"Ihr sucht also den Drachen des Westens", fragte die Frau, während sie uns in eines der Hinterzimmer führte. "Ja! Wie oft denn noch!", grummelte ich. "Gib ihr Zeit", flüsterte Sokka. "Ich habe aber keine Zeit", zischte ich zurück. "Sie wird uns schon noch sagen was wir wissen wollen, hab einfach ein bisschen mehr Geduld" Ich biss die Zähne zusammen. "Ihr sucht Iroh, nicht wahr?", fragte die Frau nun. Sie hatte sich geweigert uns ihren Namen zu nennen. "Ja", keuchte ich. Ich bemühte mich sichtlich nicht die Fassung zu verlieren. "Komm schon Kumpel, beruhig dich mal", Sokka stieß mir in die Seite. "Ich versuch es ja", zischte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. "Nicht genug", zischte er zurück. Dann wandte er sich an die Frau "Es wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen, wenn sie uns sagen würden wo er sich gerade aufhält", sagte er. "Oh", sie sah betroffen aus "Dann wisst ihr es noch nicht?", fragte sie. "Was wissen", mir wurde kalt und heiß. Was war mit meinem Onkel geschehen. "Nach diesem tragischen Vorfall mit seinem Neffen verschwand er spurlos. Die meisten vermuten das er an einem Herzanfall gestorben sein könnte, aber ich persönlich glaube das nicht. Er war so ein starker Mann. Obwohl Enttäuschung wahrlich sehr schmerzhaft sein kann. Zumindest wenn diese von einer Person kommt, die einem am Herzen liegt. Iroh hat in in den Wochen vor dem Vorfall immer über seinen Neffen geredet. Er meinte das er sich nun wirklich zum Guten kehren würde, und dass all die Finsternis in seinem Herzen nun endgültig verschwunden sei", sie tupfte ich eine Träne aus dem Augenwinkel "Das letzte was ich von ihm gehört habe war, dass er sich aufmachte um seinen Neffen im Gefängnis zu besuchen. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen" Ich war wütend, doch nicht auf die Frau sondern auf mich selbst. Hieß das, ich war der Grund weshalb mein Onkel vielleicht nicht mehr unter den Lebenden weilte? "Komm wir gehen", sagte Sokka nach einer Weile. Ich musste ganz schön bescheuert ausgesehen haben, als ich mit zusammengepresstem Mund und feuchten Augen in diesem Zimmer gesessen war. Im Moment brachte mich die kleinste Unstimmigkeit aus dem Gleichgewicht. Nur ein kleiner Tropfen genügte um meine Gefühle zum überquellen zu bewegen. Wieso schaffte ich es nicht mehr meine kalte Maske aufrecht zu erhalten.
Sokka beschloss in das Hotel zu gehen, das er gebucht hatte. Morgen würden wir den rechten Seitenausgang besuchen und meine Robe abholen. Und wir wollten auch noch am selben Abend die nächste Fähre nehmen. Und wenn wir Iroh bis dahin nicht gefunden hätten, würde er uns nicht begleiten und auf ewig endtäuscht von mir sein. Ich beschloss, im Gegensatz zu Sokka noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Langsam schlenderte ich die schmalen Gassen von Ba Sing Se entlang und versuchte meine Gedanken los zu werden. Ich musste nur fest daran glauben, dann würde alles gut. Nein. Das hatte noch nie geklappt. Nicht als ich Vater um Vergebung gebeten hatte und auch nicht als Mutter verschwunden war. Frustriert schlug ich gegen eine der Stangen des großen Eisentores vor dem ich stand. Erst jetzt registrierte ich vollkommen wo ich unbewusst hingegangen war. Also ergriff ich diese Chance und stieß das Tor auf. Ich ließ eine Flamme in meiner rechten Hand entstehen und lief die langen Reihen der Grabsteine ab. Ich las jeden einzelnen Namen und inspizierte jedes Datum. Alle die vor vier Jahren gestorben waren wurden noch genauer untersucht. Ich ging alle von Onkel Iroh Synonymen in meinem Kopf durch, jedoch fand ich niemanden.
Erst als die Sonne bereits hinter den Mauern von Ba Sing Se hervorkam bemerkte ich wie lange ich bereits über den Friedhof gestreift war. Ich beschloss langsam wieder zum Hotel zurück zu kehren.
Als ich nach wenigen Minuten dort ankam stand Sokka bereits vor dem Eingangsportal und tippt mit dem Fuß auf den Boden und sah sich immer wieder um. "Zuko! Da bist du ja endlich", rief Sokka. Ich beschleunigte meinen Schritt etwas. Sokka wirkte wie eine wütende Mutter, die ihr Kind dabei erwischte zu spät nach Hause gekommen zu sein. "Wo, im Namen der Götter, warst du?!", rief er mir zu. "Ich habe meinen Onkel gesucht", antwortete ich. "Und wo?", fragte er. Eine steile Zornesfalte hatte sich zwischen Sokkas Augenbrauen gebildet. Jetzt fühlte ich mich sogar wie das Kind, das zu spät nach Hause gekommen war. "Auf dem Friedhof, ich dachte ... ich dachte das er vielleicht dort ist", ich wusste nicht was es war, aber Sokka war gerade ziemlich einschüchternd. "Dein. Onkel. Ist. Nicht. Tot.", sagte er abgehackt "Und jetzt steig in die Kutsche, ich will endlich diesen verdammten Seiteneingang sehen!" Ich stieg in die Kutsche, was war das auf einmal für eine seltsame Stimmung? Warum war er so?
