Heilzentrum

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♦ Amalia ♦

Als ich im Bett liege, muss ich immerzu an Milans Idee denken, unsere Reiche zu vereinen. Ich bin ehrlich gesagt begeistert davon. Was mein Vater wohl dazu sagen würde? Vielleicht würde es auch ohne eine Heirat mit meiner Schwester gelingen. Außerdem gehen mir Milans Worte nicht aus dem Kopf. Er meinte, ich hätte seine Antwort falsch verstanden. Ich begreife nicht, was er damit sagen wollte. Scheinbar gibt es doch noch etwas, das er möchte. Mir schwirrt der Kopf und ich versuche einzuschlafen, was heute länger als gewöhnlich dauert.

Nach dem Frühstück sitzen wir in der Kutsche und Milan plaudert ausgelassen mit Kasper.

»Du bist heute ganz schön gut gelaunt«, bemerkt Kasper.

»Weil ich positiv in die Zukunft blicke«, sagt Milan und ich habe keine Ahnung, was er meint.

»Inwiefern?«, hakt Kasper nach, aber Milan grinst nur und sieht aus dem Fenster.

Ich betrachte ebenfalls die Landschaft und die Stunden ziehen vorüber. Wir fahren durch unzählige Dörfer, an Feldern, Wäldern und Obstplantagen vorbei.

»In dieser Region befinden sich die meisten Getreidefelder meines Reiches«, teilt mir Milan mit, als wir an einem davon vorbeifahren. In der Ferne sehe ich drei Mühlen. »Die Mühlen mahlen das Getreide zu Mehl. Danach wird es in meinem Reich verkauft.«

»Wir haben auch solche Mühlen im Reich des Lichts. Deine sind aber größer.«

»Danke«, sagt er mit einem stolzen Grinsen.

Ich rolle lächelnd mit den Augen.

Schließlich sehe ich am Ortsschild, dass wir in Meritan angekommen sind. Alle Häuser sind aus sandfarbenem Stein gebaut worden. Zahlreiche Springbrunnen und Olivenbäume zieren den Ort.

»Wir beziehen zuerst unsere Zimmer im Gasthaus und machen uns dort fertig für die Einweihung des Heilzentrums. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder in der Kutsche und fahren dorthin«, verkündet Milan. »Sarah, ich hoffe du hast das Kleid für Amalia eingepackt.«

»Ja, natürlich, mein König.«

»Ich würde mich freuen, wenn du es trägst. Falls es dir gefällt«, sagt Milan zu mir.

»Ich werde es mir ansehen«, gebe ich mit einem verschmitzten Grinsen zurück. Milan nickt mit einem Lächeln.

Wir steigen aus und werden von der Wirtin zu unseren Zimmern gebracht. Dort nehme ich ein Bad und werde anschließend von Sarah zurechtgemacht. Sie flicht mehrere Haarpartien zu beiden Seiten meines Kopfes zu Zöpfen, die sie an meinem Hinterkopf kunstvoll zusammensteckt und lässt meine übrigen, welligen Haare herabhängen. Sarah gibt mir Ohrringe aus durchsichtigem Kristall und kramt in ihrer kleinen Reisetasche herum. Nun nimmt sie ein schmales Diadem hervor, das aus den gleichen Kristallen der Ohrringe, besteht.

»Ein Diadem? Wozu?«, frage ich erstaunt und mustere das Schmuckstück skeptisch.

Sarah zuckt mit den Schultern. »König Milan, hat mir aufgetragen, es dir aufzusetzen.«

»Also ich weiß nicht, das vermittelt den Eindruck, ich wäre eine Königin oder eine Thronerbin. Ich habe nie ein Diadem getragen. Das Privileg galt meiner Mutter und meiner Schwester.«

»Mein König hat es angeordnet. Ich führe nur seinen Befehl aus«, meint Sarah beharrlich und versucht sich ein Grinsen zu verkneifen.

»Was hast du?«

»Nichts«, gibt sie unschuldig zurück.

»Weißt du etwas, das ich nicht weiß?«, frage ich nach.

»Nein, ich mache mir nur Gedanken, nichts weiter.«

Licht und DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt