Elias POV
Meine Beine bewegten sich von allein; erst später würde ich mir im klaren sein dass ich geradewegs in die Umkleidekabine der Mädchen gerannt war, doch in dem Moment war ich nur darauf fokussiert Elizabeth einzuholen.
Sie saß auf der Bank, umzingelt von Sporttaschen und Wäsche; die Beine fest gegen die Brust gezogen. Ich setzte mich neben ihr hin und seufzte. "Lizzie. Ich hätte meine Stimme nicht so erheben dürfen. Es tut mir leid. Ich wollte nur..."
"Ich weiß!", kreischte sie. Ihr Gesicht war völlig rot, die Schminke verschmiert und die Tränen noch immer fließend. "Aber du kannst sie nicht ändern..."
"Wen... meinst du?"
Sie zog sich die Nase hoch, zögerte. "Meine Mutter."
Ich war schockiert. "Warum sollte sie dich derart schlagen dass du solche Flecken auf den Beinen hast?"
"Das kannst du sie gerne fragen, was sie denkt was ich in dem Haus meines Klassenkameraden mache." Elizabeth wandte ihr Gesicht in meine Richtung. "Denkst du auch dass ich eine Schlampe bin?"
Ich zog die Brauen einander und räusperte mich. "Sag mal was laberst du da für ne Scheiße? Gestern warst du bei mir Zuhause und wir haben versucht den Anfang vom Brief zu schreiben."
"Ja, genau, aber meine Mutter glaubt mir das nicht. Sie hat mir noch nie vertraut, deshalb verbietet sie mir alles. Ich darf mich nicht so kleiden wie ich will, ich darf mich nicht schminken, ich darf mich nicht mit Freunden treffen... und genau aus diesem Grund tu ich das alles auch. Egal ob sie mich schlägt. Ich bin nicht ihr Haustier. Aber langsam... wird das zu viel."
"Lizzie..." Ich nahm sie vorsichtig in die Arme und strich ihr leicht über den Rücken. "Ich komm heute mit Lennart zu dir Nachhause und kläre das."
"Wie willst du das denn tun?"
"Vetraue mir einfach."
"Okay, aber..." Sie hatte inzwischen aufgehört zu schluchzen; war noch immer zwischen meinen Armen. "...du weißt schon dass du gerade in der Mädchen-Umkleide bist, oder?"
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. "Fuck."
* * *
"Was ist denn mit Elizabeth passiert?", hackte Liam nach als ich versuchte die Sportuniform auszuziehen.
"Geht dich nichts an." Ich setzte mich auf die Bank und kramte nach meinem Hemd herum.
"Du solltest dein Hemd so schnell wie möglich finden jemand wird hier sonst noch geil.", machte sich einer der Jungs aus unserer Klasse lustig.
Ich verstand zwar nicht wen er meinte, aber trotzdem machten mich seine Worte wütend. "Sag mal was ist eigentlich euer Probelm?", fauchte ich gereizt.
Dylan der sich schon längst sein schwarzes Pulli und Hose angezogen hatte schwang sich die Sporttasche über die Schulter und lächelte demütigend als er in unsere Richtung kam. "Du hast mir und Mia also gestern zugelauscht, Tom.", fing er an und beugte sich mit drohenden Blicken über Tom der noch auf der Bank saß. "Ich habe gestern gesagt dass ich auf Männer stehe, also mach dir mal keine Sorgen darüber. Du hast eh keine Eier in der Hose."
Tom sah sich nach seinen Freunden um, doch sie hatten die Umkleidekabine schon längst verlassen. Er zog die Brauen einander, sprudelte nur so vor Wut, jedoch verließ den Raum ohne ein Wort von sich zu geben. Ich, Liam und Dylan waren nun allein in der Umkleidekabine. "Junge, warum laberst du so einen Unsinn?", fragte Liam und starrte Dylan völlig verwirrt an.
"Warum sollte dass denn Unsinn sein?", konterte Dylan. "Darf ich nicht auf Männer stehen?"
Liam rollte die Augen und zog sich seinen Pullover an. "Du ballerst nichts anderes als Frauen. Warum gibt's du dieser Hohlbirne Material um sich über dich lustig zu machen?"
"Wegen Mia... Ich check's ja sie steht nicht auf mich, aber sie will nicht einmal mit mir befreundet sein weil sie denkt dass ich--"
"Sie flachlegen willst? Ja, da hat sie auch recht.", fiel Liam ihm ins Wort. "Du hast bis jetzt nie eine feste Beziehung mit einem Mädchen gehabt, nur nächtliche Dates."
Dylan zuckte die Schultern. "Ich weiß, aber woher soll sie das denn wissen. Mir ist nichts anderes eingefallen als zu sagen dass ich schwul bin damit sie mich als keinen perversen Stalker abstempelt."
