und die beiden McLaren in die Garage einfahren. Carlos sowie Lando steigen verschwitzt aus den Boliden heraus, man erkennt es an den Haaren, die an der Stirn kleben, sowie kleinen Schweißperlen. Lando öffnet den oberen Teil seines Overalls, man sieht deutlich das Sixpack unter dem Shirt hervorleuchten. "Freya! Schau weg! Starr nicht so", brüllt meine vernünftige Gehirnzelle. Super, jetzt starre ich Carlos an, nicht unbedingt besser. "Wir wissen, dass wir gut aussehen. Danke für deine Bestätigung, aber sie ist überflüssig", bemerkt Lando flüsternd als er an mir vorbei geht. Kann dieser Kerl einmal damit aufhören? "Mädel, sei ehrlich, egal was er macht, du drehst durch", wieder einmal spielt mein eigenes Gehirn gegen mich, es wird ja immer besser.

"Alles okay, du hast immer noch nichts gesagt", meint Carlos, dessen besorgter Unterton mich wieder auf den Boden der Tatsachen reißt. "Alles gut, danke der Nachfrage. Es ist nur so, ich habe mich vorher nicht für den Motorsport interessiert, das ist alles etwas viel", meine ich, was nicht einmal eine Lüge ist. "Wie gesagt, du wirst dich bald schon besser auskennen als alle Fahrer zusammen, da bin ich mir sicher", Chili setzt sich in Bewegung, da ich nicht genau weiß was ich machen soll, folge ich ihm. "Was macht ihr jetzt?", will ich von ihm wissen. "Wenn du willst, können wir dich mitnehmen", antwortet er gelassen, worauf ich natürlich sofort zustimme. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt