Kapitel 24

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Es war gottseidank nur Hayes, der mich dem Raum mit dem Portal entgegen zog. Ich stolperte einfach nur hinterher. In meinen Ohren rauschte es. Es waren so viele Informationen, so viel, worum ich mir jetzt Gedanken machen sollte, aber ich konnte nur daran denken, dass wir Aylin völlig zu Unrecht verurteilt hatten. Mir war nach Weinen zumute, aber ich unterdrückte es und zwang mich schnell mit Hayes durch die Türe, die uns vor den gerade um die Ecke biegenden Gestalten verbarg. Eilig schlüpften wir durch das Portal mit dem Gedanken, dass die Wachen hoffentlich nicht genau in diesem Moment auf der anderen Seite standen und auf uns warteten.

Es war niemand zu sehen, noch zu hören, als wir zurückkamen. Hayes warf mir einen kurzen Blick zu. Ich wusste nicht, wie viel er von dem Gespräch der Frau und mir mitbekommen hatte, vermutlich aber zu wenig, um die Tragweite ihrer Aussage begreifen zu können. Ich gab ihm ein Zeichen voranzugehen und hintereinander drückten wir uns durch den ersten, niedrigen Gang, der im Vorraum zum Portal endete. Wieder blieben wir stehen und lauschten. Nichts. Mein Herz pumpte so stark, dass ich das Vibrieren im ganzen Körper spüren konnte. Kurz war alles vergessen und der Fokus lag einzig und allein hier ungesehen rauszugehen. Falls Lucas es geschafft hatte sie abzuschütteln.

Hastig bewegten wir uns durch die eiskalten Flure, die steinernen Treppen hinauf und immer weiter durch das Wirrwarr in Richtung Ausgang. Im oberen Drittel plötzlich hörten wir Schritte und vereinzelt Stimmen. Und wieder wurde ich von Hayes gepackt und in ein Versteck gezogen. Wie ich entsetzt feststellte, war es die selbe Nische, in der wir uns auch damals zusammen mit Aylin versteckt hatten. Ich schloss die Augen, verdrängte die Gedanken und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt.

Der Schein der Fackeln kündigte an, dass jemand gleich um die Ecke biegen würde. Hayes und ich starrten beide durch den kleinen Spalt in den Gang mit der Hoffnung nicht Lucas unter ihnen entdecken zu müssen. Die erste Gestalt huschte an uns vorbei, dann zwei weitere gefolgt vom Anführer, der sich angeregt, aber leise, mit noch zwei Personen unterhielt. Kein Lucas zu sehen. Ich atmete erleichtert aus und lehnte den Kopf an die kühle Steinwand hinter mir. Ein winziger Teil der Anspannung der letzten Stunden wich von meinem Körper.

„Hoffentlich ist er nicht tot", meinte dann Hayes. Ich riss die Augen wieder auf und warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Den er im Dunkeln vermutlich nicht sehen konnte. Stattdessen hörte ich ein leises belustigtes Glucksen aus seiner Richtung.

„Hayes, das ist nicht witzig. Ihm könnte wirklich etwas passiert sein", zischte ich. „Glaubst du wirklich, dass diese Bastarde dann ohne ihn hier langgeschritten wären? Nein", ich sah ihn den Kopf schütteln, „Lucas geht es gut"

Es beruhigte mich etwas, dass Hayes das sagte und ich nickte. Es ergab durchaus Sinn.

Schützend hielt ich mir die Hand über die Augen, als wir raus ins Licht traten. Suchend sah ich mich um und folgte Hayes die Stufen hinunter in Richtung des Gebüschs, in dem wir unsere Rucksäcke deponiert hatten. Von Lucas keine Spur. Schnell schulterten wir unser Gepäck und bewegten uns in Richtung des Treffpunkt, am Fuße des Hügels.

Lucas grinste uns bereits von weitem entgegen und kam mit zügigen Schritten auf uns zu. „Schön euch zu sehen", meinte er und ich erwiderte seine freundschaftliche Umarmung. Es war wirklich toll, dass alle unverletzt geblieben und das Ziel erfüllt worden war.

„Habt ihr die Informationen?", fragte er und Hayes nickt nur zu mir, ebenso unwissend wie Lucas. Ich seufzte. „Lasst uns erstmal von hier weg"

Zu Hause angekommen, schmiss ich meinen Rucksack aufs Bett und gesellte mich anschließend zu Lucas und Hayes ins Wohnzimmer. Beide saßen einfach nur da und warteten gespannt auf meine Worte. Ich holte tief Luft, ließ zu, dass sich meine Gedanken endlich mit dem Thema befassten. Es half nichts um den heißen Brei zu reden.

„Diese Frau muss eine Untergebene von Dana gewesen sein. Das würde auch erklären, weshalb Dana selbst damals dabei gewesen war, als der Deal mit Lucifer ausgehandelt worden war", meinte ich und blickte auf, um mich zu vergewissern, dass sie verstanden, wovon ich sprach. Lucas nickte nachdenklich und knetete mit seinem linken Zeigefinger und Daumen die untere Lippe. Hayes hatte bloß stumm die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich ausdruckslos an.

„Wir wissen ja, dass Dana damals Experimente mit Engelsblut am Menschen durchgeführt hat und wer", ich zögerte, „und was daraus entstanden ist. Um ihn zu kontrollieren hat sie wohl eine Münze erschaffen, die ihn unfähig machte sich ihr zu widersetzen" Mittlerweile konnte ich förmlich sehen, dass es in den Köpfen der beiden anderen ratterte und sich die Puzzleteile langsam zusammensetzten. Hayes schüttelte sprachlos den Kopf.

„Du meinst... Sie... Dana?", fragte Lucas. Ich nickte.

„Sie braucht Lucifer, um aus der Hölle zu kommen und-", ich wurde im Satz von Hayes unterbrochen: „Und Aylin ist die einzige, die ihn wiederbeleben konnte. Deshalb hat Dana sie mit Hilfe der Münze dazu gebracht ihr zu gehorchen. Sie hat nicht gewusst, was sie tat"

Es herrschte Stille. Lucas seufzte und sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.

„Aber was ist ihr Ziel? Lucifer wird sie trotzdem nicht aus der Hölle holen, er hat keinen Grund dazu" Es stimmte. Was versprach sie sich davon? Hatte sie noch ein Ass im Ärmel, von dem wir nichts wussten?

„Deshalb hat sie sich immer im Zimmer eingesperrt. Deshalb konnten wir sie nicht dazu bringen rauszukommen", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in meinen viel zu kalten Händen.

Alles war kalt ohne Aylin.

Meine Lieben, morgen kommt vermutlich kein Kapitel, dafür aber Dienstag wieder. Habt ihr erwartet, dass Dana ihre Finger im Spiel hat? 

Grüßle, 

Grüßle, 

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White  -die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt