Jackson Wang tötete das erste Mal, da war er gerade sieben Jahre alt.
Sein Vater war ein Dealer; ein durchtriebener Gauner und noch dazu ein Junkie- was für Jackson bedeutete, dass von kleinauf der dunkelste Abschaum durch ihre kleine Zweizimmerwohnung wanderte, den Shanghai zu bieten hatte.
Die luxuriösen Wolkenkratzer der glamurösen, internationalen Stadt in China warfen tiefe Schatten- und Jackson hatte das Pech, in einem davon aufzuwachsen.
Er kannte nie etwas anderes als den schwarzen Smog über den Straßen oder die weißen Kokswolken in seinem Zuhause- das schäbige Wohnzimmer, in welchem das Koks verpackt oder getestet wurde, trug daher den Namen White Room.
Wann immer etwas mit der Ware nicht stimmte, weil sein Vater wieder einmal mehr davon gezogen hatte als beabsichtigt, wurde schnell zu den Waffen gegriffen; kleine Pistolen, große Pistolen, kurze Messer, lange Messer- manchmal bildete Jackson sich ein, sein erschrockenes Gesicht würde sich im Stahl der Klingeln spiegeln.
Seine Augen waren geweitet, das kastanienbraune Haar stand unordentlich von seinem Kopf ab und seine Hände wurden unendlich kalt- bevor seine Mutter ihm eilig die Sicht versperrte.
"Was machst du noch hier?", sie gab sich alle Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, "Zurück in's Bett mit dir, Jackson."
"Wer sind diese Männer? Sie schreien so laut.", jammerte Jackson, während er schlaftrunken neben seiner Mutter herstolperte, "Sie schreien Dad an."
"Sie streiten über die Arbeit.", antwortete seine Mutter ohne jede Überzeugungskraft; ihre glasigen Augen waren gerötet vor Müdigkeit. Vielleicht hatte sie keinen Schlaf bekommen- vielleicht war sie auch dieses Leben müde, das sie führten.
"Denk einfach an etwas Schönes."
Also stellte Jackson sich vor, sie würden über die Farbe des Himmels diskutieren, der sich über dem dreckigen Feinstaub von Shanghai verbarg; über die riesigen Wohnungen in den höchsten Stockwerken der Wolkenkratzer und über genügend Essen, auf dass sie alle mit vollen Mägen in ihre Betten fallen könnten.
Mit diesen Gedanken stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen, während das laute Geschrei aus dem White Room ihn in den Schlaf wiegte.
Jackson lernte sehr schnell, dass seine Fantasien ihm mehr Sicherheit und Wärme gaben, als die Realität.
Immerhin ermöglichten sie ihm zu schlafen; ließen ihn träumen und hielten ihn bei Verstand.
Und als seine Mutter ihn eines Tages verließ, stellte er sich vor, dass sie sich in Hongkong niedergelassen und ihren Traum als erfolgreiche Tänzerin lebte.
Schließlich hatte er sie manchmal tanzen gesehen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte und in der Küche eine karge Nudelsuppe zubereitete.
In seiner Vorstellung hatte sie stet's ein Bild von Jackson dabei; es hing direkt neben dem grell beleuchteten Spiegel, vor dem sie tagtäglich ihr buntes Makeup auftrug. Manchmal küsste sie das Bild und hinterließ einen klebrigen Abdruck von ihrem roten Lippenstift darauf, bevor sie zurück auf die Bühne ging.
Auf jeden Fall würde sie ihn niemals vergessen- und Jackson würde ihr niemals vorwerfen, diesen Albtraum für eine glänzende Zukunft verlassen zu haben.
Doch ihr Verschwinden riss ein tiefes Loch in sein Leben; es war niemand mehr da, um ihn von den Streitigkeiten in ihrem Wohnzimmer abzuschirmen; niemand, der seinen Vater zurück in's Bett schleifte, wenn er wieder einmal zu viel Drogen genommen hatte und mit geweiteten Augen und offenem Mund an die Decke starrte, während ihm der Speichel aus den Mundwinkeln lief.
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Serpents | taekook
Fanfiction-laufend - Mr. Wang, Kopf der chinesischen Untergrund-Organisation 'Serpents', hat noch eine offene Rechnung mit Jeon Jungkook zu begleichen- und Kim Taehyung ist sein Preis. Um die Liebe seines Lebens beschützen zu können, muss Jungkook eine dunkle...