Kapitel Elf

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Mik

"Roter Clasher, verlasse die Arena. Deine Aufgabe ist erledigt."

Die schwere Metalltür öffnet sich wieder für Waylon, gefühlte Stunden nach dem ersten Mal.

Aber er bewegt sich nicht. Er starrt zwischen seinen schmutzigen Händen und dem Boden hin und her, als könne er nicht glauben, was er gerade getan hat. Von dem Baumriesen, der er vor Sekunden noch war, ist nichts mehr übrig, außer einige Holzsplitter, die verstreut über dem ganzen Boden liegen. Direkt neben weichen, weißen Federn.

Die Arena hat sich in ein ramponiertes Schlachtfeld verwandelt: eingestürzte Felsen und tiefe Löcher, die in den Dreck geschlagen wurden.

Mein Körper gefriert. Ich höre ein lästiges Brummen in meinem linken Ohr.

Waylon beugt sich über Aurora und beginnt erneut zu weinen. Ihr Körper ist direkt an der hohen Betonwand zusammengebrochen und ist in einer schrecklichen Verfassung liegen geblieben. Sogar ich kann von dieser Entfernung aus sehen, dass etliche ihrer Knochen gebrochen sind, Blut klebt an beiden Engelsflügeln wie roter Teer, was die feinen Federn wie zerrupfte Zweige aussehen lässt. Ihr Gesicht ist dem Boden zugeneigt, ihr Haar bedeckt den größten Teil davon, sodass ich nicht viel mehr sehen kann als ihre blutige Nase.

"Es tut mir so leid," schluchzt Waylon, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er es zu Aurora oder zu sich selber sagt.

Schließlich merke ich, dass das anhaltende Geräusch in meinem Kopf kein Brummen ist, sondern das atemlose Weinen des anderen Mädchens aus Clash Blau. Ich kann sie, wie Waylon auf dem Boden knien sehen; ergeben. Nia und der blasse, dunkelhaarige Junge aus Clash Blau versuchen sie zu trösten, indem sie ihr sanft über Rücken und Schultern streichen.

Der ursprüngliche Reptilien-Junge steht neben ihnen, Kiefer angespannt, Hände zu Fäusten geballt und fixiert uns mit einem drohenden Blick.

Ein ungerechter Teil von mir gibt ihm eine Teilschuld für das, was gerade geschehen ist, weil er derjenige ist, der mit den Pillen angefangen hat.

"Roter Clasher, verlasse die Arena sofort," wiederholt die Stimme ihren Befehl.

Diesmal rührt sich Waylon tatsächlich, er springt auf, von plötzlicher Wut erfasst und brüllt ins Leere: "Nein! Ich werde sie nicht verlassen. Es ist eure Schuld! Ich wollte nicht..."

"Clasher Waylon, verlasse die Arena."

Waylon rauft sich die Haare mit den Händen, die gerade noch Aurora gehalten haben, weshalb Blutspuren auf seinem Kopf zurückbleiben.

"Lasst sie wenigstens eine Beerdigung haben." Kurze Stille setzt ein.

"Letzte Warnung für Clasher Waylon..."

Waylon macht seiner Frustration und Trauer in Form eines aufbrausenden Aufschreis Luft.

"Verlasse die Arena sofort."

Er bricht wieder zusammen. "Es tut mir so leid... Ich hätte nie... oh Gott..." er sieht zu Clash Blau hinüber, seine Augen noch nass vor Tränen.

"Komm, Waylon. Bitte," sagt Akira plötzlich. Niemand hatte es vorher gewagt zu sprechen.

Und nachdem die beiden ein Paar leise Worte gewechselt haben, schaut Waylon noch ein letztes Mal auf Aurora. Dann tritt Waylon schließlich durch die Tür, die sich sofort wieder hinter ihm schließt und steht erneut mit uns in einem Raum.

Sobald er unsere kleine Kabine betritt, zieht Akira ihn in eine echte Umarmung.

Zwischen erstickten Schluchzern sagt sie: "Es ist Ordnung. Alles wird gut. Es geht dir gut."

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