Kapitel Zweiundzwanzig

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Mik

Schon bald habe ich jegliche Orientierung und alle meine Clashmitglieder aus den Augen verloren. All mein Denken beschränkt sich in diesem Moment auf einen simplen Überlebensdrang und darauf immer weiter zu laufen.

Das Zischen hinter mir und das schleppende Ziehen eines sich schlängelnden Hybridkörpers über staubigen Felsboden ist alles, was ich neben dem spritzenden Öl und vereinzelten panischen Ausrufen noch wahrnehme.

Wie konnte dieses Teil so schnell wie aus dem Nichts auftauchen? Gerade habe ich mich noch über Nias naiven Vorschlag geärgert, jedoch in der Hoffnung zugestimmt auf diese Weise öfter mit ihm Alleinsein zu können und im nächsten Moment flüchte ich vor diesem Monster.

Neben mir irgendwo in dem dichten Staubnebel bricht plötzlich eine Diskussion zwischen Jackson und Dean los.

"Schieß einen Pfeil ab!"

"Wir haben den Bogen nicht zurückbekommen," erwidert Jackson gerade.

"Was?!"

"Wirf doch dein Schwert!"

Dann höre ich nur noch ihr Keuchen und sofort erinnere ich mich an Jacksons miserable Ausdauer als wir vor den Hybridwölfen fliehen mussten.

Er wird es nicht schaffen.

Ich erhasche einen kurzen Blick auf den dreckverschmierten Dean. Er scheint tatsächlich mit seinem Schwert auszuholen. Dann fliegt es zischend über meinen Kopf hinweg in den Rauch hinein.

Ein dumpfer Aufprall auf den steinharten Schuppen der Schlange und ein wütendes Zischen ist alles, was die Klinge bewirkt.

"Fuck!" Dean setzt sich blitzschnell wieder in Bewegung.

Ich spüre das Ziehen meiner Muskeln und meine brennenden Lungenflügel. Ich muss mehr Staub als Sauerstoff geatmet haben.

Der Schmerz lässt Unmengen an Adrenalin durch meinen Körper schießen. Bald gelingt es mir einen Rhythmus zwischen Ein- und Ausatmen einzuhalten und ab diesem Moment bin ich in meinem Element. Es ist als wären all meine Sinne auf einmal in den Fokus gerückt, ich kann jetzt das angestrengte Atmen drei verschiedener Clasher um mich herum ausmachen. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber plötzlich höre ich sogar das Gift der Schlange aus ihren Reißzähnen sprühen.

Mein Blick ist auf den Boden gerichtet, weil ich vor mir sowieso nicht viel sehen kann und auf Ölkrater aufpassen muss. Meine Beine laufen in einem berechneten Zickzack.

Immer wieder kann ich den Löchern im Boden nur knapp ausweichen, bevor die schwarze, klebrige Masse herausgeschossen kommt.

Das Hybridwesen hinter mir scheint zurückzufallen. Wäre mein Gesicht nicht von Konzentration verzehrt, hätte ich womöglich triumphierend gelächelt.

Hinter mir sind auf einmal Schritte zu hören. Ein unkoordiniertes Stapfen, schleppendes Keuchen. Es ist Zane. Er strahlt pure Panik aus und das, obwohl ich ihn nicht einmal sehen kann.

"Mik!" Ruft er, aber ich drehe mich nicht um. "Mik, warte!"

Als würde ich jetzt stehen bleiben und auf Zane warten. Er ist zwar direkt hinter mir, die Schlange ist bereits weit entfernt, doch trotzdem werde ich nicht meine eigenen Chancen verringern, nur um Zanes Hand zu halten.

"Mik, bitte!" Schreit er und obwohl er mich anfleht, höre ich nur einen weiteren verbalen Angriff seinerseits. Einen Befehl, einen Vorwurf.

"Ich kann nicht..."

In diesem Moment explodiert ein Krater direkt neben uns. Ich habe ihn übersehen, weil Zane mich abgelenkt hat.

Dumm dumm dumm.

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