Kapitel Fünfundzwanzig

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Mik

Die Holowand sprüht glühende Funken in meine Richtung, als ich durch die Tür stürme, durch die wir vorhin alle gemeinsam in den Wald getreten sind. Aufgrund des Shutdowns konnte sich die Öffnung nicht wieder verschließen, was mir sehr gelegen kommt.

Der Kontrollraum ist in schwaches Licht gehüllt, überall blinken rote Warnleuchten an den Bildschirmen. Der ganze Raum wirkt noch immer zerwühlt. Trotzdem haben wir das wichtigste nicht mitgenommen, wie ich jetzt realisiere. Nämlich den Beweis für meine Unschuld.

Die schwere Eisentür steht noch immer sperrangelweitoffen. Durch den Spalt leuchtet schwaches blaues Licht von den Tubes zu mir herüber. Fast erwarte ich, dass jeden Moment jemand in einer Tube auftaucht, doch auch die kleinen Anzeigen neben der Kabeltechnik signalisieren, dass alle Tubes offline gestellt wurden.

Bei der Erinnerung an Nias Worte ballt sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen an. Wenn ein Clasher draußen stirbt, wird er nicht in eine Tube zurückkehren.

Beinahe bereue ich meinen abrupten Abgang. Jedoch bedauere ich eher, dass ich ihnen dadurch einen weiteren Grund gegeben habe mich anzuprangern.

Sollte mein Plan aufgehen, wird all das aber nichts mehr bedeuten, denn ich werde sie davon überzeugen, dass ich nicht der Böse bin.

Stechende Schmerzen hämmern gegen meine Schädelwand. Schnell wende ich den Blick von den Tubes ab und trete an den einzigen Computer, der noch funktioniert. Es ist das Konstrukt aus etlichen Bildschirmen und Kabelverbindungen auf der kleinen Plattform des Archivs. Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass irgendein Notstrom eingeschaltet wurde.

Ich gebe mir nicht einmal die Mühe mir den Stuhl zurecht zu rücken, stattdessen stoße ich den abgewetzten Schreibtischstuhl mit einem einzigen energischen Schubs von der Plattform.

Als ich die Tastatur berühre, zeigt mir der Bildschirm eine Warnmeldung. Bestimmte Anwendungen seien im Notversorgungsmodus nicht zugänglich. Ich hoffe trotzdem, dass ich auf die Dateien von vorhin zugreifen kann.

Der Computer verlangt direkt ein Passwort von mir, etwas das ich vorhin noch nicht tun musste. Ob das System weiß, dass andere Machenschaften als die Spielmacher am Werk sind? Im nächsten Moment flammt wieder das ominöse Kennwort vor meinem inneren Auge auf, welches ich vorhin Jackson und Caleb zur Verfügung stellen konnte.

Sofort kehrt das Gefühl zurück, mein Schädel würde zerquetscht werden. Eine weitere Vision, gegen die alles in mir anzukämpfen versucht. Gleichzeitig bin ich genau jetzt auf diese Visionen angewiesen.

Vernebelte Erinnerungen und einzelne Bruchstücke meines vergangenen Lebens haben mich überhaupt erst auf die Idee gebracht hierher zu kommen.

Entschlossen hämmere ich das Passwort in die Tastatur.

S.P.Y. Simulations-Programm unter der Leitung von Samuel W. Yuro.

Das Gesicht eines streng wirkenden Mannes in sterilem Laborkittel kommt mir in den Sinn. Er hat lange blonde Haare und einen Vollbart. Sein Blick immer konzentriert, so als würde er es sich schlichtweg verbieten jemals einen Fehler aufgrund von Unachtsamkeit zu machen.

Er hat uns hergebracht.

Mein Sichtfeld verschwimmt vor mir, sodass sich alle Pixel des Bildschirms für einen Moment in einen einzigen Brei verwandeln.

Erschrocken stöhne ich auf. Immerhin weiß ich jetzt, was ich in die Suchleiste tippen muss, welche mir der Computer gerade präsentiert. Samuel W. Yuro

Nach wenigen Sekunden spuckt eine Suchmaschine verschiedene Dokumente, Fotos und Videos aus. Ich erkenne auch einige Zeitungsartikel, jedoch habe ich keine Zeit mir alles durchzulesen. Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob ich nicht vorher das Bewusstsein verliere, so schwindelig ist mir.

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