| 𝐭𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲-𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧 |

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Grauer Regen trommelte gegen die lukenförmigen, kleinen Fenster ihres Flugzeugs.

Jungkook's Augen wirkten fast schwarz, als sie verfolgten, wie die nebelartigen Wolken des gewittrigen, dunklen Himmels unter ihm vorbeiglitten und sie Europa allmählich hinter sich ließen.

Die Triebwerke dröhnen gedämpft in seinen Ohren, während die Flugbegleiterin ihnen frischen Kaffee an die Plätze brachte.

Mit einem knappen Nicken nahm er den Cappuccino entgegen und nippte gedankenverloren daran, bevor er einen Blick auf die schwarzhaarige Schönheit neben sich warf.

Taehyung schlief fest in seinem Sitz, den Kopf leicht zur Seite geneigt und seine vollen, rosigen Lippen zur gleichmäßigen Atmung geöffnet.

Er hatte sich in seinen weichen, beigefarbenen Pullover eingekuschelt und die gelockten, schwarzen Bangs fielen ihm über die geschlossenen Augen, verhingen sich in seinen dichten Wimpern.

Womit habe ich dich verdient?

Das Braun in seinen großen Rehaugen hellte sich unmittelbar ein Stück auf, und er strich Taehyung lächelnd durch die Haare, ehe er behutsam eine Hand an seine goldbraune Wange legte und sanft mit seinem Daumen massierte.

Was auch immer passiert...

Jungkook's Gesichtsausdruck glättete sich wieder und eine dunkle Entschlossenheit blitzte in seinen Augen auf.

...ich beschütze dich mit allem, was ich habe.

Es regnete noch immer, als das Flugzeug auf dem Fluglandeplatz in Seoul zum Stehen kam. Die Lichter der Triebwerke blinkten in der nebligen Luft und das laute Dröhnen des Motors schwächte ab, bis es wieder still wurde und die Passagiere aussteigen konnten.

Jungkook zog sich die dunkelbraune Pilotenjacke enger um die Schultern, als er hinter Taehyung das Flugzeug verließ und die schmale Treppe hinabstieg, bis seine schweren Schnürstiefel wieder auf festem Boden landeten.

Dem Boden des Goldenen Rings.

Er konnte die Herrschaft des Butchers unter den Sohlen seiner Stiefel fühlen; der kalte Schauer arbeitete sich seine Beine hoch und erinnerte ihn daran, wo er hingehörte.

Taehyung griff nach seiner Hand und Jungkook drückte sie fest, bevor sie sich zielstrebig auf den Weg in das große Gebäude des Flughafens begaben; der eisige Wind zersauste ihnen das schwarze Haar und peitschte kaltes Regenwasser in ihre Gesichter.

Endlich im trockenen Terminal des Flughafens angekommen, durchquerten sie den langen Flur in das Hauptgebäude, als Jungkook seine Schritte unvermittelt verlangsamte und seinen Blick zu beiden Seiten zucken ließ.

Es ist zu leer, zu ruhig.

"Tae-"

Sie waren gerade dabei, um die nächste Ecke zu biegen, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm- schnell und präzise wie ein Schatten, und er das Bewusstsein verlor.

Das war es wohl, sein 'Willkommen in Seoul, Verräter.'

Als er wieder zu sich kam, war das Rauschen des Regens verschwunden.

Jungkook kniff seine Augen einmal fest zusammen und nahm so viel durch seine Sinne auf, wie möglich; seine Handgelenke waren mit Draht hinter seinem Rücken zusammengebunden und er saß auf einem Stuhl, der Raum um ihn herum in ohrenbetäubender Stille.

Das einzig laute Geräusch war seine eigene, alarmierte Stimme in seinem Kopf:

Taehyung.

Serpents | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt