Kapitel Neun

11 2 2
                                    

Mik

Der Countdown wird bedrohlicher, je mehr Zeit ich damit verbringe, ihn anzustarren.

Als ich mich gestern Nacht aus dem blauen Clashgebäude geschlichen habe, war es noch eine Neun die dort am Himmel geschimmert hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Nia es nicht bemerkt hat. Immerhin war ich der Einzige, der in dieser Nacht auch noch ein zweites Mal durch die Stadt geeilt ist. Dabei habe ich hinauf zu den Sternen geschaut und mich gefragt, ob wohl irgendetwas da oben echt ist.

Ich habe tatsächlich etwas Schlaf gefunden, nachdem ich zu meinem Clash zurückgekehrt bin, die zum Glück noch im Rathaus schliefen. Vorher habe ich noch Waylon für seine Schicht geweckt.

Alle sind ausgeflippt, als sie heute Morgen die Riesen-Fünf am Himmel gesehen haben. Weil niemand weiß, warum heruntergezählt wurde, hatten wir keine andere Wahl, als sie anzustarren, in der Hoffnung, dass sie uns Antworten auf ihre Existenz geben würde. Es ist ein einziges Psychospielchen.

Wenn mein Sinn für Zeit immer noch vertrauenswürdig ist, nachdem jemand ungefragt in meinen Kopf eingedrungen ist, zählt der Countdown stündlich herunter.

Ich sitze auf einem eingerissenen Stein vor unserem Lager. Akira und Waylon schlendern durch die Gegend aus welchen Gründen auch immer, vermutlich suchen sie Vorräte. Eine bemitleidenswerte Aufgabe. Jackson erneuert Zanes Verband, mit etwas, das er heute Morgen im Gebäude gefunden hat.

Ich bin der Einzige, der darauf wartet, dass die Uhr auf Null umschaltet, um etwas Schreckliches in Gang zu setzen.

Und das tut sie schließlich auch. Das Hologramm verschwindet und für ein paar Sekunden erleuchtet der gesamte Himmel in einem elektrischen blauen Licht. Dann ertönt wieder diese Stimme. Plötzlich erinnere ich mich, wie Jackson gestern im Schlaf die Worte aus der ersten Ankündigung vor sich hin flüsterte. Das Spiel hat begonnen.

Niemals werde ich diese Stimme aus meinem Gedächtnis streichen können.

"Clasher."

Genau in diesem Moment erscheinen Akira und Waylon hinter einer Ecke mit einem gefüllten Rucksack im Arm. Sie schauen zuerst mich an, dann in den Himmel. Mit einem Schrecken in den Augen, den in diesem Moment jeder nachempfinden kann. Keiner von uns spricht.

"Sechsunddreißig Stunden sind vergangen, und keiner von euch ist tot. Ihr habt die kleinen Überraschungen der Arena gut überstanden, weshalb ihr euch jetzt größeren Herausforderungen stellen müsst." Die Stimme ist genauso kalt wie beim letzten Mal. Meine Hände verkrampfen sich umgänglich zu Fäusten.

Ich werde dieser Stimme eigenhändig die Luft abdrehen.

"Ihr habt die Regeln gehört. Es wird ein separater Kampf zwischen zwei Clashern in der Shell am Strand stattfinden. Geht jetzt dorthin, sonst werdet ihr dazu gezwungen sein. Die Clasher werden vor Ort und absolut zufällig ausgewählt und kämpfen bis zum Tod."

----------

Nia

Nachdem die Ankündigung des Sprechers beendet ist, bewegt sich niemand mehr. Ich habe Angst, dass Aurora zu weinen beginnt oder, dass Caleb ausflippt.

Er ist der Erste, der das Schweigen durch das Walkie-Talkie bricht: "Wir hätten jemanden von Clash Rot töten sollen, als wir die Chance dazu hatten."

Dann hören wir ihn irgendwo im Raum auf Metall schlagen. Joyce schreit ihn an, er solle sich verdammt nochmal beruhigen.

Sein irrationaler Kampfgeist bringt nichts anderes, als den ganzen Clash noch mehr in Panik zu versetzen. Also beschließe ich, das Lebensmittelgeschäft mit den wenigen Vorräten zu verlassen, die wir gefunden haben, so viel wie in den Rucksack passt, einzupacken, und so schnell wie möglich zum Clashgebäude zurückzukehren.

WarclashWo Geschichten leben. Entdecke jetzt