Kansas City, Missouri, USA
Ich flog ein wenig in meinem Sitz nach vorne, als Olivia ihren kleinen Mini Cooper abrupt in der Mitte zweier Parkplätze zum Stehen brachte. Die dröhnende Elektromusik, die bis eben noch den kompletten Innenraum für sich eingenommen hatte, verstummte urplötzlich, als sie den Motor ihres Wagens abwürgte und den Schlüssel aus dem Zündschloss zog, anscheinend keine Zeit damit verschwenden wollend, vernünftig einzuparken.
„Bereit?", Erwartungsvoll blickte sie mich an.
Ich grinste. „Immer." Geübt löste ich den Sicherheitsgurt, griff nach meiner Tasche und stieß die Autotür auf. Sofort strömte mir heiße Luft entgegen und vertrieb die harte Arbeit der Klimaanlage binnen Sekunden. Instinktiv zog ich meine Sonnenbrille aus den Haaren, um nicht von der hochstehenden Sonne geblendet zu werden, ehe ich aus dem Wagen kletterte. Schon seit einer Woche wurde Kansas City von einer kaum aushaltbaren Hitzewelle heimgesucht, dessen Temperaturen selbst nachts keinen entspannten Schlaf zuließen. Zwar würde ich lügen, würde ich behaupten, dass ich das gute Wetter nicht genoss, doch gerade jetzt, in der Mittagzeit, war die brütende Hitze kaum auszuhalten. Ich schlug die Autotür zu.
„Da seid ihr ja endlich!"
Mein Blick schweifte über den Parkplatz, bis er an Tyler und Jason hängenblieb. Lässig und mit verschränkten Armen lehnten die beiden an der Motorhaube von Tylers Sportwagen, wobei sie sich eigentlich nur den Arsch verbrennen konnten, so wie die Sonne auf den schwarzen Lack knallte. Ich verdrehte die Augen. Typisch Jungs. Hauptsache Protzen. Blöd nur, dass Tyler anscheinend noch nie von Sonnencreme gehört hatte, denn seine Gesicht leuchtete wie ein Leuchtfeuer.
„Wären hinter uns keine Cops gewesen, wären wir schon seit Stunden hier gewesen", rief Olivia ihnen entgegen, mir im Gehen einen genervten Blick zuwerfend. Darin waren wir Meisterinnen. Schon in der Grundschule, als wir uns kennengelernt hatten, konnten wir uns ohne Worte verständigen (was bei etlichen Räuber und Gendarm-Spielen echt hilfreich gewesen war) und hatten diese Fähigkeit über die Jahre unsere Freundschaft hinweg unbewusst perfektioniert.
„Ach kommt", begann Tyler, sich von dem Wagen abstoßend. Sein Tonfall deutete bereits auf eine folgende Stichelei hin. „Eine bessere Ausrede hätte euch während der ganzen Zeit nicht einfallen können?" Sein Blick blieb auf mir haften und als er merkte, dass ich ihn erwiderte, zwinkerte er mir zu. Ich stöhnte. Seit einer geraumen Zeit schon hatte Tyler es sich zur Aufgabe gemacht, mich anzugraben. Erfolglos. Aber ans Aufgeben schien er nicht denken zu wollen, was mir mittlerweile tierisch auf die Nerven ging. Ohne auf seine Anspielung einzugehen, nickte ich an ihm vorbei. „Immerhin hat auf Olivias Auto kein Vogel geschissen."
„Was?" Panisch fuhr er herum und untersuchte seine ach so geliebte Karre auf den vermeintlichen Fleck, bis er fündig geworden war und entsetzt auf seine Windschutzscheibe starrte. „Verdammte Scheiße!"
„Du sagst es", bemerkte Olivia stumpf, konnte sich einen kleinen, schadenfrohen Blick jedoch nicht verkneifen.
Ich erwiderte ihr Grinsen, bevor ich mich wieder den Jungs zuwandte. „Was ist jetzt?", richtete ich mich an Tyler. „Willst du deiner Kiste das Leben retten oder dir selber? Mit Hautkrebs sollte man nicht spaßen."
„May, das ist nicht witzig", grummelte er, ohne sich die Mühe zu machen, mich anzusehen. Ob er nun seine Karre oder den Sonnenbrand meinte, war mir schleierhaft.
„Sag ich ja."
Nun bekam ich doch einen wütenden Blick über die Schulter zugeworfen.
Abwehrend hob ich meine Hände und kicherte. „Tut mir leid, ich wollte deinen Stolz nicht verletzen."
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Backroads
Teen FictionFür Maylea scheint der bevorstehende Sommer der absolute Wahnsinn zu werden: Jede Menge Partys, Abenteuer mit ihrer besten Freundin und zum allerersten Mal kein öder Urlaub mit ihrer Mum. Doch die Ferien haben kaum begonnen, schon macht nur ein Ge...