Diese Konversation ergab keinen Gramm Sinn. "Du weißt doch wie religiös Mia ist. Ihr ist es unangenehm andauernd mit Jungs zu sprechen. Respektiere sie doch einfach und lass sie in Ruhe.", schlug ich Dylan vor.
Liam fischte mein Hemd aus der Sporttasche und warf es mir entgegen. "Elias hat recht, Dylan. Du hast keine Chance bei ihr."
"Das ist mir egal.", sagte Dylan mit müden Blicken. "Es reicht mir in ihrer Nähe zu sein."
Liam lachte laut los. "Was ist denn in dich gefahren man. Du willst so tun als ob du schwul bist nur um mit Mia in Ruhe reden zu können?"
"Das kannst du nicht verstehen Liam. Du warst noch nie verliebt."
"Noch nie verliebt"...
"Was soll das denn heißen?", hakte ich nach. "Liam ist verliebt. Er hat sogar eine Freundin."
Dylan lachte los. "Ach deshalb verschwindet er andauernd mit irgendwelchen Mädchen in ein privates Zimmer wann auch immer wir auf Partys gehen. Wenn er wirklich in seine Freundin verliebt wäre, würde er das nicht tun."
Mein Gesicht wurde kreidebleich. Liam schlug Dylan gegen die Seite. "Was sagst du da?", drängte Liam. Dylan verstand dass er das nicht hätte erwähnen dürfen und lachte zögernd. "Oh uhm... Ich geh dann mal. Ich glaube ihr habt da was zu klären." Dylan verließ die Umkleidekabine und ich richtete meine giftigen Blicke auf Liam.
"Sag mal..." Ich konnte vor Wut meinen Atem nicht einstellen. "Wie... Wie kannst du ihr das antun? Sie ist nicht irgendein Mädchen, Liam. Annie ist meine Schwester. Nur aus diesem Grund hättest du dich besser unter Kontrolle nehmen müssen."
Liam fuhr sich nervös durch die Haare. "Ich schwör ich hab nur ein paar Ausrutscher gemacht. Das ist alles."
"Ein paar!? Du hast sie nicht einmal sondern mehrmals betrogen und versuchst dich auch noch zu verteidigen!?" Ich hatte all die Kontrolle über meine Wut verloren und meine Hand auf seine Fresse geknallt. "Ich werde alles Annie erzählen und das war's mit deinen Spielen. Ich wusste von Anfang an dass du es niemals hinkriegen wirst eine ehrliche Beziehung zu führen. Du bist verabscheulich Liam."
Er hielt sich seine Wange, die völlig rot angeschwollen war. "Ach hätte ich also deine Schwester knallen sollen anstatt diese Schlampen? Wäre dir das lieber gewesen?"
"Ist dir überhaupt klar was du gerade laberst!? Du hättest ihr treu bleiben müssen oder ihr wie ein Mann sagen sollen dass du nicht den Charakter für eine ernste Beziehung hast und nur deinem notgeilen Schwanz folgen kannst!" Ich war völlig außer Atem. Mein Schädel pochte nur so vor Wut.
Liam schmiss seine Sporttasche auf den Boden und ging auf mich zu. "Ich bin auch nur ein Mensch Elias. Was soll ich denn tun wenn deine Schwester mich nicht an sich ranlässt? Ich muss mich doch irgendwie--"
Ich konnte es nicht weiter ertragen wie er seine dreckigen Taten verteidigte in dem er meine Schwester beschuldigte und schubste ihn kräftig hinweg; sein Bein hackte an seiner Sporttasche und er fiel mit einem harten Knall rückwärts auf den Boden. Ich half ihm nicht auf und sah nur mit verabscheuenden Blicken auf ihn herab. "Du verdienst meine Schwester nicht. Das hast du auch nie getan. Ich wünschte ich hätte dich niemals kennengelernt!" Tränen stiegen mir in die Augen. "Wie soll ich das denn jetzt meiner Schwester erklären!? Sie wird am Boden zerstört sein..."
Liam rührte sich kein bisschen von den Fliesen, was meine Wut umso mehr aufglühen ließ. Ich kickte ihn mit meinem Fuß an. "Steh endlich auf, dieses Gespräch ist noch lange nicht vorbei!"
Er lag noch immer ohne jene Bewegung auf dem Boden. Seine Augen waren geschlossen und als ich das Blut sah welches sich von seinem Hinterkopf auf den Fliesen des Boden ausbreitete, erfror ich zu Stein. "Liam!"
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Der perfekte Liebesbrief
Teen Fiction"Du wirst es niemals schaffen mich zu hassen.", wisperte sie gegen mein Ohr während ihre dünnen Finger über meine Brust glitten. "Du hast recht.", stimmte ich zu. "Ich werde niemals erneut solche starken Emotionen für dich fühlen." Das triumphierend...