Kapitel 18 Teil 2

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Die nächsten drei Tage brachte Steven Anna alles bei, damit sie am Samstag sicher vor den Adel treten konnte. Bors erläuterte ihnen noch die erfundene Geschichte wie sie sich kennengelernt hatten und stellte ihr ihre neue Identität vor. Den Walzer beherrschte sie fast perfekt, auch mit verschiedenen Figuren. Am letzten Tag bat Steven sie hohe Absätze zu tragen. Er wollte sehen, ob sie auch mit High Heels noch elegant über die Tanzfläche schweben konnte. Danach hatte auch Anna selbst keinen Zweifel mehr, diesen Abend zu überstehen. Nur wusste sie nicht, wie sie die Nächte in Bors Bett überstehen sollte. Jede Nacht schlief sie mit ihm und jede Nacht hatte sie das Gefühl, mehr von ihrer Seele zu verlieren. Am Samstagmorgen schlief sie länger, Bors hatte das Bett früh verlassen und so schlief Anna deutlich besser und länger. Sie stand auf, zog sich an und ging aus dem Schlafzimmer.
„Guten Morgen Kleines.", begrüsste Steven sie. „Gut geschlafen?"
„Morgen Steven.", grüsste sie zurück. „Ja, ich bin am Morgen noch in einen Tiefschlaf gefallen."
„Woran das wohl liegen mag?", fragte Steven sarkastisch und lächelte sie an. Anna erwiderte sein Lächeln, sie wussten beide, woran es lag.
„Kaffee?"
„Nein danke. Später. Ich möchte zuerst noch duschen.", sagte sie und ging in ihr Zimmer. Sie verrichtete ihre Morgentoilette, zog einen weissen Jumpsuits an, welches rückenfrei und die Hosen weit ausgeschnitten waren. Sie ging zurück in die Küche zu Steven und goss sich eine Tasse Kaffee ein.
„Nettes Outfit!", meinte Steven, der von der Zeitung aufsah. Anna ignorierte seine Bemerkung und fragte stattdessen, wie der ganze Tag ablaufen würde vor dem Ball.
„Wir werden uns am Nachmittag vorbereiten, um fünf sollten wir losfahren. Wir haben fast zwei Stunden Fahrt vor uns."
„Soweit?"
„Nun ja, wir sind hier im Süden und wir müssen ins Landesinnere."
„Alles klar. Zwei Stunden mit Bors im Auto. Herrlich!"
In diesem Moment hörte sie die Wohnungstür und Bors kam in die Küche.
„Hey meine Süsse, gut geschlafen?", fragte er und küsste sie.
„Herrlich.", antwortete sie ihm und lächelte ihn mit einer ihren falschen Lächeln an.
„Ich hatte gehofft, du würdest noch schlafen und ich könnte dich wecken. Andererseits hätte ich dich dann nicht nie in diesem fantastischen Outfit gesehen.", sagte Bors und bewunderte sie von oben bis unten. Seine Blicke zogen sie förmlich aus.
„Schade, dass wir keine Zeit haben. Ich hätte es dir so gern ausgezogen.", raunte er ihr ins Ohr und küsste sie am Hals.
„Ja, wie schade.", murmelte Anna und war darüber unheimlich erleichtert.
„Yuma sollte gleich kommen und dich in Schale werfen.", informierte Bors sie.
„Du hast Yuma Satõ engagiert?", fragte Steven, er schaute überrascht von der Zeitung hoch.
„Ja, er ist der beste Stylist von Hiyokuna und wir sind alte Freunde.", erklärte Bors.
„Du hast einen Stylisten extra für mich bestellt?", fragte Anna fassungslos.
„Natürlich, es ist dein erster Ball. Eine Frau sollte sich für solche Abendgesellschaften immer von einem Experten betreuen lassen.", sagte Bors selbstverständlich. Sein Handy klingelte und er nahm ab.
„Wunderbar, bring ihn hoch!"
Bors legte auf.
