Kapitel Dreizehn

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Mik

Nach stundenlangem Wachliegen lässt sich der Gedanke schließlich nicht mehr aus meinem Kopf vertreiben. Ich muss mit Nia sprechen. Ich muss wissen, wie es ihm nach dem Tod von Aurora geht.

Bevor ich den ersten Schritt aus dem großen Eingangsportal machen kann, schaue ich mich nochmal hinter mir um. Der große Raum liegt still und kalt vor mir. Die anderen haben es sich in den oberen Räumen gemütlich gemacht. Wir haben tatsächlich echte Betten vorgefunden als wir nach den Geschehen in der Shell zurückgekehrt sind.

Sieger.

Verstohlen schleiche ich mich nun auf die Straße vor unserem Clashbuilding. Das leise Rauschen des Windes ist zu hören. Er bringt den Geruch von Gestein und Regen mit sich. Die Luft fühlt sich elektrisiert an und gerade als ich anfange zu überlegen, ob es wohl ein Gewitter geben wird, nehme ich im Augenwinkel eine Gestalt wahr.

Plötzlich alarmiert springe ich hinter den nächsten Geröllhaufen. Die Gestalt bahnt sich ebenfalls geduckt, aber flink einen Weg zu unserem Clashbuilding. Ein Clasher von Clash Blau? Oder einer von uns?

Die Person vor mir ist nur ein Schatten zwischen schwachem Straßenlaternenlicht und den bedrohlich aufragenden Gebäuden um uns herum. Außerdem bewegt sie sich direkt auf mich zu. Einen Augenblick überlege ich, ob ich einfach wieder reingehen sollte, um mich schlafen zu stellen, doch was, wenn es sich bei diesem Schemen um eine Bedrohung handelt? Ich weiß nicht, ob Clash Blau Rache an Auroras Tod plant.

Ich beschließe schließlich, mich vorsichtig zurückzuziehen und zu beobachten. Ich und der Schatten führen einen Tanz zwischen den Steinen und Schuttresten auf, bei dem es darum geht nicht gesehen zu werden. Gut für mich, dass der Fremde nicht weiß, dass ich ihn bereits entdeckt habe und ich somit führe. Wer auch immer das ist, besitzt ein schreckliches Talent im Anschleichen.

Als der Schatten kurz durch den Schein einer Straßenlaterne flitzt, erkenne ich eine klare männliche Statur. Ich kauere mich erneut hinter einen weiter entfernten Steinbrocken und beobachte, wie der Typ an der Eingangstür unseres Clashbuildings stehen bleibt und wartet.

Wartet? Auf wen? Seine Komplizen? Wir werden überfallen!

Automatisch greife ich nach der einzig verfügbaren Waffe in meiner Tasche, die dunkelblaue Pille.

Nach einer Weile geschieht etwas unerwartetes. Die große Tür wird geöffnet und eine Hand greift heftig und ruckartig nach dem Arm des Unbekannten, um diesen in unser Clashbuilding zu ziehen. Wer war das? Es muss einer aus meinem Clash gewesen sein, da bin ich mir sicher. Warum sonst sollte ihn jemand ohne Zögern ins Gebäude gezerrt haben? Ich habe vor meiner eigenen kleinen Mission nicht das ganze Haus überprüfen können und weiß dementsprechend nicht, wer tatsächlich in seinem Bett liegt. Ich warte noch ein paar Minuten, doch als niemand Alarm schlägt, beschließe ich, dass ich gehen kann.

Verblüfft lege ich die Stirn in Falten. Scheint so, als wäre ich nicht der Einzige mit geheimen, nächtlichen Treffen.

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Nia ist mal wieder außer sich, als ich auf der breiten Betonfläche vor dem blauen Clashbuilding auftauche. Der seltsame Meteorschauer hat tiefe Risse und Löcher in der Straße hinterlassen, die noch immer zu glühen scheinen.

Als ich ankomme steht das sture Mädchen aus Nias Clash vor dem Eingang und schaut sich mit bereits müden Augen um. Ein verbogenes Buttermesser glitzert in ihrer Hand.

Ein weiteres Mal in dieser Nacht knie ich mich in einen Schatten. Dieses Mal, um Nias Wache abzuwarten, um ihn dann abzufangen.

Und auch, wenn er nicht laut wird, während er mir erklärt, dass ich nicht einfach auftauchen könne, wann auch immer ich will, habe ich mir eine freudigere Begrüßung erhofft.

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