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Ihre Worte fühlten sich an wie aus einer anderen Realität die viel zu schön war um zu existieren. "Ich soll... nicht gehen?", fragte ich kleinlaut und sah auf meine Hand hinab, welche sie mit ihrer fest umfasst hatte.

"Deine Gesellschaft fühlt sich gut an, Elias. Bis jetzt habe ich mich neben niemanden hier so wohl gefühlt. Das mag zwar komisch klingen, aber... du scheinst mir nicht fremd."

Thalia hätte sich nicht einmal vorstellen können wie viel mir diese Worte bedeuteten. In dem Moment hatte ich meine ganze Realität vergessen und war nun im Reich welches völlig mit ihrem Dasein umzingelt wurde. "Du mir auch nicht.", fiel es heiser über meine Lippen.

Unser Blickkontakt herrschte noch für ein paar Sekunden bis Thalia zusammenzuckte und meine Hand losließ. "Sorry.", sagte sie völlig nervös.

"Ist schon okay." Ich konnte mir das Lächeln nicht aus dem Gesicht schaffen. "Wollen wir weiter gehen?"

Sie nickte eifrig und wir marschierten wieder in Takt durch die dunklen Straßen der Nacht, welche von den Laternen erhellt wurden. "Uhm... Elias?"

"Ja?"

"Warum seid ihr eigentlich gestern nachdem Sportunterricht verschwunden? Liam, Dylan und sogar Elizabeth waren nirgends mehr zusehen. Ist etwas passiert?"

"Oh, das meinst du. Liam hatte sich das Bein verstaucht und wir sind alle zusammen ins Krankenhaus geeilt, weil Liam den Sportlehrer nicht in Schwierigkeiten bringen wollte."

"Richte ihm bitte meine Gesundheitswünsche aus. Hoffentlich ist es keine schlimme Verletzung."

"Nein, nein. Ihm geht's jetzt super. Ich wollte kurz nach ihm sehen, deshalb bin ich auch um diese Zeit nochmal rausgegangen."

"Verstehe. Schön zu hören dass es ihm gut geht. Er hat wirklich Glück so einen Freund wie dich zu haben. Niemand würde sonst um diese Uhrzeit bei dieser Kälte sein warmes Bett verlassen um nach seinem Freund zu schauen."

"Ach was. Er hat viel schwerere Sachen für mich getan. Ich habe Glück ihn als Freund zu haben."

"Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?", fragte Thalia mit neugierigen Augen.

"Schon im Kindergarten. Ich kenne ihn schon seit dem ich drei Jahre alt bin."

Erstaunt hob sie ihre Brauen hoch. "Also seid ihr schon seit vierzehn Jahren befreundet... Keins meiner Freundschaften hat mehr als vier Jahre gedauert. Ihr beide habt wirklich Glück so einen kräftigen Band zwischen euch zu haben."

Ich blickte auf den Sternenhimmel empor und dann wieder zu Thalia. "Glück kann man das eigentlich nicht nennen. Wir beide haben vieles eingesteckt um diese Freundschaft fortzuführen. Es gab Zeiten, wo ich ihn am liebsten völlig aus meinem Leben streichen wollte, aber jedesmal egal wie schlimm seine Tat war, konnte ich den Gedanken nicht ertragen ihn zu verlieren und habe ihm immer wieder verziehen, was er auch bei mir getan hat."

"So formuliert hast du natürlich Recht. Nicht alles ist Glück, aber auch wenn man Menschen verzeiht, egal wie sehr man sie liebt kann man deren Taten nunmal nicht vergessen. Wie schaffst du das?"

Ich zog die Lippen zu einem Lächeln hoch. "Tu ich leider nicht. Ich habe keins seiner Taten vergessen, werde ich auch nie können, deshalb wird unsere Freundschaft auch nie wieder so sein wie früher." Die Erinnerungen der Vergangenheit fielen mir wieder in den Sinn. Meine Brauen zogen sich einander. "Aber...", setzte ich an. "Egal wie sehr er mich verletzt werde ich ihn niemals hassen können. Dieses Arsch ist wie ein Virus der sich nicht aus meinem Herz verpissen will. Dummer scheiß Bastard."

Thalia blieb stehen und ihr Gelächter hallte durch die Straßen. "Ihr seid ja so süß."

Plötzlich wurde mir klar wie ich neben dem Mädchen gesprochen hatte in wessen ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. Ich bin so ein Vollidiot. "Tut mir leid. D-das ist mir aus dem Mund gerutscht."

"Kein Grund dich zu entschuldigen. Mir macht das nichts aus, im Gegenteil, so bist du viel sympathischer."

"Oh, m-meinst du?"

Sie nickte und blickte zu dem Haus neben uns. "Ich wohne hier. Danke dass du mich bis hierher begleitet hast. Du hast mir wirklich gut getan, Elias. Das sollten wir wiederholen."

"G-gerne doch. Dann, eh... Dann sehen wir uns?"

"Wenn wir nicht verschlafen und es zur Schule schaffen, auf jeden Fall. Gute Nacht." Sie ging in die Richtung der Haustür und winkte mir lächelnd zu.

"Dir auch.", sagte ich und winkte ihr hinterher bis sie die Tür ins Schloss fallen ließ.

Auf meinem Rückweg berührten meine Füße die Wolken statt das Beton auf dem Gehweg. Die Schmetterlinge führten eine ganze Choreographie in meinem Bauch vor, was mir reichliche Glückshorme durch die Adern pumpen ließ. Ich lächelte so dumm dass es mir garantiert peinlich wäre wenn mich jemand so erwischt hätte, doch ich konnte mich einfach nicht aufhalten.

Ich hatte nicht einmal gemerkt dass ich Zuhause angekommen war. Um sicherzugehen das niemand wach war blickte ich hoch zu den Fenstern; kein einziges Licht war an. Ich spürte wie der Adrenalin über die Glückshormone dominierte, sodass nur die Angst in mir herrschte.

Mein ganzer Körper war wie erfroren, ich konnte mich kein bisschen bewegen. Meine Pupillen waren schlagartig geschrumpft und der Atem hatte sich mir entzogen als ich die Frau erblickte, welche an einem Seil hinab hang. Der Schein der Straßenlaternen machten ihre Silhouette sichtbar, doch ihr Gesicht lag im Schatten.

Ich wollte meinen Augen nicht glauben, doch als der Wind die Leiche etwas zur Seite drehte erblickte man das Gesicht. "Mutter..?"

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