„Siehst du, er ist schon hier. Keine Angst Anna, du wirst Yuma lieben.", meinte Bors und ging ins Esszimmer, um Yuma in Empfang zu nehmen.
„Wieso sollte ich ihn lieben?", fragte Anna zu Steven. Steven faltete die Zeitung zusammen und stand auf.
„Du wirst schon sehen.", meinte er amüsiert und ging ebenfalls ins Esszimmer.
Anna seufzte, jetzt ging es los. Ab jetzt musste sie allen glaubhaft machen, dass sie Bors liebte. Sie holte tief Luft, bevor sie ins Esszimmer ging und kam gerade rechtzeitig. Ein asiatischer Mann, nicht grösser als sie, kam gerade herein. Er hatte kurze, schwarze Haare, die mit Gel nach oben gerichtet worden waren, die vorderen Haare waren deutlich länger und auf die rechte Seite frisiert. Er hatte eine Brille und sah sehr fit aus.
„Bors, altes Haus wie geht es dir?", begrüsste Yuma Bors und drückte ihn herzhaft.
„Es geht mir wunderbar, danke und dir?"
„Bestens, seit du in mein Geschäft investiert hast."
„Das freut mich, kannst du dich an Steven erinnern?", fragte Bors und zeigte auf Steven.
„Ach du meine Güte, bist du gross geworden Junge. Ist auch eine ganze Weile her, seit wir uns gesehen haben. Wie lange Bors?", plapperte Yuma und obwohl er schnelles Englisch sprach, verstand Anna alles. Sie verstand auch was Bors gemeint hatte. Yuma war stockschwul.
„Zehn Jahre mein Freund.", antwortete Bors.
„Zehn Jahre? Du meine Güte, das ist viel zu lange her. Aber was für ein Prachtkerl du geworden bist. Ich nehme an, du bist nicht schwul geworden?"
Steven lachte auf.
„Schön dich wieder zu sehen Yuma.", begrüsste ihn Steven.
„Yuma, darf ich dir meine Verlobte vorstellen.", sagte Bors, bot Anna seine Hand und sie kam lächelnd zu ihm. „Das ist Annalia Aubry."
„Du meine Güte, was für eine Schönheit Sie sind Annalia. Wo hat er Sie denn geklaut?", fragte Yuma und betrachtete sie. Für einen kurzen Augenblick gefror Anna ihr Blut in den Adern und ihr Blick schwankte zu Bors, der sich sichtlich anspannte.
„Nur ein Scherz!", gluckste Yuma vergnügt und lachte auf. Anna stimmte ihn sein Lachen mit ein, niemand merkte, dass es ein künstliches Lachen war.
„Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen Yuma.", sagte Anna ehrlich und reichte ihm die Hand. „Aber bitte nennen Sie mich Anna."
„Es mir ebenfalls eine Freude Anna."
Sie merkte wie Bors sich wieder entspannte.
„So Bors, wo kann ich mich mit ihr austoben?"
„Ich sage meinen Männern, sie sollen alles ins Gästezimmer bringen. Darf ich dir was zu trinken anbieten, bis alles bereit ist?"
„Aber gerne. Ein bisschen Wein ist immer gut.", sagte Yuma schelmisch und grinste Anna an.
„Geht doch schon einmal auf den Balkon, ich bringe den Rest.", schlug Steven vor.
„Kümmerst du dich um Yuma, meine Süsse?", fragte Bors Anna murmelnd. „Ich werde mich um sein Gepäck kümmern."
Anna nickte, er küsste sie kurz auf den Mund und ging aus dem Esszimmer.
„Ihr Beide seid so herzallerliebst!", meinte Yuma begeistert. Anna lächelte als wäre sie die glücklichste Frau der Welt. Sie brachte Yuma auf den Balkon und Yuma quasselte gleich los.
„Meine Güte, dass nenne ich eine Aussicht. Die Küste, das Meer und der Garten, einfach himmlisch!"
Bors und Steven kamen auf den Balkon, Steven hatte vier Gläser und eine Flasche in den Händen.
„Ich hoffe Prosecco ist dir auch genehm Yuma?", fragte Steven.
„Natürlich umso besser."
Bors kam zu ihr und legte ihr seinen Arm um ihre Taille. Anna unterdrückte den Drang, ihn wegzuschieben. Steven schenkte in alle vier Sektgläsern ein und überreichte jedem ein Glas.
„Stossen wir auf das glückliche Verlobungspaar an!", rief Yuma entzückt aus und hob sein Glas. Lächelnd hob Anna ihr Glas und schaute zu Bors hoch. Er schaute sie voller Liebe an und küsste sie dann.
„Ihr seid Beide zum Anbeissen. Man kann die Liebe zwischen euch förmlich greifen!", behauptete Yuma und Anna lächelte ihn an, wohlwissend, dass Yuma nur Bors Liebe spüren konnte.
„Ich dachte schon, Bors wird sich niemals binden.", plapperte Yuma weiter. „Der ewig begehrte Junggeselle. Und sieh dich einmal an Bors, so glücklich habe ich dich noch nie gesehen."
„Ja, ich habe mein Glück gefunden.", meinte Bors und schaute Anna liebevoll an. Anna schaute ihn ebenfalls an und hoffte sie schaue ihn genauso verliebt an, wie er sie.
„Das haben wir beide.", gab Anna an, dabei wurde sie nicht einmal rot bei dieser Lüge und Bors lächelte sie glückselig an.
„So Anna Schätzchen, wir sollten uns an die Arbeit machen. Du bist schon eine Schönheit, aber du sollst heute Abend atemberaubend sein. Nimm dein Glas mit. Verabschiede dich von deinem Verlobten, er wird die nächsten paar Stunden ohne dich auskommen müssen, denn die nächsten paar Stunden gehörst du mir."
„Natürlich.", sagte Anna und küsste Bors auf die Wange. „Bis später ihr beiden."
„Bis später Anna.", sagten Bors und Steven gleichzeitig. Yuma war schon im Wohnzimmer.
„Wo ist das Gästezimmer?", fragte er.
„Hier gleich rechts.", sagte Anna freundlich und zeigte ihm das Gästezimmer, das eigentlich ihr Zimmer war. Yuma schloss die Tür hinter Anna zu.
„Anna Schätzchen, ich werde dich so stylen, dass Bors den Kinnladen runterfällt, wenn er dich wieder sieht.", versicherte er ihr. „Ich habe dir ein paar Kleider mitgebracht. Bors hat mir dich bereits ein wenig geschildert und mir deine Grösse angegeben."
Es wunderte Anna nicht, dass Bors ihre Grösse kannte, schliesslich passte ihr jedes Kleid das im Schrank hing, wie angegossen. Yuma öffnete die Reisekleidersäcke, die auf dem Bett lagen. Ein schöneres Ballkleid als das andere kam zum Vorschein.
„Ich habe starke Farben ausgesucht, die Röcke sind aber nicht zu pompös, wie es bei den anderen sein wird. Wir wollen, dass du auffällst, aber es soll nicht zu viel sein. Was denkst du, das dunkelblaue, das rote oder glitzernd- königsrote?"
Yuma musterte sie und bevor Anna antworten konnte, plapperte er weiter.
„Ich denke, das glitzernd- königsrote Kleid wird es sein! Probiere es an. Ich bin im Bad und richte mich noch richtig ein, falls du mich brauchst Schätzchen."
Schon war er im Bad verschwunden. Anna seufzte, sie mochte Yuma, doch er war ein wenig anstrengend. Sie legte ihr Sektglas auf die Kommode und zog sich aus. Sie nahm das Ballkleid, es war schwerer als sie vermutet hatte und schlüpfte hinein. Es war ein wunderschönes Kleid. Das Oberteil war schulterfrei, die Träger waren an der Seite und es hatte einen dezenten Ausschnitt. Der Rock war aus Tüll und nicht sehr breit, darüber noch eine Schicht aus Spitze. Oben glitzerte es nur vor sich hin und nach unten wurde es immer dezenter, ansonsten war der Rest des Kleides königsrot.
„Yuma kannst du mir das Kleid zu schliessen?", fragte Anna laut.
„Aber natürlich Schätzchen."
Sie hörte wie Yuma hinter sie trat und ihr den Reissverschluss zuzog.
„Dreh dich um.", ordnete er sie an und sie drehte sich zu ihm um.
„Wow, Schätzchen! Das ist dein Kleid. Müssen wir gar nicht darüber diskutieren, ausserdem passt es dir wie angegossen."
„Es ist auch wunderschön.", meinte Anna und lächelte.
„Wunderbar, zieh es aus und zieh die passende Unterwäsche dazu an. Dann kümmere ich mich um deine Haare."
Yuma zog ihr den Reissverschluss auf und Anna zog das Kleid wieder aus, legte es vorsichtig aufs Bett. Widerstrebend zog sie die passende Unterwäsche an, welche aus einem trägerlosen roten BH und rotem Slip bestand. Beide waren aus Spitze und es zeigte eigentlich mehr als das es überhaupt verdeckte. Im Ganzen Leben würde Anna niemals so etwas freiwillig anziehen. Sie seufzte schwer, schlüpfte in den seidenen Bademantel und ging zu Yuma ins Bad. Das Bad war voller Koffer und vor dem Spiegel stand ein Stuhl.
„Setz dich Schätzchen, ich habe mit deinen Haaren noch einiges vor. Der letzte Friseur hat es nicht so gut gemeint mit dir."
Anna setzte sich auf den Stuhl und Yuma legte ihr einen Friseurumhang an.
„Ich werde dir oben die Haare etwas dunkler färben, unten bleibt es hell und ich werde den Haarschnitt ein wenig korrigieren müssen. Bist du einverstanden?"
„Ich habe volles Vertrauen in deinen Fähigkeiten Yuma. Bors sagte, du wärst der Beste.", antwortete Anna lächelnd.
„Der alte Charmeur!", sagte Yuma lachend, begann gleich ihre Haare zu schneiden und zu färben. Währenddessen plapperte er ununterbrochen, wie er Bors kennen gelernt hatte, wie erkannt hatte, dass er schwul sei und, und, und. Yuma war äusserst unterhaltsam und amüsant. Er steckte Anna mit seiner guten Laune an und so lachte sie aufrichtig über seine lustigen Geschichten. Während die Farbe in den Haaren wirkte, feilte und lackierte er ihre Nägel. Danach wusch er ihre Haare aus und schminkte ihr Gesicht. Er föhnte ihre Haare und verpasste ihnen eine Glamour- Welle.
„Anna Schätzchen, du bist für deinen ersten Ball fertig gestylt. Du musst nur noch in dein Ballkleid schlüpfen.", teilte Yuma ihr mit.
„Danke Yumi. Hilfst du mir beim Kleid?", fragte Anna.
„Klar Schätzchen!"
Sie gingen ins Schlafzimmer und Anna schlüpfte ins Kleid und Yumi zog ihr den Reissverschluss zu. Er legte ihr noch das zum Kleid gehörende Taillenband um und stellte ihr glitzernde Pumps hin. Anna schlüpfte in die Schuhe, die natürlich hervorragend passten.
„So, du bist fertig und... du siehst atemberaubend aus Schätzchen.", sagte Yuma und schluchzte ein wenig.
„Yuma ist alles in Ordnung?", fragte Anna verunsichert.
„Alles bestens Schätzchen, es rührt mich gerade, das ist alles. Ich meine, sieh dich im Spiegel an."
Anna ging zum Spiegel, sie hatte zwar vorhin die ganze Zeit in den Spiegel geguckt, aber sie hatte sich angewöhnt, sich selbst im Spiegel nicht mehr wirklich anzusehen. Sie blieb vor dem Wandspiegel stehen und sie musste zweimal hinsehen, bis sie sich selbst erkannte. Sie war sprachlos. War sie das im Spiegelbild? Sie sah so erwachsen aus und so... so schön. Ihre Augen waren im dezentem braun geschminkt, nur gegen den Lidwinkel hatte Yuma Glitzer verwendet. Ihr Gesicht sah makellos aus, ihre Lippen hatten ein natürliches Rot und ihre Haare hatten noch nie so glänzend und voluminös ausgesehen.
„Anna Schätzchen, alles in Ordnung? Gefällt es dir nicht?", fragte Yuma vorsichtig.
„Soll das ein Witz sein?", meinte Anna und löste sich von ihrem Spiegelbild. „Yuma ich habe noch nie so schön ausgesehen. Vielen Dank!"
„Ach was Schätzchen, du warst vorher schon bildschön. Ich habe dich nur perfektioniert.", meinte er und zwinkerte ihr schelmisch zu. „Wir sind auch rechtzeitig fertig geworden, meine Uhr sagt es ist kurz vor siebzehn Uhr."
„Ja, es ist Zeit.", sagte Anna leise. Erst jetzt kam der schwierige Teil, sie musste ihre Maske aufrecht erhalten.
„Hier noch für deine Lippen.", sagte Yuma und gab ihr ein Lipgloss. „Steck es dir in den Ausschnitt, dann brauchst du keine Tasche."
Anna tat wie geheissen.
„So, wir wollen Bors nicht mehr länger auf die Folter spannen.", meinte Yuma und nahm sie an die Hand. „Komm und hau deinen Verlobten aus den Socken!"
Er lachte und Anna lächelte ihn glücklich an. Sie hoffte jedenfalls, dass sie es tat.
Gemeinsam gingen sie aus dem Schlafzimmer, Bors wartete bereits im Wohnzimmer und erhob sich vom Sofa. Er blickte sie an und war sprachlos.
„Anna Süsse, du... du siehst... überwältigend aus.", stammelte Bors und schaute sie an, als gäbe es keine schönere Frau auf dieser Welt als sie.
„Seine Kinnlade ist auf dem Boden und du hast ihn aus den Socken gehauen. Anna Schätzchen, wir haben unsere Mission erfüllt.", sagte Yuma lachend und hob seine Hand zu einem High Five. Anna klatschte, mit einem künstlichen Lachen, ab und ging zu Bors. Er sah fantastisch aus in seinem dreiteiligen schwarzen Anzug. Nur das Hemd war weiss und erstaunlicherweise hatte seine Krawatte und Einstecktuch dieselbe Farbe wie ihr Kleid. Bors legte seine Hand um ihre Taille, zog sie eng zu sich und schaute ihr tief in die Augen. Blau traf auf Braun.
„Du bist so wunderschön, meine geliebte Anna.", flüsterte er und küsste sie innig. Anna machte mit und dachte nur, dass sie alles nur für Adrian tat. Yuma räusperte sich und Bors liess Anna widerwillig los. Anna drehte sich zu Yuma um.
„Vielen Dank Yuma. Es war mir eine grosse Freude, dich kennen zu lernen.", verabschiedete sie sich von ihm.
„Ich danke dir, es war mir eine noch grössere Freude."
Sie umarmten sich kurz.
„Geh bereits zur Eingangshalle, Steven wartet sicher schon. Ich muss nur noch kurz mit Yuma sprechen.", forderte Bors sanft und Anna nickte. Sie "schwebte" aus dem Wohnzimmer, durch die Küche ins Esszimmer, dort konnte sie es sich nicht verkneifen, sich einmal um sich selbst zu drehen und ihr Kleid zu bewundern, welches jede ihrer Bewegungen mittänzelte. Im Eingangsbereich wartete Steven tatsächlich, er erhob sich von der Couch und blickte sie mit grossen Augen an.
„Wow Anna, du siehst fantastisch aus!", sagte Steven überwältigt.
„Danke, du übrigens auch.", sagte Anna, nachdem sie ihn kurz in Augenschein genommen hatte. Auch Steven hatte einen dreiteiligen Anzug an. Seiner war aber dunkelblau und seine Weste, Krawatte und Anstecktuch waren in einem hellen Goldton. Er sah unverschämt gut aus.
„Kriegst du es hin?", fragte Steven besorgt.
„Steven, du hast mir alles beigebracht. Ich bin gut vorbereitet.", versicherte Anna leicht genervt, sie wurde selbst ein wenig nervös, aber einen verunsicherten Steven brauchte sie nicht.
„Da mach ich mir keine Sorgen. Ich meine das andere.", sagte Steven leise und Anna verstand. Ob sie es schaffen würde, die ganze Zeit Bors verliebt anzusehen? Sie musste es!
„Natürlich werde ich es hinkriegen, es geht hier um Adrians Leben!", antwortete sie leise, aber bestimmt. Die Wohnungstür ging auf und Bors kam mit einer Schatulle in der Hand heraus. Er lächelte Anna an und sie erwiderte sein Lächeln, auch wenn es ihre Augen nicht erreichten.
„Ich habe ein Geschenk für dich.", sagte Bors freudig und öffnete die Schatulle. Zum Vorschein kamen ein Collier und die dazu passenden Ohrringe. Es war feiner Diamantschmuck und die Steine glitzerten um die Wette.
„Sie sind wunderschön Bors, aber das kann ich nicht anziehen. Es sieht zu wertvoll aus.", meinte Anna ehrlich.
„Du bist wertvoller als jeder Diamant auf dieser Welt. Zieh es an und wenn du es verlierst, halb so schlimm.", sagte Bors liebevoll und Anna zog widerstrebend die Ohrringe an. Bors gab die Schatulle Steven und nahm das Collier heraus. Anna drehte ihm den Rücken zu, nahm ihre Haare zur Seite und Bors legte ihr die Kette an. Sie drehte sich wieder zu ihm um und lächelte ihn dankbar an.
„Hier noch das Wichtigste.", meinte Bors und holte aus seiner Hosentasche einen Ring hervor. Er nahm Annas rechte Hand und schob den Ring über ihren Ringfinger.
„Damit alle wissen, dass du mir gehörst!"
Anna betrachtete den Verlobungsring mit grossen Augen. Einen so grossen Diamanten hatte sie noch nie gesehen, geschweige denn getragen. Bors legte seine Finger um ihr Kinn und küsste sie zärtlich.
„Bors, wir sollten gehen. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.", sagte Steven unruhig. Bors liess von Anna ab und nickte. Steven öffnete die Tür, liess Bors und Anna zuerst raus und folgte ihnen nach. Bors bot Anna seinen Arm und Anna hakte widerwillig ein. Sie stiegen gemeinsam die Treppe runter, wo Jack sie bereits erwartete. Er trug ebenfalls einen Anzug, jedoch einen ganz einfachen, klassischen in Schwarz. Fabio, Mario und James standen hinter Jack, ebenfalls fein rausgeputzt.
„Euer Gnaden, es steht alles bereit.", informierte Jack Bors.
„Wunderbar. Wir fahren sofort los.", teilte Bors mit und nahm die schwarze Chiffon- Stola von Jack entgegen und legte sie um Annas Schulter. Sie verliessen das Haus und gingen zur Stretch Limousine. Während Steven bereits ins Auto stieg, hielt Bors Anna plötzlich zurück. Verwundert blickte Anna zu Bors hoch, der nach ihrem Kinn griff und seine hellblauen Augen wurden gefährlich dunkel.
„Ich warne dich nur einmal Anna! Wenn du irgendjemanden deine wahre Identität preisgibst oder nur ein Zeichen von dir gibst, dass du nicht freiwillig bei mir bist, wird Adrian deinen Fehler mit dem Leben bezahlen!"
Bors Stimme war leise, aber dafür umso bedrohlicher und liess die Warnung nur wirkungsvoller klingen. Anna wurde blass, nickte aber sofort, dass sie verstanden hatte.
„Ich brauche Jack nur ein Zeichen zu geben, ein Anruf und Adrian ist tot!", fuhr Bors mit seiner Drohung fort. Anna wurde noch bleicher und wieder nickte sie, so gut es ging, da Bors seinen Griff um ihr Kinn verstärkte.
„Sag es!"
„Ich habe verstanden!", flüsterte Anna sofort und fügte noch hinzu, um Adrian zu schützen. „Ich tue alles was du sagst! Ich habe es doch versprochen!"
Ein zufriedenes Lächeln erschien auf Bors Gesicht, dass auch ein wenig stolz zeigte.
„Ja, dass hast du!", erwiderte Bors zufrieden und küsste sie, jedoch nicht sanft, sondern besitzergreifend. Nach dem Kuss liess Bors sie endlich in die Limousine einsteigen. Steven hatte sich im vorderen Teil der Limousine gesetzt, während Anna und Bors im hinteren Teil blieben. Sogleich fuhren sie los. Anna blickte sofort aus dem Fenster, jedoch konnte sie wegen den getönten Scheiben kaum sehen, wo sie hinfuhren. Bors Drohung lag ihr immer noch in den Knochen und sie versuchte irgendwie sich zu beruhigen. Steven bemerkte, dass gerade vorhin etwas vorgefallen war und blickte stirnrunzelnd zu Bors. Bors Aufmerksamkeit aber galt der Champagnerflasche, die in der Limousine bereit stand, öffnete diese und schenkte in drei Gläser ein. Er überreichte Anna und Steven ein Glas und hob sogleich seines.
„Auf einen wunderschönen Abend!"
Anna und Steven stimmten mit ein, Anna jedoch durch den Schock der Drohung, stimmte eher zurückhaltender ein. Anna trank langsam, sie wollte keinen Fehler begehen, nur weil sie zu tief ins Glas geschaut hatte. Die Fahrt dauerte an und die meiste Zeit schwiegen sie, was Anna Zeit gab, sie von Bors Drohung zu erholen. Bors hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt und streichelte ihren Arm.
„Wir sollten bald da sein.", meinte Steven plötzlich. Anna spürte, wie sie nervös wurde. Sie durfte die Nerven nicht verlieren, es stand zu viel auf den Spiel. Bors bemerkte es.
„Sei nicht nervös Anna. Du wirst die Leute begeistern.", versicherte er ihr. Anna nickte und lächelte scheu. Die Schiebewand, die den Fahrer von ihnen trennte, glitt hinunter und Jack blickte zu ihnen nach hinten.
„Euer Gnaden, wir sind da. So wie es aussieht, hat es eine Menge Fotografen.", informierte Jack.
„Fotografen?", quickte Anna. „Davon habt ihr nie erzählt!"
„Keine Angst Anna. Folge einfach Bors und ignoriere die Fotografen.", beruhigte Steven sie und Anna nickte. Die Limousine hielt an und Anna atmete noch einmal tief durch.
„Bist du soweit, Geliebte?", fragte Bors sie sanft und blickte sie liebevoll an. Anna schaute ihn an und straffte die Schultern.
„Ja."
„Dann los."




Hallo meine Lieben :))))
Diesmal gab es ein Kapitel in zwei Teilen, das Kapitel wäre ansonsten auf Wattpad sehr lange geworden😅 Je nachdem wird dies wahrscheinlich öfters passieren, aber keine Angst, beide Teile werden dann gleichzeitig veröffentlicht.

Was denkt ihr, wird Annas erster Ball gut ausgehen? Wird sie alles so tun wie Bors es wünscht oder wird sie sich jemanden anvertrauen, wer sie wirklich ist?
Seid gespannt auf das nächste Kapitel am Dienstag. :)))

Eure D.F. Saillants

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt