Ich konnte die Sorge von Liam übers Telefon spüren. Völlig in Panik sprach er in den Hörer. "Warte! Hörst du mich? Ich komme sofort zu dir."
"Nein, Liam. Du wurdest erst heute operiert. Komm nicht mal auf den Gedanken alleine herumzulaufen. Ich möchte dich nur kurz besuchen, das ist alles. Warte auf mich." Ich legte sofort auf bevor er mein Schluchzen hören konnte. Ich presste die Hand gegen meinen Mund. Warum war ich so emotional und musste immer alles übertreiben? Es gab so viele Menschen die die reinste Hölle erlebten und ich heulte weil ich wegen meinen Gedanken zu überwältigt war. Ich stach mir die Nägel gegen die Kopfhaut. "Hör auf so ein Weichei zu sein!", schimpfte ich mit mir selber. "Hör einfach auf damit..."
Nachdem ich mein Schluchzen einiger Maßen eingestellt hatte griff ich nach den Hausschlüsseln und schleichte raus mit der Hoffnung man hätte die Tür nicht ins Schloss fallen gehört. Als ich bei Liam's Haus ankam, sah ich das er schon an der Tür auf mich wartete. Seine Nase war vor der Kälte rot angelaufen und die Arme vor der Brust verschränkt zitterte er am ganzen Leib. "Na endlich.", sagte er. "Ich bin hier vor Sorge fast gestorben du Arsch."
"Ich hab dir doch gesagt dass du dir keine Sorgen machen musst. Mir geht's gut. Ich wollte dich nur kurz sehen.", meinte ich, die Augen noch immer durchnässt mit Tränen.
"Ach ja? Wer hat denn am Telefon gesagt dass es ihm überhaupt nicht gut ging?", konterte Liam und zog mich hinein ins warme Haus. "Los jetzt erzählst du mir was los ist."
"Das habe ich nicht so gemeint. Du weißt wie ich über jeden kleinsten Scheiß rumheule. Ich war einfach grundlos wieder emotional."
Liam sagte rein gar nichts. Er starrte mir nur fokussiert in die Augen, so als ob er meine Gedanken lesen würde. Je länger er mich so anstarrte wurde es schwerer die Tränen zurückzuhalten. "Hör auf damit.", befahl ich ihm.
"Ich tue rein gar nichts.", behauptete er und runzelte die Stirn. "Aber du kämpfst gegen deine Gefühle an. Findest du nicht auch dass du wenigstens neben mir das nicht tun solltest?"
Ich ließ den Tränen letztendlich freien Lauf und erlaubte mir die Luft tiefer einzuatmen. "Aber sie haben keinen richtigen Grund."
"Müssen sie auch nicht. Du musst keinen gültigen Grund dafür haben dich schlecht zu fühlen. Wir können unsere Gefühle immerhin nicht kontrollieren. Sie kommen und gehen ohne uns zu fragen ob wir überhaupt Bock auf sie haben."
Sein letzter Satz brachte mich zum Lächeln. "Ich wollte dich wirklich nur kurz sehen Liam. Ich sollte wieder Nachhause. Die Sonne steigt in paar Stunden auf."
"Na und?" Er legte seinen Hinterkopf auf meinen Schoß und sah zu mir empor. "Du musst nicht über deine Gefühle reden. Lass mich einfach bei dir bleiben bis du dich besser fühlst."
Ich nickte schweigend und lehnte meinen Rücken auf die Couch während ich mit Liam's Locken spielte. Je mehr Zeit verging, desto unnötiger schienen mir die Gedanken welche mir die Brust verengt hatten. Ich atmete erleichtert aus wenn mir klar wurde wie müde ich eigentlich geworden war. Liam war schon längst auf meinem Schoß eingeschlafen. Ich lächelte unwillkürlich als ich ihn so ruhig schlummern sah.
"Elias? Wann bist du denn hierher gekommen?", hörte ich jemanden fragen. Es war Liam's Mutter die mit einem Glas Wasser von der Küche kam.
"Nicht lange her... Ich wollte nur kurz nach Liam schauen."
Liam's Mutter setzte sich neben uns hin und betrachtete ihren Sohn. "Er hätte heute sterben können wenn ihr nicht dort gewesen wärt. Ich bin dir ein Leben schuldig."
"Ich habe das getan was jeder andere auch getan hätte. Sie schulden mir nichts."
Sie legte ihr Glas auf den niedrigen Tisch vor uns. "Schön dass du so denkst. Ich hätte da nämlich eine Bitte an dich."
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. "Natürlich, was wäre es denn?"
"Bleib fern von Liam.", drohte sie mir in einer Stimmlage die das Gegenteil von einer Drohung war. Gift tropfte von ihrer süßlichen Stimme.
Ich war völlig bestürzt. "Wie bitte?"
"Verstehe mich bitte nicht falsch..." Sie lächelte noch immer. "Aber du ziehst meinen Sohn zurück und das schon seit dem ihr Kinder seid. Er ist wegen dir in der ersten Klasse sitzen geblieben, nur damit ihr zwei in derselben Klasse sein könnt und jetzt hat er fast gar keinen Freundeskreis mehr wegen dir."
"Er... Er hat viele Freunde."
"Er könnte noch viel mehrere und sogar bessere Freunde haben wenn er sich nicht mit dir abgeben würde. Ich bitte dich, was soll das?" Sie deutete auf Liam, dessen Kopf noch immer auf meinem Schoß lag. "Mein Sohn ist achtzehn Jahre alt und liegt wie ein Baby auf deinem Schoß. Findest du das normal?"
Ich blickte zu Liam runter. Meine Lippen zitterten als ich sprach. "Er war müde."
"Müde? Ach komm Elias. Lass ihn einfach in Ruhe. Du ruinierst sein ganzes Leben. Er ist mit deiner Schwester zusammen, verbringt seine ganze Zeit mit dir und wenn du nicht da bist gibt es kein einziges Mal wo er nicht von dir spricht."
Ich ballte die Hände zu Fäusten, doch versteckte sie neben mir. "Was ist Ihr Problem mit unserer Freundschaft? Ich werde nicht von ihm fern bleiben. Labern Sie keine dumme Scheiße so als ob ich sein Feind wäre."
Liam's Mutter nahm sich ihr Glas wieder in die Hand und erhob sich. "Ich werde dieses Haus hier verkaufen und mit meinen Kindern nach New York ziehen. Dort habe ich eine viel bessere Arbeit gefunden. Schön, nicht?"
"New York? Das ist auf der anderen Seite der Welt!"
"Ich weiß." Ihr Lächeln formte sich zu einem Grinsen, wohinter ihre weißen Zähne giftig glänzten. "Wenn du nicht riskieren möchtest ihn nie wieder zu sehen, dann tust du was ich will."
Mein Kiefer spannte sich an. Das Blut quoll mir durch die Adern. "Du bist krank.", fauchte ich.
"Ich bin krank?", fragte sie empört und deutete mit ihrem Zeigefinger auf uns. "Das hier ist krank. Das was ihr beide habt ist alles andere als eine Freundschaft. Das ist nichts weiter als eine kranke Besessenheit. Sieht euch doch mal an. Ihr seid kein bisschen gewachsen. Ihr seid noch immer die zwei Kindergarten Kinder die sich zusammen in den Schlaf kuscheln. Mein Sohn wird nicht weiter wegen dir ein Kind bleiben."
"Du kannst mir nicht drohen. Wir sind keine Kinder mehr, aber du bist wohl krank genug um uns noch immer so zu sehen."
"Ich habe dich nicht bedroht. Ich habe dir nur gesagt was ich tun werde. Für das Wohl meines Sohnes würde ich alles tun. Wunder dich nicht wenn du eines Tages nicht einmal seine Telefonnummer mehr findest. Du kennst mich immerhin. Ich habe überall Augen. Wenn du nicht das tust was ich sage, bekommst du Liam nie wieder zu Gesicht."
Meine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Ich konnte meine Wut einfach nicht einstellen. Das einzige was mich davon abhielt sie zusammenzuschlagen war der Fakt dass sie Liam's Mutter war. "Du bist ein Psychopath."
Sie zuckte die Schultern und drehte das Glas in ihrer Hand. "Triff deine Entscheidung. Würdest du dich lieber von ihm fernhalten oder ihn nie wieder zu Gesicht bekommen?"
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Der perfekte Liebesbrief
Подростковая литература"Du wirst es niemals schaffen mich zu hassen.", wisperte sie gegen mein Ohr während ihre dünnen Finger über meine Brust glitten. "Du hast recht.", stimmte ich zu. "Ich werde niemals erneut solche starken Emotionen für dich fühlen." Das triumphierend...