Kapitel 19

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„Was ist mit der Frau, dem Engel?", wollte ich wissen und blickte in die Runde, nur um in verwirrte Gesichter zu schauen. Ich seufzte. „Die Frau, die sich quasi an Lucifer verkauft hat. Lebt sie noch? Ist sie noch in Lucifers Gefangenschaft?" Hayes und Lucas schien letztendlich doch ein Licht aufgegangen zu sein. Während Lucas fieberhaft sein Wissen über Lucifer und seine Gefolgschaft durchging, blätterte Hayes an das Ende des Buches. Es herrschte kurze Stille, in der ich die Rolle übernahm unruhig von einem zum anderen zu schauen. Es schien der Schlüssel zur Lösung des Rätsels zu sein und ich betete inständig, dass diese Frau noch am Leben war, nur hoffentlich nicht mehr Lucifer dienen musste. Kurz darauf zuckte Hayes mit den Schultern und klappte das Buch kopfschüttelnd zu. Er sah mich an, traurig und am Ende, so voller Emotionen, die ihn zu zerreißen drohten. Es fiel mir schwer mich zurückzuhalten, doch hatte er in der letzten Zeit mehr als klar gemacht, dass er seine Ruhe brauchte. Er wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen über seine Probleme zu reden. Augenblicklich dachte ich an den Moment zurück, als ich sein Zimmer vor ein paar Tagen betreten hatte. Seine Fäuste waren blutig gewesen, angeschwollen von den Schlägen gegen die Zimmerwand. Obwohl seine Augen rot gewesen waren, hatte er nicht geweint. Er wollte die Vergangenheit nicht verarbeiten, sondern verdrängte sie selbst in den Momenten, in denen sie ihn zu überrollen versuchten. Ich seufzte. Meinen Bruder zu verstehen, war nicht einfach, aber ihn dazu zu bringen über seine Gefühle zu reden, war schier unmöglich.

„Ich denke, ich weiß, wer sie ist", meinte Lucas plötzlich. Schneller hätte er unsere Aufmerksamkeit gar nicht erhaschen können. „Wirklich?", wollte Hayes wissen, er schien seinen Ohren wohl nicht zu trauen. Es machte mich sofort nervös. Wenn Lucas sie kannte, dann war es ziemlich sicher, dass sie noch im Palast lebte. Und das machte es uns damit nahezu unmöglich an sie ranzukommen, ohne dass Lucifer es mitbekommen würde. „Ich kenne sie nur flüchtig. Lucifer lässt kaum jemanden zu ihr, nur, wenn er der Person vertraut", begann Lucas und hielt inne, ganz versunken in seine Erinnerungen an die Zeit als engster Vertrauter Lucifers, „Wir haben uns einmal gesehen, als es einen Notfall gab. Soweit ich weiß, ist sie schwer krank, quasi als Folge der Auflösung ihrer Schutzengelbindung. Sie verlor auf schmerzhafte Art und Weise ihre Flügel und wartet eigentlich nur noch auf ihren Tod. Lucifer hatte damals erzählt, dass sie eine Verräterin sei und dies ihre Strafe..." Sein Blick verlor sich in der Ferne und es schien auch nicht so, als würde er in Bälde weitererzählen. Hayes verlor die Geduld. Er hatte die linke Augenbraue so hoch wie möglich gezogen und die Lippen nach vorne zusammengepresst. „Lucas, wo befindet sich diese Frau? Und wie kommen wir zu ihr?", fragte er dann sichtlich genervt und holte seinen Gegenüber damit aus den Gedanken. Kurz zeigte er sich verwirrt, fing sich allerdings sofort. „Ja, richtig. Die Frau. Sie wohnt in einer Kammer im Palast, nahe den Kerkern. Man kommt nur durch die eine Tür rein und diese wird drei Mal am Tag geöffnet, lediglich für Essen und ein paar Medikamente. Ich denke Lucifer will sie so lange wie möglich quälen" Mir entfuhr ein verächtliches Schnauben. Er war einfach durch und durch ein Mistkerl, ein bestialisches Geschöpf. Falls wir zu dieser Frau gelangen konnten, hatten wir auch eventuell die Möglichkeit ihr aus dieser schrecklichen Situation zu helfen. „Wer bringt ihr denn das Essen und alles weitere?", schaltete ich mich in die bereits hitzige Diskussion der anderen beiden ein. „Einer der Wachen, Lucifer selbst kümmert sich schon lange nicht mehr um sie", antwortete Lucas. „Also könnten wir theoretisch als Wache da reinkommen", überlegte ich laut und setzte mich etwas auf. Ich hatte Kopfschmerzen, ein beständiges Pochen hinter meinen Schläfen, das selbst in der Nacht nicht aufhörte. Gerade jetzt war es besonders nervig und hielt mich davon ab klare Gedanken fassen zu können. „Insofern uns niemand erkennt, was in Lucifers Palast und zusammen mit Lucas ein Wunder wäre, ist es eine Möglichkeit", ergänzte Hayes meinen Vorschlag und nickte. „Lucas kann nicht mit, das ist klar", meinte ich entschieden und überhörte absichtlich den empörten Laut aus seiner Richtung. Das musste er sich selbst eingestehen. Er, als rechte Hand Lucifers, war einfach überall bekannt.

„Nun gut, mit dem Portal landen wir in derselben Etage, in der sich auch die Kammer befindet. Allerdings weiß Lucifer über jegliche Aktivität des Portals Bescheid. Wir müssten zu einer Zeit durch, bei der es ihm normal erscheint", grübelte Hayes und stand vom Küchentisch auf, um im Zimmer herumzutigern. Wir hatten mittlerweile Kaffee gemacht und uns eine Pause gegönnt, auch wenn das für keinen von uns wirklich möglich war. „Die Patrouille!", rief Lucas, erfreut über seine Idee. Er hatte im Grunde recht. Doch zugleich war es auch schier unmöglich. „Dann müssten wir entweder kurz davor oder nach der Patrouille durch das Portal. Das wird nicht klappen, denn entweder wären sie dann schon im Portalraum oder noch im gleichen Raum im Palast", warf Hayes ein, sein zweifelnder Blick sagte genau aus, was er von dem Vorschlag hielt. Ich seufzte, erschlagen von der scheinbaren Unlösbarkeit des Problems. Kaum hatten wir eine Hürde überwunden, stellten sich uns fünf weitere entgegen. „Nicht, wenn sie etwas aufhält", überlegte Lucas. Ich sah auf. „Du hast recht. Wir brauchen eine Ablenkung, lang genug, damit Hayes und ich an den Wachen vorbei und durch das Portal schleichen können", ergänzte ich und würde am liebsten vor Freude in die Hände klatschen. „Dann fällt wohl der Part der Ablenkung mir zu?", mutmaßte Lucas und bekam dafür ein neckisches Lächeln von Hayes. Ihm schien dieser Plan zu gefallen. Es war womöglich nicht der beste Plan, aber unsere einzige Möglichkeit.


Hello

Hier mal wieder ein neues Kapitel.

Stellt mal ein paar Vermutungen auf, was/wer eurer Meinung nach dahinter steckt. 

Denkt ihr die Jungs sind auf dem richtigen Weg? 

Ganz liebe Grüße,

Ganz liebe Grüße,

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White  -die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt