Übung

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♦ Amalia ♦

Den Tag über liege ich nur im Bett und habe keine Energie um aufzustehen. Das Training müssen wir um einen Tag verschieben. Sarah sieht nun nach mir, wodurch ich aufwache. Zuerst rieche einen Essensduft und sehe sogleich den Teller in Sarah Händen, der mit einem großen Berg Essen beladen ist. Ich schlage die Decke zurück, renne zum Tisch und beginne das Essen in mich hineinzuschaufeln. Wie bin ich überhaupt ins Bett gekommen? Ich kann mich nicht erinnern. Nachdem ich alles verputzt habe, leistet mir Sarah noch etwas Gesellschaft, dann schlafe ich weiter.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, knurrt schon mein Magen. Ich frühstücke und nehme danach ein Bad. Nun fühle ich mich schon viel besser. Ich rufe Sarah, die mich zurechtmacht. Sie fragt mich, wie ich meine Strafe überstanden habe. Dabei erzähle ich ihr von dem Raben, der mir die Zeit versüßt hat.

»Also war die ganze Zeit dieser Rabe dein Aufpasser. Ist er dir nie aufgefallen?«, will Sarah wissen.

»Nein. Zumindest nicht bewusst. Er ist wirklich süß.«

»Ich mag keine Raben. Sie machen mir Angst.«

»Weißt du wo Milan ist?«

»Nein, aber ich kann ihn zu dir schicken, falls er im Schloss ist.«

»Danke. Er möchte mit mir üben meine Kräfte in den Griff zu bekommen, nachdem was passiert ist. Eigentlich wollten wir gestern schon trainieren.«

»Es tut mir leid, was geschehen ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist mit seinen Kräften umzugehen. Dass das passiert, hast du nicht gewollt oder? Auch wenn sie es verdient haben. Leider ist ausgerechnet der Schlimmste von ihnen entkommen.«

»Ich wollte sie mir nur vom Leib halten. Einerseits bin froh, dass sich der Mann, der dich festgehalten hat, von selbst aus dem Staub gemacht hat. Aber andererseits könnte er so niemandem mehr etwas antun, wenn ich ihn umgebracht hätte. Ich denke, er wird nun bei einer anderen Frau versuchen sich zu holen, was er will.«

»Du warst wirklich mutig, Amalia. Hättest du nichts getan, weiß ich nicht, was der Mann alles mit mir gemacht hätte. Ich bin dir etwas schuldig.«

»Nein, das bist du nicht. Es ist selbstverständlich, dass ich dich beschütze.«

Nachdem Sarah gegangen ist, dauert es nicht lange, bis es wieder an meiner Tür klopft. Diesmal ist es Milan.

»Das ging ja schnell.«

»Als ich hörte, dass mein Herz nach mir verlangt, bin ich sofort hergeeilt«, scherzt Milan. »Geht es dir wieder besser? Ich habe gestern nach dir gesehen, aber du hast tief und fest geschlafen.«

»Mir geht es fantastisch. Bereit mit mir zu üben?«

»Natürlich. Lass uns in den Garten gehen, bevor du hier etwas zerstörst.«

Im Garten suchen wir uns eine möglichst freie Fläche.

»Fangen wir mit etwas Harmlosen an. Deinem Regen. Versuche den Baum dort zu treffen. Konzentriere dich auf die Kraft in dir. Sie zeigt sich dir von selbst, wenn du es zulässt. Greife und forme sie mit deinem Willen«, sagt Milan.

Ich nicke und konzentriere mich. In meinem Inneren suche ich nach meiner Kraft und peile den Olivenbaum an, der in der Nähe von Milan steht. Der Regenschwall ergießt sich zu meiner Belustigung nicht über dem Baum, sondern über Milan.

»Das war keine Absicht«, beteuere ich.

Milan schüttelt seine Arme aus und grinst. »Schon gut. Ich hoffe das passiert dir nicht mit deinen Blitzen.«

Wir üben weiter bis es mir gelingt, den Baum zu treffen. Nur den Baum.

»Jetzt triff den Strauch dort«, fordert mich Milan auf und ich tue, was er will. Ich treffe. Danach soll ich eine Blume anpeilen, was deutlich schwerer ist. Nach drei Versuchen gelingt es mir den Regen so zu steuern, dass nur die Blume getroffen wird.

Licht und DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt