| 𝐞𝐢𝐠𝐡𝐭 |

428 42 38
                                    

Jungkook beschloss, zunächst wie gewöhnlich zur Arbeit zu gehen, falls Taehyung ihn beobachten sollte. Wenn er gemerkt hatte, dass etwas an Taehyung verändert war, könnte dasselbe auch für ihn gelten- und Taehyung bemerkte immer, wenn Jungkook sich sonderbar verhielt.

Vom Thresen seines Cafè's aus beabsichtigte er zu beobachten, was sich in ihrer Straße abspielte und wer sich auf den Weg zu ihrem Apartement machte oder wenn Taehyung es verließ.

Als er gerade einen Fuß in das Cafè gesetzt hatte, spürte er sofort, dass etwas nicht stimmte.

Es war zu ruhig.

Die Tür fiel mit einem melodischen Klingeln hinter ihm in's Schloss, aber Jungkook hatte die Ohren gespitzt und hörte gleichzeitig das leise Geräusch einer Waffe, die hinter seinem Rücken entsichert wurde.

Sein Blick wanderte quer durch das Cafè zur hintersten Sitzecke, an der ein schwarz gekleideter Mann saß und gemütlich einen Espresso trank.

Er trug eine Kappe, daher konnte Jungkook sein Gesicht nicht richtig sehen, doch als die Mündung der Pistole sich in seinen Rücken drückte, bewegte er sich zwangsweise auf ihn zu.

Bis jetzt schien es immerhin nur zwei gegen einen zu sein und er hatte selbst eine Menge Ausrüstung in seinem Rucksack, an die er nur irgendwie herankommen musste.

"Wo ist Andrè?", fragte Jungkook und versuchte, möglichst gelassen zu klingen.

"Hab ihm heute frei gegeben.", der Mann hob den Kopf und Jungkook blieb unvermittelt stehen.

Bei seinem Anblick war Jungkook wie erstarrt, er vergaß die Pistole in seinem Rücken, die Waffen in seinem Rücksack, die Fluchtmöglichkeiten des Cafes- er dachte nur wieder an die Tür in seinem inneren, die plötzlich weit offen stand.

Im selben Moment traf ihn etwas schweres an seinem Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein. Schwärze breitete sich vor seinen Augen aus und er fiel den Schatten seiner Vergangenheit direkt in ihre offenen Arme.

Das leise Rauschen des Herbstregens drang in seine Ohren, als er wieder erwachte. Seine Sicht war noch verschwommen, also hielt er den Blick zu Boden gesenkt, bis er seine schwarzen Schnürboots wieder vollständig erkennen konnte.

"Paris ist wirklich atemberaubend um diese Zeit."

Die Stimme von Chris ertönte in der Nähe, doch Jungkook hielt seinen Blick noch immer auf den Boden gerichtet. Sein langes, schwarzes Haar war feucht geworden, man musste ihn erst kürzlich durch den Regen geschleppt haben. Es hing ihm in dicken Strähnen in sein Gesicht und tropfte von seinen Haarspitzen auf den dreckigen Steinboden. Zudem hallte die Stimme von Chris von den Wänden wieder, also befanden sie sich in einem offenen Gebäude. Vermutlich irgendein verlassenes Parkhaus am Rande von Paris.

Seine Hände waren mit einem Seil zusammengebunden und er saß auf einem wackeligen Klappstuhl, auf dessen rechter Seite eine Schraube schief saß, die er nutzen könnte.

"Alle sagen immer man muss im Frühling kommen, aber ich schätze den Herbst hier sehr viel mehr.", er hörte ihn näher kommen, bis er vor ihm stand. "Was ist, zu viel Scham um mir in's Gesicht zu sehen?", eine Hand packte Jungkooks Kinn und hob sein Gesicht an.

Chris hatte die Kappe abgenommen und Jungkook sah seinen leichten Dreitagebart und die kurz geschnittenen, schwarzen Haare. Er hatte sich wirklich nicht verändert. Sein Markenzeichen war die längliche Narbe an seiner Stirn, die ihm bis zur Schläfe reichte. Ein Wurfstern der Yakuza, der ihm vor Jahren fast das Leben gekostet hätte.

"Lange Haare stehen dir gut, hast dich gehen lassen...", er zupfte leicht an einer seiner langen Strähnen, die ihm in's Gesicht fielen. "...Junior."

Serpents | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt