I'll Come And Get You My Girl

Kapitel 35. In die Welt gesetzt

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen musste ich die ganze Zeit darüber nachdenken, was eben passiert ist. Ich habe erfahren, dass meine Oma anscheinend gemeinsam mit Leon seiner Mutter starb. Das zu verkraften ist nicht besonders einfach für mich. Besonders jetzt, weil ich so etwas nicht erwartet habe. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass meine Oma und Leon seine Mutter sich kannten. Auf die Idee wäre ich niemals gekommen. Auf den anderen Seiten kann ich auch gut verstehen, warum Leon mir das verheimlichte. Vielleicht wollte er nicht, dass es mir schlecht geht. Ihm verüble ich nichts. Nur es ärgert mich, dass ich es unbedingt von Drake erfahren muss. Ausgerechnet von diesem Bastard. Lieber hätte ich es von Leon erfahren als von ihm. Aber naja. Es ist schon mal passiert und daran kann ich nichts ändern.

Daran dachte ich auch nicht länger nach, sondern amtete die herrliche frische Luft ein, die durch meine Nase kam. Ich genoss es ehr mit Leon Mopped zu fahren. Er kann wirklich gut mit dem Teil umgehen. Zusammen mit Leon dieses Gefühl von Freiheit zu spüren, machte mich zufrieden. Lächelnd umklammerte ich von hinten seinen Bauch fest und war froh bei ihm zu sein. Leon vermutlich auch. Denn ich spürte seinen kräftigen Atemzug.

,, Gefällt es dir?!," fragte mich Leon amüsant und senkte seinen Kopf ganz leicht zu mir nach hinten. Auf seinem Lächeln legte sich ein Lächeln. Auch in seiner Stimme hörte ich seine Zufriedenheit. Leon ist glücklich. Und wenn er es ist, bin ich es auch.

,, Mir gefällt es nicht," lächelte ich zurück. ,, Ich liebe es,"

Direkt wurde sein Lächelnd noch breiter. In seinen Augen sah ein Funken, dass so sehr strahlte wie die Sonne selbst. Zwar herrschte seitdem wir beide zu meinem Zuhause aufbrachen eine stille Stimmung zwischen uns, aber die verschwand schneller als ich dachte.

Mein Beschützer wirkte nicht mehr wütend, zornig oder hasserfüllt. Gang im Gegenteil. Alle negativen Gefühle verschwanden sofort wieder. Der alte Leon war wieder da. Der mich immer mit seinen wunderbaren braun mit schwarz gemischten Augen anstarrte, wobei ich am liebsten dahinschmelzen könnte, wie eine Butter. Immer wenn er mich mit so einen grinsenden Blick ansah, spürte ich automatisch mehr Gefühle, die jede Sekunde hochstiegen. Je mehr die hinausstiegen, desto mehr konnte ich es nicht unter Kontrolle bringen. Fast so als würde ich in einer Saune sitzen.

Leon richtete seinen Kopf wieder nach vorne und fuhr immer weiter zu meinem Haus hin. Mittlerweile fuhren wir sicher schon über eine halbe Stunde lang. Die Dämmerung brach auch schon langsam herein. Schon bald würde es Nacht sein, was für mich nichts Gutes bedeutet. Schließlich würde Ronald ausrasten, wenn er von dem Rondevou mit Drake erfährt. Mit Sicherheit wird er nur noch mehr vor Wut platzen, wenn er mich mit Leon sieht. Mein Bruder würde, ohne zu zögern den beiden Jungs die Köpfe abhacken. Darauf könnte ich wetten.

Wenn es um mich ging, würde Ronald alles tun. Letztendlich würde er sogar für mich sterben. Egal wie sehr wir uns manchmal hassten. Füreinander würden wir alles Mögliche tun. Ich auch. Niemals würde ich Ronald zurücklassen. Er mich genauso wenig. Selbst wenn ich in Gefahr schwebe, würde er mich retten kommen. Seine Schwester würde er immer retten. Zwar weiß ich noch immer nicht, wieso er mich vor Leon beschützen möchte, aber das werde ich schon hoffentlich bald erfahren.

Meine Augen schloss ich und lehnte meinen Kopf gegen Leon seinen Rücken. Seine braune Lederjacke fühlte sich so weich an und gemütlich, sodass ich beinahe hier am Hintersitz einschlafen könnte. Einmal atmete ich tief ein und aus und öffnete wieder meine Augen. Sofort schmunzelte ich und umarmte Leon von hinten noch fester. Die Nähe, die er mir gab, ist zu viel für mich. Besonders hier, wo wenig Distanz zwischen uns herrschte. Hier hinten auf seinem schwarzen Motorrad zu sitzen ist mehr als schön. Es war atemberaubend dieses Gefühl zu beschreiben. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel. Seit langem konnte ich schon nicht mehr so fühlen. Allerdings gab mir mein Retter das Gefühl wieder.