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Da stand ich nun, blamiert vor dem Mädchen, in das ich mich Hals über Kopf verknallt hatte.

"Hey, Thalia... Hast du eine Binde für...", stammelte ein Mädchen hervor, die aus der Kabine heraus kam, doch blieb abrupt stehen als sie mich sah und kreischte los.

Erst jetzt konnte ich mich aus der Starre lösen. Ich rannte aus der Mädchentoilette raus ins Klassenzimmer und eilte auf meinen Sitzplatz, in der Hoffnung, dies würde alles in Vergessenheit geraten, doch es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Schule davon Wind bekam.

Nervös spielte ich mit meinen Daumen herum. Ich traute mich einfach nicht nach vorn zu blicken. Obwohl mein Kopf hinunter gebeugt stand, konnte ich von einem engen Winkel aus erkennen dass Liam nicht neben mir saß.

"Elias.", sagte jemand, dessen Stimme ich sofort wiedererkannte: Elizabeth, eine nervige Zicke, die mich bei der letzten Literatur-Arbeit nicht abgucken ließ.

"Was willst du?", fauchte ich schon fast.

Sie saß eine Reihe vor mir; hatte ihren Stuhl in meine Richtung gedreht und blickte mich aufmerksam an. Ihre Lippen leuchteten förmlich durch den roten Lippenstift, den sie jeden verdammten Tag trug, obwohl es sie wie einen Clown aussehen ließ und da hatte sie sich noch eine Tonne Make-up aufs Gesicht geklatscht was wie ne Maske aussah.

"Warum starrst du mich so an?", fragte sie nun gereizt.

"Dein wunderschönes Gesicht hat mich mal wieder in seinen Bann gezogen, Königin Elizabeth.", meinte ich spöttisch und lachte frech, woraufhin sie mir die Haare zog. "Mach dich nicht lustig über mich du Arsch. Ich würde mir auch lieber wünschen mit jemand anderem zu arbeiten."

"Wie bitte? 'Arbeiten'?" Entsetzt zog ich die Brauen einander und musterte sie verwirrt.

"Oh, stimmt... Liam hat's dir noch nicht gesagt." Sie warf ihre roten Haare nach hinten und setzte sich aufrecht hin. "Ich helfe dir den perfekten Liebesbrief für Thalia zu schreiben und im Gegenzug kauft mir Liam die Bücher auf meiner Wunschliste."

"Moment mal... Was hat Liam davon?"

"Einen Beweis dass er ein super heißer Gentleman ist, im Gegensatz zu so einen Vollidioten wie du es bist?", konterte sie, noch immer keinerlei Emotion auf der Fresse.

"Oh, oh. Du findest Liam heiß? Soll ich ihm das ausrichten?"

Elizabeth stieg das Feuer in die Wangen. "Wehe!" Sie schlug die Hände auf den Tisch und sah mich mit Wut spuckenden Augen an. "Ich bring dich um Elias. Das wirst du nicht tun."

"Ist da etwa jemand verliebt?", hakte ich nach und näherte mein Gesicht an ihres, um zu zeigen, dass ich mich nicht vor ihr fürchtete.

"Nein. Ich find ihn nur süß."

Ich setzte mich wieder hin und stützte den Kinn mit der Hand. "So, so. Eben meintest du noch du fändest ihn heiß."

"Halt einfach deine hässliche Fresse, Elias." Sie warf sich die Haare schon wieder nach hinten und seufzte. "Wann fangen wir an den Brief zu schreiben?"

"Es ist zwar lieb dass er mir helfen möchte, aber das will ich nicht. Ich möchte nichts von ihm. Als einen Freund... nein, als einen Bruder hat er bei mir verschissen, daher kann er sich das ersparen."

"Verschissen also?"

Ich drehte mich sofort um und da erblickte ich ihn: Liam.

"Ist das dein Ernst, Elias? Du streichst mich aus deinem Leben wegen so einer Sache?"

Ich ballte die Hände zu Fäusten und sah auf den Boden herab. Seit wann stand er schon da? "Du gehst einfach zu weit."

"Hör auf dich wie ein Mädchen zu benehmen. Das ist ja vielleicht der Grund, warum du noch keine Freundin hast. Kein Mädchen würde sich jemals für solch einen...", er kam nicht weiter, denn Elizabeth hatte ihren Ellbogen gegen seine Seite gerammt. "Das reicht, Liam."

Die ganze Klasse hörte uns zu. Das war eine viel größere Demütigung als das auf der Mädchentoilette.

"Du weißt wie emotional Elias ist. Er kann nichts dafür. So ist er eben." Elizabeth's Stimme klang sehr ruhig und zugleich schwarf wie ein sausender Pfeil.

"Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich mich..." Liam verstummte und lief einfach an uns vorbei. Die Klassentür fiel mit einem lauten Aufprall ins Schloss.

Meine Augen brannten. Ich stand den Tränen nahe, doch ich würde nicht weinen. Nicht jetzt wo mich alle anstarrten.

In dem Moment schwor ich mir allen zu beweisen dass ich keine Heulsuse war. Ich musste ihnen zeigen dass ich stark war, das mir sowas nichts ausmachte, dass ich genauso wie Liam aus der Klasse hinaus stolzieren konnte, ohne jene Träne zu vergießen.

Doch da rollten sie mir schon über die Wangen, als mich Elizabeth in die Arme nahm.

Der perfekte LiebesbriefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt