Z W E I U N D D R E I S S I G

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„Tja, wer hätte gedacht, dass wir so schnell wieder in einem Krankenhaus sind", kommentierte ich lahm, nachdem Nate und ich in der Notaufnahme eines katholischen Krankenhauses in der nächstgrößten Stadt platzgenommen hatten. Dieses Mal hatte er zum Glück davon abgesehen, mich durch die Gegend zu tragen und mich nur beim Humpeln gestützt, was mir nach einer Fahrt unangenehmen Schweigens eigentlich schon zu viel gewesen war.

„Mir wäre es lieber, wenn wir woanders wären", entgegnete Nate trocken.

„Frag mich mal." Ich rutschte auf dem unbequemen Plastikstuhl umher, um eine bequeme Position zu finden. Der Wartebereich war so trist wie in vermutlich jedem Krankenhaus. Karge weiße Wände mit abgenutzten Schmutzspuren, kühler Linoleumboden, grelles Licht und drückende Stimmung. Um uns herum saßen Menschen, dessen Gesichtszüge mal mehr und mal weniger vor Schmerzen verzogen waren. Unauffällig scannte ich jeden einzelnen ab, um abschätzen zu können, wie lange ich auf eine Behandlung warten musste, aber über die Hälfte hatte keine sichtbaren Verletzungen, die eine Dringlichkeit verrieten. Mein dicker Verband sah da schon fast am dramatischsten aus.

„Tut es sehr weh?", fragte Nate. „Soll ich jemanden fragen, ob du Schmerztabletten kriegen kannst?"

Ich schüttelte müde den Kopf. „Passt schon."

„Maylea, wenn-"

„Nein, wirklich. So schlimm ist es nicht."

Skeptisch furchte er die Stirn, sagte aber nichts weiter und verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust. Sein nackter Oberarm berührte meinen, aber ich war zu erschöpft, um mich zur Seite lehnen. Viel lieber würde ich auch noch meinen Kopf an seine Schulter lehnen, der von der durchzechten Nacht und dem ausgeschütteten Adrenalin unheimlich schwer war.

Um dem Verlangen nicht nachzugeben, zog ich mein Handy aus der Hosentasche meiner Jeansshorts und stellte beruhigt fest, dass ich in diesem fensterlosen Raum tatsächlich besseren Empfang als auf der Farm hatte. Das würde die Wartezeit wenigstens ein bisschen erträglicher machen.

Wie immer fand ich eine Reihe an Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm vor, von denen ich die meisten wegwischte, um mir einen Überblick über die wichtigen zu verschaffen. Ein Haufen neuer Nachrichten von Olivia fiel mir als erstes ins Auge.

OMG OMG OMG

Wir haben uns geküsst

Ich glaube ich sterbe

Gott, ich benehme mich wie eine Dreizehnjährige

Aber aaaah

Obwohl mein Fuß noch immer schmerzhaft pochte und total heiß war, breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

OMG ENDLICH! Ich freue mich so für euch!!! Wie war es und wo war es und wie war das Date generell?

„Ich geh kurz auf Klo", informierte Nate mich und ich blickte auf. „Brauchst du irgendwas? Wasser oder so? Dann bringe ich das mit."

Ich wollte schon aus Reflex ablehnen, aber wahrscheinlich wäre Wasser wirklich keine schlechte Idee. Deshalb nickte ich und Nate erhob sich. Stumm blickte ich ihm hinterher, als er aus dem Wartebereich verschwand. Seine dreckigen Arbeitsklamotten passten überhaupt nicht in die sterile Umgebung, aber wer zog sich schon passend für einen Besuch in der Notaufnahme an? Mein Blick blieb an seinem breiten Kreuz hängen, über dem das T-Shirt minimal spannte und mich wieder einmal daran erinnerte, wie verflucht attraktiv er war.

Erst, als er durch die offenstehende Flügeltür in einen Flur verschwunden war, senkte ich meinen Blick wieder auf mein Handy. Ich hatte auch Nachrichten von Tyler bekommen und es durchlief mich heiß und kalt zugleich, bevor ich sie mit klopfendem Herzen aufrief. Die Nervosität, was sie beinhalteten, war zu groß.

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