| 𝐬𝐢𝐱𝐭𝐞𝐞𝐧 |

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Wenn es einen Ort gab, an dem Jeon Jungkook besser nicht sein sollte, dann den Shaft.

Er atmete tief durch, bevor er dem stämmigen Türsteher die schwarze Karte reichte, die Suga ihm gegeben hatte.

Diese kleine, glänzende Karte signalisierte die Zugehörigkeit zu einem Untergrund, und darauf stand der Code für den Goldenen Ring.

Der Türsteher nickte knapp, bevor er mit der Faust gegen das schwere Metall des Eingang's schlug, der sich kurz darauf öffnete.

Jungkook schluckte schwer, bevor er den Shaft betrat.

Einen Shaft gab es so ziemlich überall, und Jungkook hasste dieses Konzept; es war ein einziger Müllschacht von Verrätern und Schaulustigen.

Man kam entweder, um Menschen bluten zu lassen, oder um ihnen beim bluten zuzusehen.

Starke Hip-Hop Musik schallte mit einem dröhnend, tiefen Bass durch die riesige Halle aus altem Gestein, das an der gekrümmten Decke gefährliche Risse zog und gelegentlich in feinem Staub auf die Menge hinabrieselte.

Jungkook legte eine Hand an das kalte Eisengeländer und verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Halle.

Mehrere große Logen erhoben sich über die breite Fläche, welche für die 'Six' gedacht waren; die Serpents, die Dragons und der Goldene Ring auf der einen Seite sowie die Lupos, die Sinaloa und die Eagles auf der anderen.

Es waren die sechs größten Untergrund-Organisationen, welche die ganze Welt im Griff zu haben scheinen.

Die Serpents waren der Untergrund aus China, die Dragons standen für die Yakuza aus Japan und der Goldene Ring war das Wappen des koreanischen Untergrunds- insgesamt ergaben sie die drei Logen der großen, asiatischen Mafia.

Gegenüber erhoben sich die Logen der Lupos, einem Untergrund aus Sizilien, daneben die Sinaloa, der südamerikanische Untergrund und zuletzt die Eagles, eine Organisation aus Russland.

Warum auch immer, aber so ziemlich jede große Organisation hatte seinen europäischen Stützpunkt hier in Paris, daher war dieser Shaft größer als die meisten- und weitaus gefährlicher.

Ein Blick auf die ganzen, gefüllten Käfige von Deserteuren und Verrätern, und die Übelkeit stieg in ihm auf.

Ich könnte genauso gut einer von ihnen sein.

Jungkook krempelte die Ärmel seines weißen Hemds über die Ellenbogen, sodass sein Tattoo von dem goldenen Auge gut sichtbar war, als er die Treppe in den dunklen Shaft hinabstieg.

Die Halle war so spährlich beleuchtet, dass sein weißes Hemd in der Masse aus schwarzen Lederjacken und Anzügen nahezu strahlte- also bekam er schneller die Aufmerksamkeit anderer Gangster, als er besabsichtigt hatte.

Er blickte in die misstrauischen Gesichter um sich herum, bemerkte das dunkle Funkeln in ihren Augen und sah, wie bereits die ersten Klappmesser und kleinen Revolver aus den Gürteln gezogen wurden.

Jungkook blieb keine Wahl; er lief einfach weiter durch den Shaft, die Hände vor Anspannung zu Fäusten geballt und das Herz schlug wie verrückt in seiner Brust.

Zu seinem Glück drehte sich im selben Moment ein bekanntes Gesicht an der Bar zu ihm um, und Jungkook sah sich gezwungen, unverzüglich zu handeln.

In seinem weißen Hemd inmitten der schwarzen Menge zog er das goldene Messer aus seinem Gürtel und warf es blitzschnell durch die Luft, wo es das Cocktailglas in der Hand seiner Zielperson zerschellen ließ.

Es wurde still um ihn herum, und seine braunen Augen fixierten Lee Sun, der sein langes Haar wie gewöhnlich zu einem glatten Pferdeschwanz gebunden hatte, und seinen glühenden Blick nun erwiederte.

Serpents | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt