"Setz dich.", schlug mir Elizabeth vor und deutete auf den runden Sitzplatz der den Baum säumte. Ich tat wie mir geheißen und sah sie ungeduldig an, so als ob sie mir eine Erklärung schuldig wäre.
"Findest du nicht auch dass du dich in Annie's Angelegenheiten nicht mehr einmischen solltest?", merkte sie an, doch fuhr hastig fort, als sie meine Miene sah die sich plötzlich veränderte.
"Verstehe mich nicht falsch. Als ihr Bruder ist es selbstverständlich dass du sie immer vor allem beschützen möchtest, aber wie du gesehen hast, kannst du nun mal nicht alles unter deiner Kontrolle haben. Manchmal ist der beste Weg jemandem eine Lektion zu erteilen, ihn diesen Fehler leben zu lassen. Und bei Annie, solltest du genau das versuchen."
"Ich soll also zusehen wie Liam meine Schwester ausnutzt und nachdem er keine Lust mehr auf sie hat, sie einfach links liegen lässt, so wie er es schon immer mit Mädchen gemacht hat?" Ich sah zu Boden und schüttelte verneinend den Kopf. "Das kann ich nicht zulassen. Ich kenne Liam einfach zu gut. Liam meint es nie ernst in einer Beziehung."
"Und was wenn du dich bei diesem einem Mal irrst?"
"Keine Chance." Ich seufzte resigniert und ein erzwungenes Lächeln umspielte meine Lippen. "Aber eine andere Option als deinem Rat zu folgen bleibt mir ja nicht übrig, was? Sie hört mir ja eh nicht zu."
"Genau. Und außerdem finde ich dass du mehr vertrauen in Liam und Annie haben solltest."
Ich hob eine Braue hoch. "Wer sagt denn dass ich ihnen nicht vertraue?"
"Sagen wir es mal so. Es ist okay dass ich zu dir Nachhause komme, aber es ist unterstrichen dass sich Annie mit ihrem Freund trifft?"
"Das sind zwei verschiedene Dinge."
"Nicht unbedingt.", konterte sie. Vor meinen Augen erschien wieder das Bild der hochnäsigen Elizabeth, die egal was sie sagte immer recht haben musste. "In beiden Fällen treffen sich zwei Personen, die allein etwas Unternehmen. Das was den Unterschied macht ist das Vertrauen dass du in der Person hast oder was du in der Person siehst."
"Das ergibt keinen Sinn."
"Hohlkopf."
"Klugscheißer."
Elizabeth verdrehte die Augen und erhob sich; im selben Moment hatte die Klingel angefangen zu schrillen was mich auch auf die Beine zerrte.
"Machen wir heute weiter?"
"Ach ja...", schnaubte sie und wir gingen zusammen ins Schulgebäude. "Ich hab heute leider keine Zeit."
"Kann ich fragen wieso? Also... wenn's nichts persönliches ist natürlich."
Elizabeth blieb abrupt stehen und ich mit ihr. Sie öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, doch schloss es wieder. "Ich muss meiner Mutter beim Putzen helfen."
"Na dann helf ich dir und du wirst schneller fertig. Wenn wir dann noch Zeit haben, können wir ja mit dem Brief weiter machen.", bot ich ihr an. "Ich kann mit meiner scheußlichen Stimme auch dazu singen wenn du willst."
Elizabeth grinste belustigt. "Danke für das Angebot, aber ich krieg das schon allein hin."
* * *
Wir liefen schon unsere zehnte Runde in der Sporthalle und ich konnte einfach nicht mehr. Liam lief neben mir und versuchte ständig mit mir zu reden; ob er das mit Absicht tat um mich zu nerven oder wirklich nur reden wollte wusste ich nicht.
Unser Sportlehrer pfiff und wir blieben alle stehen. "Teilt euch in zweier Gruppen auf. Alle Übungen mindestens zehn Mal. Und los geht's!", erklärte er und pfiff erneut mit seiner Pfeife.
In dem Bruschteil einer Sekunde war ich zu Elizabeth geeilt. Liam sah mich frustriert an und rief: "Hey! Du ersetzt mich einfach so?"
"Pech!", schrie ich zurück und grinste Elizabeth an. "Was waren die Übungen nochmal?"
"Keine Ahnung. Mach einfach das was alle anderen machen."
"Okay. Soll ich deine Beine halten oder willst du erst meine halten?", fragte ich, während mein Blick noch bei den anderen war die schon längst mit den Crunches angefangen hatten.
"Ich halte dich.", meinte Elizabeth und ich legte mich hin, doch ich kam einfach nicht hoch. "Ich geb's auf. Du bist dran."
"Nein, Elias. Du musst mindestens zehn davon machen."
"Ja, natürlich. Wenn ich nicht mal einen schaffe!"
Sie verdrehte ihre Augen und legte sich hin. Im Gegensatz zu mir machte sie die Übung so als ob es ihr überhaupt keine Mühe kostete. "Ich will auch so sportlich sein wie du.", zeterte ich und lehnte meinen Kopf gegen ihre Knie.
"Benutz' mich doch gleich als Bett Elias. Soll ich dir noch ne Decke bringen?"
Ich hob meinen Kopf und seufzte. "Ein Bett hätte ich jetzt wirklich gern. Und außerdem, warum hast du den Sportanzug nicht an?"
Alle in der Klasse trugen den Sportanzug unserer Schule. Schwarze Shorts und ein kurzärmliges T-Shirt mit dem Logo unserer Schule drauf. Nur Mia aus unserer Klasse durfte etwas anderes als den Sportanzug anziehen, weil sie aus religiösen Gründen sich außer ihrem Gesicht und Hände bedecken musste, doch ansonsten war das streng untersagt.
"Hab es vergessen."
"Dass wir heute Sport hatten oder hast du vergessen dir die Beine zu rasieren?"
Elizabeth's Augen weiteten sich. "Was zur Hölle? Nein! Außerdem geht dich das einen feuchten Dreck an."
Lachend zog ich ihre Hose hoch, doch was ich sah ließ mich erstarren. Dunkel blaue Flecken prangten an ihrem Bein. Erschrocken zog sie ihre Hose wieder zurecht und wollte aufstehen da hielt ich sie fest. "Wer hat dir das angetan?"
"Niemand." Sie biss sich auf die Lippe und sah beiseite. Ihre Augen waren glasig geworden. Ich war mir sicher dass sie auch noch auf ihren Armen und anderen Stellen geschlagen wurde. "Ich bin mit dem Bein gegen den Zaun gestoßen."
"Dreimal hintereinander? An anderen Stellen?"
"Elias, lass mich einfach los."
Ich zerrte sie näher zu mir und zwang sie mir in die Augen zu sehen. "Sag mir wer es war und ich schlage diesen Typen bis er in seiner eigenen Blutlache schwimmt zusammen."
"Niemand hat mich geschlagen!"
"Dann zeig mir deine Arme."
Das Pfeifen erschreckte mich sodass ich aus Versehen ihr Handgelenk los ließ. Im Nu war sie in die Mädchen-Umkleide gerannt und der Lehrer starrte mich misstrauisch an. "Was ist passiert?"
Ich antwortete dem Lehrer nicht, sah Elizabeth hinterher und ballte die Hände zu Fäusten. Wer das auch immer war, ist so was von tot...
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Der perfekte Liebesbrief
Fiksi Remaja"Du wirst es niemals schaffen mich zu hassen.", wisperte sie gegen mein Ohr während ihre dünnen Finger über meine Brust glitten. "Du hast recht.", stimmte ich zu. "Ich werde niemals erneut solche starken Emotionen für dich fühlen." Das triumphierend...