Stürmisches Abu Dhabi 2

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Ein Zwiespalt plagt mich seit dem gestrigen Nachmittag. Denn eigentlich habe ich mir ja vorgenommen von ihm Abstand zu halten, aber auch Pflichten rufen und die kann ich nicht einfach zurückrufen. Leider hat er mich so lange bearbeitet, bis ich nachgegeben habe, der Arsch findet für alles ein Argument. So kommt es also, dass ich wieder dabei bin meine Koffer zu packen, oder besser gesagt, meinen Koffer. Mehr wie einen brauche ich nämlich nicht, soviel ist sicher. Dazu kommt noch die Frage, ob ich überhaupt so viele Klamotten besitze, um zwei Gepäckstücke zu füllen. Das zweifle ich tatsächlich am stärksten an.

Wieder stehe ich vor meiner Haustüre, mit dem Wissen, dass diesmal kein Carlos dabei sein wird, mit dem ich mich unterhalten kann. Meine Aufmerksamkeit wird voll und ganz auf Lando liegen. Bei dem Gedanken daran, zieht sich etwas in mir zusammen. Ein letztes Mal atme ich hörbar auf, ehe ich die Klinke nach unten drücke, die Türe springt mir förmlich entgegen. Lando steht dick eingepackt vor mir, was vermutlich an den wunderbaren, britischen Temperaturen liegt. Wie gestern finden seine Augen sofort ihren Blick in die meinen, auf seinen Lippen liegt ein leichtes Lächeln, das ich zu erwidern scheine, da das seine breiter wird.

"Musst du dieses Mal wieder deinen Reisepass suchen?", will er mit einem Grinsen im Gesicht von mir wissen. "Nein, dieses Mal nicht", antworte ich flüsternd, wie er es tat. Dieses Knistern in der Atmosphäre scheint nicht nur mich sprachlos zu machen. Wie gerne ich ihn küssen möchte. Wie gerne ich seine Hände wieder an mir spüren möchte. "Und du wolltest von ihm wegkommen, Mädel, träum weiter", keift meine Gehirnzelle, die ich sofort wieder ins Unterbewusstsein verbanne, bevor ich diese idiotischen Gedanken noch lau ausspreche.

"Können wir los?", fragt er mich mit schief gelegtem Kopf, als Antwort nicke ich bloß. Frech zieht er mich am Handgelenk hinaus aus meiner Wohnung. "Und mein Gepäck nehmen wir nicht mit, oder wie?", will ich kichernd von ihm wissen. "Kannst ja meine Klamotten haben", darauf folgt ein Zwinkern, was meine Wangen sofort um drei Grad wärmer werden lässt. "Damit kann ich leben", gebe ich frech zurück, worauf er mit den Augen rollt. "Du hast schon einen Pullover von mir bekommen, dass muss fürs erste reichen", bei seiner Bemerkung werde ich erneut rot, was ihm nicht zu entgehen scheint.

Sobald ich mich auf den Sitz fallen lassen habe, lehne ich auch schon meinen Kopf auf Landos Schulter. Dieser beobachtet mich genauestens, was mir aber recht herzlich egal ist. Es fühlt sich gut an, ja, besser. George hatte beim letzten Flug gute Arbeit geleistet, aber bei Lando fühlt es sich so viel besser an. Dieser legt einen Arm um meinen Rücken und muss lachen. Die Stellen an denen wir uns berühren, Kribbeln sanft. Ein Seufzen zu unterdrücken, wird immer schwerer, so wohl kann man sich gar nicht fühlen?

"Hast du in dieser Nacht nicht geschlafen?", will er von mir wissen. "Wie denn auch? Wenn ich nur an dich denke?", ist das erste was mir in den Kopf kommt, verwerfe diese Antwort jedoch rapide. "Nein, mir war irgendwie kalt", behaupte ich, worauf er eine Decke unter dem Sitz hervorzieht und mir überwirft. "Awwww, was seh ich da?", diese Stimme gehört George, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. "Nicht so laut", ist das Einzige was Lando dazu zu sagen hat. "Ihr müsst mir alles erzählen", natürlich setzt er sich uns gegenüber, etwas anderes hätte niemand erwartet. "Von mir bekommst du nichts zu hören", grummelt Lando, worauf unser Gegenüber eine Schnute zieht.

Wie gerne ich gerade meinen Kopf an seine Brust kuscheln will. "Nein, nein, nein. Diesen Gedanken kannst du genauso flott wieder in die Tonne klopfen!", mault mich die Gehirnzelle an, zum ersten Mal musst ich ihr zustimmen. Da ich diese Nacht wirklich schlecht geschlafen haben, höre ich den beiden halbherzig bei ihren Besprechungen zu. Diese drehen sich um das letzte Rennen, wovon ich diesmal sogar ein wenig mehr verstehe. Es dauert aber nicht sonderlich lange, da schlafe ich ein, man hat ja auf einem sieben Stunden Flug nichts Besseres zu tun, naja, also ich zumindest nicht.

"Es ist wieder wach", höre ich kurz nachdem ich mich gestreckt habe. "Es will, dass du die Fresse hältst", grummle ich zurück, obwohl ich nicht einmal weiß, ob es George oder Lando war. "Ich verbanne dich gleich rüber zu George", meint der Kerl neben mir gespielt entsetzt. Kein Problem, alles was du willst", antworte ich locke und raffe mich vom Stuhl auf. "So habe ich das nicht gemeint", sofort zieht er mich wieder zurück, was George zum Lachen bringt. "Ihr seid echt ein süßes Pärchen", bei dieser Bemerkung laufen meine Wangen prompt an. "Wir sind nicht zusammen", korrigiert Lando sofort, da ich keinen Ton herausbekomme.

"Und das glaubt ihr euch gegenseitig?", will George wissen, zieht die Augenbrauen ungläubig nach oben. "Ich werde ja wissen mit wem ich eine Beziehung führe und mit wem nicht", Lando neben mir ist unglaublich angespannt. Während er bei der nächsten Bemerkung auf seinen Freund loszugehen scheint, sitze ich tatenlos daneben, überfordert mit der Situation. Die Anspannung ist zum Greifen nahe, das hat anscheinend auch George bemerkt, dessen Gesicht ein undefinierbarer Ausdruck zieht. Noch immer schweigend stehe ich erneut von meinem Stuhl auf, ich brauche einfach ein paar ruhige Minuten für mich. Der einzige Ort an dem des gerade möglich ist, ist die Toilette, aber das ist mir egal.

Ungewiss, wie lange ich schon dastehe, denke, fühle sowie tief ein und ausatme, fühlt es sich nicht besser an. Warum hat Lando so reagiert auf die Aussage von seinem besten Freund? "Du solltest dich lieber einmal fragen, was du allgemein so fantastisch an diesem Mann findest?", mault meine Gehirnzelle. Tatsächlich mache ich mir zum ersten Mal Gedanken darüber. Attraktiv sind ja auch andere Männer, nicht nur Lando, da muss ich ihr zustimmen. Vielleicht ist es seine Aura? Das Knistern in der Luft, jedes Mal, wenn wir uns nahe sind? "Freya, alles okay?", eine Stimme reißt mich zurück in das reale Leben, ungewiss was ich antworten soll, öffne ich die Türe. 

Zu viel und doch zu wenig |F1-FF| |Lando Norris|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt