Nachdem Hayes die große Pforte zu Bibliothek aufgestoßen hatte, konnte ich kaum meinen Augen trauen. Riesige, meterhohe Fenster erstreckten sich an der Wand mir gegenüber, durch die die Strahlen der Sonne wunderschön hereinfielen und alle Bücher in den dunklen, riesigen Regalen zum Glänzen brachten. Es war fast schon magisch, wie sich einzelne Engel durch die Reihen der Regale schoben und immer wieder Bücher aufschlugen, sodass der aufgewirbelte Staub wie Glitzer durch die Luft schwebte. Ich lächelte automatisch und folgte den Jungs unbewusst durch den riesigen Saal. Es gab nur wenig Besuch und die Engel, die sich hierher begeben hatten, schenkten uns nicht die geringste Beachtung. Wahrscheinlich sollten wir glücklich darüber sein. Ich schenkte schließlich der Suche nach einem hilfreichen Buch meine Aufmerksamkeit. Wir saßen alle da, starrten auf die tausenden von Seiten in jedem Buch, die wir durchsuchen mussten. „Das schaffen wir niemals", murmelte ich, während ich ungläubig eine Seite nach der anderen umblätterte. „Sei nicht so pessimistisch", kam Lucas Antwort, der mit ernstem Gesicht sein Buch fast doppelt so schnell wie ich durchblätterte. Ich schlug den Wälzer über eine gesamte Epoche der Engelsgeschichte zu und zog ein anderes aus dem Regal. Man hatte es weit nach hinten gedrückt und es war so verstaubt, dass ich unwillkürlich husten musste. Die Buchstaben des Titels hatten Risse und blätterten ab. „Manchmal ist es gefährlich", las ich leise vor und runzelte die Stirn. Was sollte das denn für ein Titel sein? Ich trat ein paar Schritte zurück und warf einen Blick auf die Beschriftung des Regals. Geschichtsbücher stand dort, also war ich auf jeden Fall richtig. Schulterzuckend schlug ich die erste Seite auf und seufzte. Die Schrift war so winzig, dass es mir nach zwei Minuten schon Kopfschmerzen machte sie zu lesen.
Ich war gerade mal bei der Hälfte des Buches, als ich stutzte. Der unbekannte Autor erzählte die Geschichte eines Engels, dessen Leben durch seinen eigenen Verrat gegenüber der anderen Engel aus den Fugen geriet. Daraufhin hatte man ihn verbannt, doch er hatte sich nicht an die Regeln gehalten und wurde schließlich getötet. Ich atmete tief durch. Anscheinend war ich auf der richtigen Spur. Kurz warf ich den anderen einen Blick zu, die selbst ganz vertieft waren. Sofort wanderten meine Augen wieder zurück zu der Geschichte. Mein Herz schlug heftig, als ich die Seite erneut las. „Nein", flüsterte ich leise und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Das konnte nicht sein, das war doch gar nicht möglich! Ich drehte mich schnell von den anderen weg und versuchte klare Gedanken zu fassen. Lucifer hatte ihn wiedergebracht, weil er einen Deal mit dessen Freundin eingegangen war. Lucifer hatte Angwarding benutzt, weil es die einzige Möglichkeit war Engel wiederzubeleben. Das hieß, da Lucifer tot war und ich als einzige das Schwert besaß, dass ich das gewesen sein musste! „Black!", hörte ich Hayes rufen und als ich mich weinend drehte, sah ich, wie sich alle drei über ein Buch beugten und es aufmerksam lasen. Ich starrte sie an, während einer nach dem anderen seinen Blick hob. „Du?", kam es von Lucas und reine Fassungslosigkeit lag in seinen Augen. Ich schüttelte den Kopf, versuchte ihnen verzweifelt klar zu machen, dass ich das nicht gewesen war. Doch meine Stimme blieb aus. Black setzte sich, sah mich nicht im mindesten an. „Konntest du seinen Tod nicht ertragen? Hast du uns deswegen all die Monate hintergangen? Bis jetzt?", fragte Hayes und ich sah, dass es ihm schwer fiel zu sprechen. „Ich war das nicht!", meinte ich, kurz erleichtert, dass ich meine Stimme wiedergefunden hatte, auch wenn diese leise und brüchig war. „Du hättest dir bewusst sein müssen, dass so etwas gefährlich ist! Du hättest wissen müssen, dass du so auch andere wiederbringen kannst!", rief Lucas außer sich, warf die Hände in die Luft und ging ein paar Schritte auf mich zu. Die Tränen liefen mir einfach die Wangen herunter. Es verletzte mich, dass sie das wirklich glaubten. Sie glaubten wirklich, dass ich das getan hatte. „Ich war das nicht!", wiederholte ich mich, diesmal lauter. Ich sah zu Black, der endlich auch etwas sagte. Noch immer sah er mich nicht an. „Du hattest Angwarding! Du warst zu dieser Zeit die einzige Auserwählte, die noch lebte! Und du willst uns weismachen, dass du das nicht warst?!", meinte er, stand zitternd auf. „Ich habe dir vertraut" Jetzt sah er mich an und sein Blick strahlte reinen Schmerz aus. „Ihr müsst mir glauben, das war ich nicht! Wie ich immer es möglich war, aber jemand anderes muss das gewesen sein. Wieso hätte ich mit euch das Buch suchen sollen, wenn ich selbst die Übeltäterin war? Ihr kennt mich, ich würde euch niemals so hintergehen! Ihr seid die einzige Familie, die ich noch habe. Ohne euch bin ich ein Niemand, wieso sollte ich also euer Leben aufs Spiel setzen und Lucifer wiederholen? Das macht keinen Sinn! So etwas würde ich nicht tun, nicht um Lucas wieder bei mir zu haben. Ich hatte mich wirklich damit abgefunden" Die letzten Worte gingen in meinen Schluchzern unter, die meinen Körper zum Beben brachten. „Ich hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, dass du dich komisch benimmst", meinte Hayes und ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu. Als Black dann auch noch leicht nickte, sank ich sprachlos in den Sessel zurück. Sie glaubten mir nicht im Geringsten, zogen andere Möglichkeiten nicht einmal in Betracht. Für die Jungs war ich wohl wirklich eine Betrügerin.
Es schmerzte. Tief in mir tat es so weh, dass es mir die Luft abschnürte. Schwer atmend erhob ich mich wieder. „Dann gehe ich", murmelte ich, versuchte nicht zu verletzt zu klingen, doch ihr Misstrauen erstickte mich, machte mich unfähig klar zu denken. Fast schon benommen taumelte ich durch den riesigen Saal zum Ausgang. Weg, ich wollte weg von hier. Mich in meinem Bett vergraben und einfach weinen. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben hassten mich, glaubten nicht ein bisschen an meine Unschuld.
Schluchzend zog ich die Pforte zur Kirche auf.
Ich wollte nach Hause, in die Arme meiner Eltern.
OUUUUUUHHH.... Das ist übel...... (was glaubt ihr? Schuldig oder nicht?)
Jedenfalls wird es immer etwas dauern, bis ich ein Kapitel fertig habe. Ich habe jeden Tag Mittagsschule und zweimal davon noch bis um fünf Uhr. Außerdem habe ich Theaterproben und deswegen ultra wenig Zeit. SORRY!
Bis bald
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White -die Auserwählte
FantasiTEIL 2 DER SCHUTZENGELREIHE Nach Lucas Wiederauferstehung weiß niemand, was er sagen soll. Ist er der einzige, der den spektakulären Tod überlebt hat? Und wie soll das überhaupt möglich sein? Was Aylin und ihre Gefährten im zweiten Buch erleben, er...