| 𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲-𝐨𝐧𝐞 |

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Jungkook setzte für einen Moment das Herz in der Brust aus, als sein Handy klingelte.

Es war jedoch nicht jenes Handy, das der Butcher ihm gegeben hatte- sondern sein gewöhnliches Smartphone, und der Name auf dem leuchtenden Bildschirm glättete die besorgten Falten in seinem Gesicht.

"Taehyung.", er nahm den Anruf mit einem Lächeln entgegen, während er einen Laden verließ und gerade eine beschäftigte Straße im Myeongdong-Viertel überquerte.

"Du bist ein Idiot, Jeon Jungkook-", warf Taehyung ihm ganz ohne Begrüßung gegen den Kopf und Jungkook zog fragend die Augenbrauen hoch. Im selben Moment passierte ihn ein Fahrradfahrer und er musste eilig zur Seite springen, um nicht umgefahren zu werden.

"Was?"

"Ein kleines Stück Papier, ist das alles, was du mir hinterlässt? Es besteht die Gefahr, dass ich dich für eine unbestimmte Zeit nicht mehr sehen kann und du bleibst nicht mal den Morgen über bei mir? Du sturköpfiger-"

Jungkook rieb sich die Augen. "Taehyung, du musst mir etwas versprechen."

Es wurde still am anderen Ende der Leitung, und Jungkook konnte sich vorstellen, wie perplex Taehyung sein musste- doch ihm blieb nicht viel Zeit.

Er blickte hinauf in den bewölkten Himmel und seufzte leise, die eben gekaufte Ware in seiner Jackentasche plötzlich so schwer wie ein Sack voll Zement.

Der Butcher könnte jede Sekunde anrufen.

"Sollte der Butcher mich nicht begnadigen; sollten sie in der Sekunde hinter meinem Kopf her sein, in der ich den Anruf bekomme-", die nächsten Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen und Jungkook blieb unvermittelt stehen, die Augen in seinem Gesicht geschlossen.

"Versprich mir, dass du sofort zu Jackson Wang gehst, und bei ihm bleibst."

So sehr er die Vorstellung hasste- Taehyung wäre nirgendwo sicherer als bei den Serpents, sollte der Goldene Ring auch hinter ihm her sein.

Die Stille am anderen Ende der Leitung zog sich noch ein wenig, und Jungkook lauschte gespannt den klappernden Schuhen, dem wilden Gemurmel und den vorbeifahrenden Autos um ihn herum.

"Versprochen.", antwortete Taehyung schließlich und Jungkook drückte das Smartphone fester in seiner Hand.

"Gib mir sofort Bescheid, wenn du eine Antwort hast.", flüsterte Taehyung mit gebrochener Stimme.

"Du wirst der Erste sein.", flüsterte Jungkook zurück, "Ich liebe dich.", er beendete den Anruf und blickte entschlossen voraus, bevor er sich weiter durch die überfüllten Straßen schob.

Selbst als der späte Nachmittag anbrach, kam die Sonne nicht gegen die schwere, dunkle Wolkendecke im Himmel an, die sich über Seoul gelegt hatte.

Die kleine Bar in der VIP-Sektion des Flughafens war wegen des schlechten Wetters recht voll, und Suga schob gerade ein kleines Glas Whiskey über den hölzernen Tresen: "Hier, wird dir gut tun."

"Was ist das?", Jimin hob seine geraden Augenbrauen und roch flüchtig an der honigbraunen Flüssigkeit, die ihm einen beißenden Geruch in die Nase schickte, bei dem er nur sein Gesicht verzog.

"Irish Bomb.", gab Suga's knurrende Stimme zurück und er leerte sein Getränk in einem Zug, das blasse Gesicht wie immer ungerührt.

Kopfschüttelnd warf Jimin einen Blick auf die große Anzeigetafel des Terminals- noch ein paar Stunden bis zu ihrem Flug.

Er starrte gespannt aus den riesigen Glaswänden und beobachtete ein entferntes Flugzeug beim Starten; lauschte dem beruhigenden Dröhnen ihrer Triebwerke und verfolgte das Blinken der Lichter.

Serpents | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt