Am nächsten Morgen wache ich ausgeruht aus. Milan liegt neben mir und schläft noch. Gestern Abend hat nochmal ein Heiler nach meiner Wunde gesehen. Sie sah gut aus und wird nun verheilen.
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Dort mache ich mich fertig für den Tag und Sarah frisiert mir meine Haare, während ich ihr alles erzähle.
Nun schlingt sie ihre Arme von hinten um mich und sagt: »Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir riesige Sorgen gemacht. Diesem Pavel habe ich alles zugetraut.«
Ihre Stimme wackelt und ich sehe sie an. Sarah hat Tränen in den Augen und ich streichele ihre Wange.
»Jetzt ist alles gut.«
Sarah nickt und wischt ihre Tränen weg.
Wenig später sitzen wir zu viert unter dem Blauregenpavillon und frühstücken. Mein Vater hat die Nacht hier verbracht. Mit einem Lächeln beobachte ich, wie gut er sich auf einmal mit Milan versteht.
Milan hat mir bereits erzählt, dass sie sich ausgesprochen haben. Außerdem hat es sie zusammenschweißt, meine Rettung zu planen. Mein Vater hat gesehen, wieviel ich Milan bedeute und dass er alles dafür getan hat, um mich zu befreien. Zudem hat Milan ihm von dem Orakel und allem weiteren erzählt. Mein Vater konnte es erst nicht glauben, hat dann aber seinen Segen gegeben.
»Jetzt muss ich noch deiner Mutter die Nachricht überbringen, dass du hier leben wirst«, meint Vater lächelnd.
»Sie wird es verkraften. Außerdem können wir uns immerzu besuchen«, gebe ich lächelnd zurück und drücke seine Hand.
»Ja, wir haben genügend Gästezimmer«, stimmt Julian zu.
»Ihr seid hier immer willkommen«, sagt Milan mit einem Strahlen zu meinem Vater.
Julians Blick wird verträumt, als Lisa zurückkommt, die heute beim Servieren hilft. Ich muss nach dem Frühstück unbedingt mit Julian sprechen. Sie schenkt mir Orangensaft ein und ich bedanke mich. Ich wusste nicht, wie sie aussieht, aber als sie vorhin mit Essen zu uns kam und ich Julians Blick gesehen habe, war mir klar, wer da vor mir stand.
»Und ihr bei uns. Dein Zimmer steht immer für euch zwei bereit. Für Julian haben wir genügend andere Zimmer zur Auswahl«, meint mein Vater.
»Das will ich auch hoffen. Wehe ihr packt irgendeinen Krempel hinein«, scherze ich.
Wir unterhalten uns noch eine Weile ausgelassen, bis sich mein Vater verabschiedet.
»Ich hab dich lieb«, sagt mein Vater, als wir uns umarmen und ich bekomme Tränen in die Augen. Zum ersten Mal hat er es zu mir gesagt.
»Ich dich auch, Vater.«
»Ich habe dir viel zu selten gezeigt, wie lieb ich dich habe. Ich entschuldige mich dafür. Es ist mir nie wirklich aufgefallen und ja, ich gebe zu, ich hatte damit zu kämpfen, dass du keine Kräfte besaßest. Aber nie hatte ich dich deswegen weniger lieb.«
»Das weiß ich jetzt, Vater.«
Nochmal drückt er mich an sich, bevor er sich auch von den anderen verabschiedet.
Als Julian gehen will, halte ich ihn am Ärmel fest. Milan beobachtet uns und grinst.
»Ich muss mal ein Wörtchen mit deinem Bruder reden«, erkläre ich.
Milan hebt beschwichtigend seine Hände. »Lasst euch von mir nicht stören.«
Ich grinse und er geht hinein ins Schloss.
»Was gibt es, liebste Amalia?«, fragt Julian und schnippt mir gegen die Nase.
»Wann sprichst du endlich mit Milan über Lisa? Hast du es mir nicht versprochen?«
DU LIEST GERADE
Licht und Dunkelheit
FantasyDiese Geschichte ist inspiriert durch die Sage von Hades und Persephone. Amalia ist die Tochter des Wettergottes Zoran, der König des Lichtreiches ist. Sie wird vom gefürchteten König Milan des Dunkelreiches entführt, da ihr Vater seinen Schwur gebr...