Auf dem Jahrmarkt herrscht wie immer reges Treiben und ich suche Elisa. Ich finde sie mit anderen Tänzern bei der Bühne. Sie sitzen zusammen und besprechen etwas. Sie planen bestimmt ihre Aufführung.
»Hey Amalia«, ruft Elisa fröhlich, als sie mich sieht.
»Ich habe von eurer Aufführung gehört und wollte mal vorbei schauen wie es so läuft.«
Sie lächelt. »Du kannst auch gerne mitmachen.«
Ich bin kurz überrumpelt, aber dann muss ich grinsen. »Gerne. Ich glaube zwar nicht, dass Milan mir das erlauben würde, aber ich mache trotzdem gerne mit.«
»Du darfst ihn nur Milan nennen?«, fragt Elisa erstaunt.
»Ähm ... nein eigentlich nicht, denke ich. Aber er hat sich nie beschwert.«
»Das ist ungewöhnlich. Nur seine Familie darf ihn ohne Titel ansprechen, das war bei seinem Vater auch so.«
Ich zucke nur mit den Schultern. »Er ist nicht mein König«, murmele ich und Elisa nickt verstehend.
Ich nehme bei den anderen Platz, woraufhin sich alle erstmal vorstellen. Dann besprechen wir die Aufführung. Ich beschließe nur bei einem Tanz mitzumachen, um Milans Nerven nicht allzu sehr zu strapazieren.
Wir üben stundenlang, was mir riesigen Spaß macht. In diesem Tanz bin ich der Mittelpunkt, sodass der Fokus auf mir liegt, was ich eigentlich gar nicht möchte, aber die anderen bestehen darauf.
Nach einer Weile kommt Sarina zu uns fragt: »Wie läuft es mit dem Proben?«
»Gut. Amalia hat einfach ein Talent fürʼs Tanzen«, antwortet Elisa und legt einen Arm um Sarina.
»Das kann man wohl sagen«, gibt Sarina zurück und küsst Elisa.
»Ihr seid ein Paar?«, frage ich mit einem Lächeln.
Elisa nickt und grinst.
»Schon seit einer kleinen Ewigkeit«, meint Sarina und fragt mich: »Du willst also vor König Milan auftreten?«
Sie grinst breit, so als würde sie sich riesig darauf freuen.
»Ja, aber ich tanze nicht für ihn. Mir macht es einfach Spaß.«
Sarina nickt. »Ich bin auf seine Reaktion gespannt. Das habe ich nicht in deiner Zukunft gesehen.«
»Ach Sarina, sei nicht immer so angeberisch. Wir wissen alle, dass du mehr weißt, du musst es nicht dauernd erwähnen«, neckt Elisa sie und stupst liebevoll mit dem Finger auf ihre Nase.
Ich muss grinsen und widme mich wieder der Probe.
Schließlich kehre ich müde und zerzaust zurück zum Schloss. Beim Klettern über die Hecke falle ich hin, weil ich so müde bin und lache über mich selbst, als ich mich wieder aufrappele. Ich glaube ein leises, dunkles Lachen in der Dunkelheit zu hören, aber als ich mich umschaue und niemanden sehen kann, denke ich, mich verhört zu haben. Ich ziehe meine Kapuze wieder auf, die beim Fall hinunter gerutscht war und husche ins Schloss.
Am nächsten Morgen frisiert mich Sarah. Sie macht mir eine Hochsteckfrisur und drapiert dabei meine geflochtenen Haare zu einer Krone. Ich ziehe ein fliederfarbenes Kleid dazu an.
Die Zeit bis zum Anfang des Turniers vertreibe ich mir mit Lesen. Ich habe beschlossen zuzusehen, weil ich sonst nicht weiß, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Und zugegeben interessiere ich mich für gute Kämpfe, solange sie nur zum Vergnügen stattfinden.
Sarah begleitet mich und zeigt mir sogleich den Weg, den ich alleine nicht gefunden hätte. Wir gehen in die entgegengesetzte Richtung des Dorfes und kommen schließlich auf einer weiten Lichtung an, auf der einige Olivenbäume stehen. Dort wurde eine lange, hölzerne Tribüne aufgebaut, auf der schon viele Leute sitzen. Nicht nur Menschen vom Adel sind hier, auch Dorfbewohner, was ich an der weniger vornehmen Kleidung erkenne. Sarah führt mich zur Mitte der Tribüne und ich sehe Milan. Er nickt mir mit einem Lächeln als Begrüßung zu.
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Licht und Dunkelheit
FantasyDiese Geschichte ist inspiriert durch die Sage von Hades und Persephone. Amalia ist die Tochter des Wettergottes Zoran, der König des Lichtreiches ist. Sie wird vom gefürchteten König Milan des Dunkelreiches entführt, da ihr Vater seinen Schwur gebr...