Kapitel Dreiundzwanzig

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Mik

Mein Kopf wiegt schwer auf meinem Hals. Ich habe kaum geschlafen und schon wieder einen zweistundenlangen Marsch hinter mir. Wenigstens sind wir endlich angekommen. An diesem Riss in der Holowand, wie ihn alle nennen. Riss oder Eingang. Nia hat versucht mir zu erklären, wie das Ganze funktioniert, doch ich habe nicht alles verstanden.

Ich weiß, dass dahinter etwas steckt, das wir sehen müssen, etwas, das so wichtig ist, dass Nia wie ausgewechselt einen stumpfsinnigen Tunnelblick an den Tag legt. Versteht er nicht, dass wir uns in immer größere Gefahr begeben?

"Jackson? Jackson, bitte kommen! Wir sind jetzt da," ruft er gerade in das Walkie-Talkie, welches Caleb letzte Nacht noch zusammengeschraubt oder gefunden haben muss. So oder so sieht es sehr zerbrechlich aus. Aber es scheint zu funktionieren, denn unter lautem Knistern ist schließlich Jacksons Stimme zu hören: "Alles klar, wir warten auf euer Signal, dann öffnet Caleb den Spalt. Wir sind fast so weit."

Kerninhalt des Plans ist, dass Jackson und Caleb von ihrem Standort am Computer irgendeinen Code eingeben, einen Schutzmechanismus austricksen oder so, damit dem Rest von uns eine sehr kurze Zeitspanne zur Verfügung steht, in der der Spalt offenstehen wird, um das zu sehen oder zu betreten, was auch immer dahinter liegt.

So die Theorie, allerdings weiß niemand wie kurz die Zeitspanne ist. Es könnten zwei Minuten oder nur zwei Millisekunden sein. Außerdem ist Caleb sich nicht sicher, ob ein Alarm ausgelöst werden kann, auch wenn er sein Bestes versucht, das System glauben zu lassen, er hätte rechtmäßigen Zutritt zu diesem Raum.

Es ist ein kritisches Unterfangen und ich muss zugeben, dass ich nervös bin.

Gleichzeitig ist eine neue Leere in meinem Inneren entstanden, die ich noch immer nicht ganz verstehe. Alles was ich weiß, ist, dass es mir genauso gut, wie auch weh tut Nia von mir wegzustoßen.

"Wie machen wir das jetzt?" Joyce steht ratlos vor dem endlosen schwarzen Streifen auf der Holowand.

Nia schluckt einmal nervös, bevor er antwortet: "Versammelt euch direkt davor. Wir werden schnell sein müssen. Egal, was sich dahinter verbirgt, wir rennen rein, verstanden?"

Allgemeines nicht sehr verständliches Raunen. Trotzdem stellen wir vier uns in einer Reihe vor dem Riss auf. Ich stehe mit meinem Gesicht so nah an den sechseckigen Pixeln, dass ich die Elektrizität darin Knistern hören kann.

Noch immer sieht es so aus, als wäre das Kraftfeld durchsichtig und dahinter würde die Insel einfach weitergehen. Aus nächster Nähe fällt mir jedoch auf, dass die Landschaft hinter den Pixeln leicht flackert; Als würde sich das Bild ab und zu neu generieren müssen. Nur so schwach, dass es mir niemals aufgefallen wäre, hätte mir niemand versichert, dass all dies Fassade für etwas ganz anderes ist.

Als ich nach unten blicke, fallen mir ganz am Rand des Holograms eingravierte Buchstaben auf, welche blass neben dem Riss aufflackern.

'S.P.Y.' Bevor ich dem nervösen Kitzeln in meinem Bauch nachgehen kann, ertönt ein bleiernes Geräusch aus Nias Richtung.

"Nia?" Dröhnt es plötzlich aus dem Walkie-Talkie. "Nia, seid ihr da?"

Nia fummelt, wie aus einer Konzentrationsstarre erwacht an dem Gerät herum. Ein schwarzes Plastikteil fällt dabei auf das Gras unter unseren Füßen.

"Was gibt's, Jackson? Ist es so weit?"

"Nein, ähm..." Jacksons Stimme hört sich bröckelig an, als würde er am ganzen Körper zittern.

Nia ist nicht der Einzige, der auf einmal alarmiert aufhorcht: "Jackson, was ist da los?"

"Also, wir..." Jacksons Worte werden abrupt unterbrochen. Stattdessen meldet sich nun Caleb zu Wort: "Wir haben ein Problem, Nia."

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