Song: Dancing On Glass - St. Lucia
* * *
Mum kam nach Hause, als ich gerade dabei war, das Haus zu verlassen. Mit einer Takeaway-Box kam sie durch die Haustür, schmiss ihren Schlüsselbund unachtsam auf die kleine Holzkommode an der Wand, platzierte ihre Handtasche direkt daneben und streifte sich die Schuhe ab. Alles einhändig, ohne ihr Essen loszulassen. Erst dann bemerkte sie mich.
„Oh, hey." Sie klang müde. Erschöpft. Ausgelaugt. Unter ihren Augen lagen unübersehbare Schatten und ihre braune Haare hatten sich wie üblich schon halbwegs aus dem obligatorischen Zopf gelöst. Mich bemuttern konnte sie allerdings nach wie vor einwandfrei: „Was hast du denn so spät noch vor? Doch nicht etwa eine Party, oder?"
„Sleepover", kam mir meine vorsorglich geplante Ausrede geschmeidig über die Lippen. „Bei Olivia."
„So spät erst?"
„Ja... Olivia war bis eben noch arbeiten."
Dumme Antwort.
„Hast du dich auch endlich um einen Job gekümmert?"
Genervt verdrehte ich die Augen. Seit fast schon einem Monat bekam ich diese Frage nun zu hören und so langsam hatte ich das Bedürfnis, jedes Mal etwas zu zertrümmern. Ich hatte keine Lust auf einen dämlichen Sommerjob. Aber Mum verstand das nicht. Weder, dass niemand sonst aus meinem Freundeskreis jobben musste, noch, dass ich meine Freunde generell nicht während des letzten Sommers auf der High School zwangsläufig gegen einen Job eintauschen wollte. In einem stickigem Imbiss, einem überlaufenen Schwimmbad oder zwischen den Regalen eines Supermarktes würde ich mich sicherlich nicht aufhalten, während alle anderen die Sau rausließen. Es reichte schließlich schon, dass mir meine beste Freundin täglich vier Stunden verwehrt blieb.
Kommentarlos ging ich in die Hocke, um in meine weißen Converse zu schlüpfen.
„Wie lange willst du das noch vor dir herschieben?", wollte Mum wissen. „Wenn du nicht bald in die Hufe kommst, suche ich dir etwas."
Das würde sie nicht tun. Die Schichtarbeit im Krankenhaus kontrollierte ihr Leben so sehr, dass sie selbst an ihren freien Tagen kaum das Haus verließ. Ich richtete mich wieder auf und griff nach meiner Alibitasche, in der sich weder ein Schlafanzug noch eine Kulturtasche befand, sondern lediglich ein partytaugliches Outfit samt Schuhen und einer Clutch. „Wenn's dich glücklich macht." Dann schlängelte ich mich an ihr vorbei.
„Ansonsten streiche ich dir das Taschengeld!"
„Okay."
„Und um zwölf Uhr bist du morgen wieder zu Hause!"
„Mum-"
„Keine Diskussionen. Ich hab morgen wieder Spätschicht und würde dich gerne mal länger als fünf Minuten zu Gesicht bekommen."
Ich stöhnte. „Wird dein Essen nicht kalt?"
„Viel Spaß. Und grüß Olivias Mutter von mir!"
Ich lächelte demonstrativ gekünstelt, öffnete die Tür und ließ sie laut hinter mir ins Schloss fallen. Die Nächte, in denen sie Frühschicht hatte, waren mir definitiv lieber.
* * *
„Oh Gott, ich brauch mehr Alkohol!"
Totunglücklich und hibbelig zugleich gab Olivia ihren Standartsatz des Abends zum Besten. Sie hatte sich bei meiner Ankunft umgehend an mich drangehängt und war mir seitdem nicht von der Seite gewichen. Selbst ins Badezimmer hatte sie mich nicht alleine gehen lassen. Was sie definitiv nicht mehr benötigte, waren weitere Drinks.
DU LIEST GERADE
Backroads
Teen FictionFür Maylea scheint der bevorstehende Sommer der absolute Wahnsinn zu werden: Jede Menge Partys, Abenteuer mit ihrer besten Freundin und zum allerersten Mal kein öder Urlaub mit ihrer Mum. Doch die Ferien haben kaum begonnen, schon macht nur ein Ge...