Mit meiner Weg Beschreibung hatte der Kutscher schnell zu der schmalen Nische in der Mauer des Palastes gefunden. Wir stiegen aus und ich blieb noch kurz stehen. "Sokka, egal was da jetzt ist, es ist nicht der magische Ort von dem Katara immer erzählt hat, bevor ich ins Gefängnis kam habe ich alles niedergebrannt. Und es tut mir auch schrecklich leid, aber ich hatte damals si eine Wut ... ", ich konnte meinen Vortrag nicht beenden. Sokka war bereits grinsend durch die Nische geschlüpft und rief von drinnen "Was redest du da für einen Mist Kumpel?! Hier ist es wunderschön!" Schnell folgte ich ihm und fand mich wenig später im Paradies wieder. Es sah nicht ganz gleich aus wie damals, aber es gab wieder den Teich und die Schildkrötenenten. Eine große Weide am Ufer, deren Äste ins Wasser hingen und unter der Weide ein Baumstumpf, der geradezu zum sitzen einlud. Die Mauer wurde von Innen von dicht gewachsenem Gestrüpp verdeckt und überall standen Bäume, sie sahen nicht so alt aus wie die, die ich damals vernichtet hatte, doch sie waren trotzdem wunderschön. Mich überkam ein Gefühl der Geborgenheit. Doch dann winkte Sokka mich zu sich. Er deutete auf eine Art Trampelpfad. Der war noch nie da gewesen. Ich nickte ihm zu und wir schlichen den Weg entlang. Eigentlich sollte hier niemand sein. Nach einer Weile kamen wir auf eine mehr oder weniger freie Fläche. Einige Gemüseäcker waren angelegt worden und eine schiefe Holzhütte stand in der Mitte der Lichtung, genau vor der Nische, durch die Katara in jener Nacht gekommen war. Sogar der Baum, auf dem ich damals gewartet hatte stand noch da. Ich lief zu dem Baum und besah ihn genau. Ich begann schnell auf ihn zu klettern, ich musste überprüfen ob er es tatsächlich war. Und dann sah ich es. In der Rinde war etwas eingebrannt. Ich hatte das geschrieben während ich auf Katara gewartet hatte. >Ich warte auf dich< stand dort. Damals war ich nicht sicher gewesen, ob sie noch kommen würde. Und unter diesen Worten stand noch etwas >Wann kommst du Katara?< Das hatte ich geschrieben, als ich das zweite mal auf sie gewartet hatte. Doch da war sie nicht gekommen, in jener Nacht war ich endtäuscht zu dem kleinen Teich gegangen und war dort eingeschlafen, nur um mich am nächsten Morgen neben Katara wieder zu finden, die mit all ihren Taschen neben mir geschlafen hatte. Mir rollte eine träne über die Wange und ehe ich mich versah konnte ich den Tränenfluss nicht mehr aufhalten. Plötzlich tauchte ein Kopf neben mir auf und Sokka setzte sich einen Ast unter mir. "Hey, Kumpel, warum sitzt du auf diesem Baum und weinst dir die Augen aus dem Kopf?", sein Blick fiel auf die Schrift im Baum. "Warst du das? Warum hast du sie gefragt ob sie noch kommt? Wart ihr verabredet?" "Ja, aber sie ist nicht gekommen. Und am nächsten Tag ist sie bei mir eingezogen" Sokka sah mich mehr als nur verwirrt an "Warte ... Was?! Sie hat bei dir gewohnt?" "Für einen Tag", sagte ich "Und dann ist sie verschwunden, direkt am nächsten" Sokka starrte mich noch ungläubiger an "Das heißt ihr habt euch gerade mal für drei höchstens vier Tage gekannt?!" "Wenn man es so sagt klingt es lächerlich", sagte ich "Aber genau so ist es. Wenn man nur die Stunden nimmt, die wir miteinander verbracht haben, waren es gerade mal drei, wenn nicht sogar nur zwei ein halb, Tage" "Wow", sagte Sokka "Aber warum ich eigentlich hier hoch gekommen bin. Der Mann der jetzt hier wohnt bittet uns wieder zu gehen. Er meint er wolle niemanden sehen und das er diesen Bereich gekauft hätte. Ich glaube wirklich das wir gehen sollten Zuko" Ich nickte und ließ eine Feuerklinge entstehen, mit dieser schnitt ich das Stück Rinde aus dem Baum. Ich wollte diese Erinnerungen sicher verwahren. Hinten ritzte ich schnell das Datum von damals ein und den Ort. Das würde reichen um nie zu vergessen. Ich begann den abstieg. Unten angekommen stand mir der alte Mann gegenüber. Er sah mich zornig an. Meine Augen füllten sich abermals mit Tränen. Das war zu viel für diesen Tag.

DU LIEST GERADE
My Prince (Zutara)
RomanceKatara ist vollkommen unerfahren in der Liebe, doch sie sucht auch schon lange nach dem richtigen. Als Prinzessin des Nordens musste sie gezwungenermaßen einmal heiraten, doch wen? Bis kurz vor dieser Schlacht wusste sie nicht wie ihr Märchenprinz a...