Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen rannte Annie auf ihr Zimmer und Lennart gleich mit ihr. Ich biss die Zähne einander und versuchte die Tränen aufzuhalten, welche wegen des puren Zornes in mir bevorstanden jede Sekunde herunter zu kullern.
Ich setzte mich zurück zu Elizabeth und zog die Schenkel gegen meine Brust; vergrub mein Gesicht in die Knie und weinte stumm.
"Elias...", sagte Elizabeth sanft und rieb mir liebevoll über den Rücken. "Ach, komm... Hör auf dir selbst die Schuld für alles zu geben. Jeder hätte so reagiert, vielleicht sogar schlimmer. Deine Schwester hat ihre Grenzen überstritten und versucht dich auszunutzen. Sie kann sich glücklich schätzen dass du sie nicht geschlagen hast."
Vorsichtig blickte ich sie an und zog die Brauen einander. "Meinst du wirklich?"
"Ja und ob." Sie wischte mir mit ihrem Ärmel die Tränen weg und lächelte. "Na komm. Es lohnt sich nicht darüber zu heulen. Wir haben noch viel zu tun."
Meine Mundwinkel zogen sich leicht hoch. "Sorry, dass du unseren täglichen Streit hautnah erleben durftest."
"Um ehrlich zu sein war es sogar lustig, aber der kleine Lennart... er hatte voll Angst dass du Annie wehtust."
"Ich hätte ihr ja auch am liebsten den Stuhl gegen die Fresse geworfen, aber..." Ich seufzte. "Annie ist erst vierzehn. Sie ist jung und dumm, aber nicht das normale Dumm, sondern das Speziale, wo man sich nochmal extra Mühe gibt dümmer zu sein."
"Verstehe." Elizabeth strengte sich gewaltig an nicht zu lachen, was sie aber tat, als ich die Finger gegen ihre Seiten stach und sie sich vor Krampf nach hinten schmiss. "Na, ist das auch lustig, Lizzie? Hmm?"
"Ja, ja, okay. Versprochen, ich werd nicht lachen.", versuchte sie zwischen dem Gelächter herauszustoßen.
"Nun denn." Ich hörte auf sie zu kitzeln und sie lehnte sich gegen die Couch. "Du bist ein Tier, Elias."
"Natürlich bin ich das, Klugscheißer. Alle Menschen sind Tiere."
"Komm mir jetzt nicht mit Biologie. Ach und Apropo, danke dass du bei der letzten Biologie-Arbeit so hilfreich warst.", meinte sie ironisch und band die Arme unter der Brust zusammen.
"Immer doch. Aber ich hab dir nur geholfen, weil du ja so lieb warst und mir bei der Literatur-Arbeit geholfen hast!"
"Okay, ich geb zu das war gemein von mir. Aber hätte ich dich abgucken lassen würden die Anderen auch gucken wollen und wenn ich ihnen nicht die Antowrten gegeben hätte, hätten sie mich der Lehrerin---", ich unterbrach sie, "Ja, ja. Schon klar. Nächstes mal sitzen wir zusammen bei den Arbeiten, klar? Und helfen uns gegenseitig wie es ganz liebe Schüler auch tun sollten."
"Die Lehrer werden uns ja mitten in der Arbeit Plätze tauschen lassen und nichts mitkriegen. Weil sie ja so dumm sind! Aber nicht das normale Dumm, ich meine das speziale Dumm!"
"Lizzie, ich gebe dir fünf Sekunden Vorsprung..."
* * *
Der kleine Zeiger hatte sich auf die Acht nieder gelassen, doch wir standen noch immer da, ohne jene Ahnung was wir Schreiben sollten.
"Meine Mutter wird mich umbringen, Elias. Ich sollte los."
"Stimmt... Danke für alles.", sagte ich lächelnd, doch dass es super peinlich klang wurde mir erst später klar.
Ich begleitete sie zur Tür und umarmte sie zum Abschied.
Ich kannte Elizabeth schon seit der ersten Klasse, doch dies war das erste Mal dass wir uns außerhalb der Schule getroffen hatten und mir wurde klar dass ich sie kein bisschen kannte oder mit anderen Worten, dass ich mir ein völlig falsches Bild von ihr gemacht hatte.
Mit langsamen Schritten ging ich die Treppen hoch und klopfte an Annie's Tür. Kein Geräusch war zu hören. Es genügte nur ein wenig Druck auf die Türklinke und die Tür öffnete sich.
Annie und Lennart lagen zusammen auf dem Bett und schliefen tief und fest. Auf Zehenspitzen näherte ich mich ihnen und deckte sie zu. Annie's Wimpern waren noch immer durch die Tränen durchnässt, Lennart ebenso. Ich drückte ihnen einen Kuss auf die Stirn und wollte gerade aufstehen, als Annie's Handy vibrierte.
Es lag auf ihrem Schreibtisch. Ich nahm es sofort an, da ich Angst hatte sie könnten von dem Lärm aufwachen, aber wär ich nur so schlau gewesen um mir Gedanken zu machen was ich danach tun sollte.
Panisch verließ ich das Zimmer und legte das Handy an mein Ohr und hörte stumm zu.
"Annie? Warum sagst du nichts? Ich warte schon seit Stunden auf dich. Ich dachte wir gehen heute Abend auf die Party."
Das war Liam's Stimme. Die Wut sprudelte wieder in mir. Ich schwieg einfach weiter.
"Lass mich raten dein Bruder hat's dir verbietet. Ich verstehe wirklich nicht was sein Problem ist. Denkt er wirklich dass er dein Leben kontrollieren kann? Wie alt bist du, fünf? Warte ich komme sofort und zeig ihm wo's lang geht."
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Die Luft drang schmerzhaft in meine Lungen.
"Annie...", sagte er mitleidig. "Weinst du etwa?"
"Nein, sie schläft aber weinen wirst du gleich, Liam.", dröhnte ich und lag auf.
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Der perfekte Liebesbrief
Roman pour Adolescents"Du wirst es niemals schaffen mich zu hassen.", wisperte sie gegen mein Ohr während ihre dünnen Finger über meine Brust glitten. "Du hast recht.", stimmte ich zu. "Ich werde niemals erneut solche starken Emotionen für dich fühlen." Das triumphierend...