Nebel

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Nach dem Abendessen gehe ich alleine zum Jahrmarkt. Sarah hat keine Zeit, denn sie ist zu Besuch bei ihrer Familie. Ich höre Flügelschlagen und sehe, dass Koraki mir folgt, wodurch ich mich wohler fühle. Er fliegt über mir.

Beim Jahrmarkt angekommen, entdecke ich Sarina an ihrem Tisch, auf dem ihre Glaskugel steht, die nur Attrappe ist, wie sie mir verraten hat. Sie braucht keinen Gegenstand, um die Zukunft zu sehen. Als sie mich sieht, beginnt sie zu lächeln und winkt mich zu sich.

»Was beschert mir die Ehre?«, fragt sie scherzhaft.

»Ich wollte euch einen Besuch abstatten. Hattest du heute viele Kunden?«

»Ja, so viele kamen die ganze Woche nicht. Soll ich deine Zukunft lesen?« Sarina beugt sich zu mir vor.

»Nein, danke. Ich verzichte. Ich habe mir gedacht, wir könnten etwas unternehmen. Da du heute genug Geld verdient hast, sagst du bestimmt nicht nein.« Ich werfe ihr einen überzeugenden Blick zu und Sarina lacht.

»Na gut, an was hast du gedacht?«

»Wir könnten in eine Taverne gehen.«

Ehrlich gesagt hoffe ich, aus nicht nachvollziehbaren Gründen, Milan zu sehen. Obwohl ich nicht weiß, ob er sich heute mit dem Rat in einer Taverne trifft. Geschweige denn, in welcher.

»Gerne, ich war lange in keiner Taverne mehr. Ist es in Ordnung, wenn ich Elisa frage, ob sie mitkommt?«

»Ja, natürlich. Ich wollte sie ohnehin fragen.«

Wir finden Elisa in einem blauen Wohnwagen. Sie isst gerade, als wir sie überraschen.

»Ich komme gerne mit. Zum Glück habe ich noch etwas gegessen, damit ich nicht gleich betrunken bin«, meint sie lächelnd und schiebt sich das letzte Stück Brot in den Mund.

»Ich vertrage auch nicht viel«, gebe ich zu.

Wir gehen über den Jahrmarkt und der Süßigkeiten Verkäufer kommt mit einem Bauchladen auf uns zu. »Na ihr Hübschen? Wir wäre es mit ein paar Lollis? Für euch sind sie umsonst. Ich möchte ihre Wirkung testen, sie sind meine neueste Kreation.«

Ich sehe mir die bunten, spiralförmigen Süßigkeiten an und will schon zugreifen, als Sarina mir auf die Hand schlägt.

»Welche Wirkung sollen sie haben?«, fragt Sarina misstrauisch.

»Sie steigern die Liebeslust«, antwortet der Verkäufer.

Sarina lacht und erwidert: »Dafür brauchen wir keine Magie. Lasst uns weitergehen. Du findest bestimmt andere Freiwillige.«

»Ich habe es schon probiert, es wirkt Wunder.«

»Wie schön für dich«, meint Sarina sarkastisch und zieht uns mit sich.

»Magst du ihn nicht?«, möchte ich wissen.

»Er ist ganz in Ordnung, aber manchmal etwas aufdringlich. Früher hat er mich dauernd angemacht, bevor er wusste, dass ich nur auf Frauen stehe.«

Ich werfe einen Blick zurück zu ihm. Er ist nicht besonders gutaussehend. »Ist er alleine?«

»Nein, nicht mehr. Vor kurzem hat er eine Frau aus dem Dorf kennengelernt. Sie ist Köchin und sehr nett.« Ich nicke und freue mich darüber. Ich sehe es nicht gerne, wenn jemand alleine und traurig ist.

»Wohin willst du, Liebling?«, fragt Elisa.

»Zur Taverne Wasserquelle. Da waren wir lange nicht mehr.«

Auf unserem Weg begleitet mich wieder Koraki, der mich nicht aus den Augen lässt. Sarina und Elisa beobachten den Raben verwundert und ich kläre sie auf.

Licht und DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt