Beim letzten Kapitel gab es noch ein paar Fragen zur Mobilisierung der Armee. Wie bekommt man die ganzen Soldaten rekrutiert? Wie motiviert man sie überhaupt, zu kämpfen? Was, wenn es eher um einen bürgerlichen Aufstand geht? Wie wird der organisiert? Das sind alles sehr wichtige Fragen, die ich in den Kommentaren zwar schon grob beantwortet habe, aber ich möchte sie in diesem Kapitel noch etwas mehr ausführen :)
Kommen wir zu der ersten Frage; nämlich wie Soldaten überhaupt rekrutiert werden.
Je nachdem, was für eine Regierung euer Land hat, gibt es da verschiedene Möglichkeiten. Ist sie stark militärisch orientiert? Dann gibt es bestimmt eine Wehrpflicht. Das bedeutet, es gibt zu jedem Zeitpunkt so und so viele Tausend Männer (und vielleicht auch Frauen), die gerade als Soldaten tätig sind und demnach direkt in die Armee kommen, wenn ein Krieg ausbricht. Trotzdem braucht man zusätzlich natürlich noch weitere Soldaten.
Häufig gibt es dann eine Regelung wie »im Kriegsfall muss jeder Haushalt seinen ältesten Mann (und/oder Frau) abgeben, solange er (oder sie) zwischen 16 und 50 Jahre alt ist« oder so ähnlich. Jeder kennt die Regel und jeder hält sich daran. Die neuen Soldaten werden dann eingesammelt und zur restlichen Armee gebracht. Je nachdem wie verzweifelt der Herrscher ist, werden selbst Kranke oder körperlich Eingeschränkte einkassiert. (Die können der Armee ja »helfen«, indem sie »Kanonenfutter« sind.)
Eine weitere Möglichkeit ist eine Art »freiwilliger Wehrdienst«. Man denke an die Samurai in Japan, wo es eine große Ehre war, seinem Herrn zu dienen. Die meisten haben das freiwillig gemacht und waren ihm bis zum Tod treu ergeben. Es galt als Schande, von seinem Herren entlassen zu werden oder sogar selber zu gehen. Im Kriegsfall haben sie dann natürlich auch freiwillig gekämpft.
Ist die Regierung hingegen eher friedlich, wird sie ihre Soldaten wahrscheinlich durch Werbung bekommen. Das heißt, es werden Werber in verschiedene Städte und Dörfer geschickt, die nach passenden Leuten für die Armee suchen. Sie verkünden zum Beispiel auf sehr dramatische Weise, dass Krieg herrscht und ihr Vaterland jetzt ihre Hilfe braucht. »Schützt euer Land! Schützt euren König! Wenn der Feind gewinnt, sind eure Familien nicht mehr sicher! Kämpft für die Ehre und werdet ein Held! Ach übrigens, der Sold beträgt zwanzig Goldmünzen.« Oder so ähnlich.
Bei Rekrutierungen gibt es allgemein ziemlich viel Propaganda. Schaut man sich einmal Deutschland während des zweiten Weltkriegs an, wird man bemerken, dass fast alle Soldaten der Überzeugung waren, sie würden den Krieg gewinnen. Junge Männer haben sogar ein falsches Alter angegeben, um in die Armee aufgenommen zu werden, und haben sich gefreut, jetzt endlich in den Kampf ziehen zu können. Erst an der Front haben sie dann nach einiger Zeit gemerkt, dass es dort wohl doch nicht so rosig ist wie man es ihnen erzählt hat. (Ihr könnt euch gerne den Film »Im Westen nichts Neues« anschauen, falls ihr das in der Schule nicht getan habt. Aber Achtung, er ist sehr traurig.)
Es ist nicht unüblich, den Kindern im Kriegsfall schon in der Schule einzubläuen, dass ihre Väter oder Brüder große Helden sind. Und wenn sie sterben, haben sie das für ihre Söhne und Töchter und den Herrscher getan. Kriegshelden werden verehrt wie Götter. Es werden Skulpturen und Denkmäler für sie errichtet. Ein Junge erzählt dem anderen stolz, dass sein Vater gestorben ist, um sein Land zu schützen und wirft dem anderen vor, dass sein Vater noch lebt und vermutlich zu feige ist, um sein Leben ebenfalls zu geben. Kinder sind sehr leicht zu beeinflussen. Wenn man ihnen sagt, dass etwas gut oder schlecht ist, glauben sie das meistens.
Das ist auch ziemlich praktisch, wenn der Krieg über mehrere Jahre geht. Wenn die Väter gestorben sind, kommen einfach die Söhne in die Armee, die schon von klein auf gelernt haben, dass es ihre Pflicht ist, für ihr Vaterland zu sterben.
Würde man heute einen Deutschen fragen, ob er bereit wäre, für Deutschland zu sterben, würde die Antwort vermutlich »Nein« lauten. Viele müssen direkt an den ersten oder zweiten Weltkrieg denken und wollen so etwas nicht nochmal. Vielleicht schämen sie sich sogar für das, was damals passiert ist.
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