Z W A N Z I G

2.4K 207 35
                                    

Song: We Won't - Jaymes Young

* * *

„Ernsthaft?" Nate hatte das Auto in der Auffahrt sofort erkannt und sah mich nun skeptisch an. „Der Idiot?"

Ich ignorierte seine Bemerkung geflissentlich. „Das bist du mir schuldig."

„Ich bin dir überhaupt nichts schuldig."

Ich schnallte mich ab. „Das schon."

Nate schwieg, aber ich wusste auch so, dass er von meinem Vorhaben nicht begeistert war. Nichtdestotrotz war ich überrascht, dass er tatsächlich angehalten hatte und nicht einfach an Tylers Grundstücks vorbeigefahren war. Er neigte schließlich dazu, mich von allen Situationen fernzuhalten, die ihm gegen den Strich gingen. Deshalb stieg ich auch aus dem Pick-Up aus, bevor er es sich anders überlegen konnte. „Ich beeile mich."

Nate nickte lediglich und ich schlug die Tür zu, mir dann einen Weg die Einfahrt entlang bahnend, auf der etliche Kinderspielzeuge von Tylers kleinem Bruder verstreut lagen. Von dem Kleinen war allerdings nichts zu sehen.

Ich klingelte an der Haustür und trat einen Schritt zurück. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Tür schwungvoll geöffnet wurde. Aus dem Haus drang Musik und Kinderlachen. Tylers Augen weiteten sich erstaunt. Seine Haare waren nicht so akkurat gestylt, wie normalerweise. Stattdessen herrschte ein wuscheliges Chaos auf seinem Kopf. „Maylea. Du hast es ja tatsächlich nach Hause geschafft."

Ich lächelte leicht, nicht wissend, ob er sich freute mich zu sehen oder am liebsten die Tür vor meiner Nase zuknallen würde. „Hey."

„Wie hast du das angestellt?"

„Lange Geschichte. Kann ich reinkommen?"

Tyler zögerte. „Wieso?"

„Um mit dir zu reden. Es dauert auch nicht lange."

„Na gut." Er hielt die Tür weiter auf, um mir zu bedeuten, einzutreten. Kaum hatte ich einen Fuß über die Türschwelle gesetzt und den Blick auf die Straße freigegeben, entfuhr ihm ein: „Echt jetzt? Er?!"

„Wie gesagt, lange Geschichte."

„Eine lange Geschichte, die sich innerhalb von ein paar Tagen abgespielt hat? Willst du mich verarschen, Maylea?"

Ich stand mittlerweile im Flur, doch Tyler hielt die Tür noch immer auf. Dieses Mal war ich mir sicher, dass er mich am liebsten rausschmeißen wollte. Ich hatte keine Gelegenheit, ihm zu erklären, dass es nicht so war, wie er offensichtlich dachte, weil er verächtlich auflachte. „Ich will gar nicht wissen, wie du ihn dazu gebracht hast. Wann war ich bei dir? Donnerstag?" Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Wow, vier Tage. Das ist sogar für dich geschmacklos. Schießt du ihn gleich ab, sobald er dich Zuhause absetzt oder hast du das schon?"

„Alles klar." Er brauchte mich nicht rauszuschmeißen. Ich würde freiwillig wieder gehen. „Es war ein Fehler, zu kommen."

„Ich glaube auch."

„Maylea!" Unerwartet tauchte Jason mit einem breiten Grinsen und viel zu weiten Shorts ihm Flur auf. „Meine Rettung! Tylers frecher Bruder braucht mal die Ansage einer Frau! Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du musst Kuhscheiße schaufeln!"

„Scheiße sagt man nicht", schallte eine Kinderstimme aus dem Wohnzimmer.

„Muss ich auch." Ich lächelte Jason zu, ehe ich zurück zu Tyler sah. „Meine rein platonische Fahrgelegenheit und ich müssen zurück auf den Bauernhof. Kuhscheiße schaufeln. Wir sehen uns in der Schule wieder. Viel Spaß beim Babysitten."

BackroadsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt