Kapitel 21

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Die Wochen vergingen und Anna erholte sich langsam von ihrer Schussverletzung. Sie konnte wieder selbstständig essen und aufs Klo gehen, sowie gehen, wenn auch nur langsam. Die Geschichte, die Bors erfunden hatte, landete in allen Klatschpressen und Zeitungen. Anschlag auf den Duke of Shioko vereitelt oder Verlobte des Dukes of Shioko rettet ihrem zukünftigen Gatten das Leben, lauteten die Schlagzeilen. Bors war wie ausgewechselt, er war lieb, hilfsbereit und respektierte, dass sie Zeit brauchte. Er drängte sie zu nichts und ausser ein wenig Händchen halten und Küsse auf die Stirn berührte er sie kaum. Anna wusste, dass sich Bors Mühe gab, aber wäre er immer noch so lieb, wenn sie wieder vollständig genesen sein würde? Egal wie es sein würde, sie musste ihren Plan durchziehen. Die Zeit arbeitete für sie. Weil sie viel Zeit für ihre Genesung brauchte, konnte sie Bors glaubhaft vermitteln, dass sie ihm langsam traute und sich in ihn verliebte. Sie selbst hatte Zeit, in ihre jetzige Rolle zu schlüpfen und diese perfekt zu spielen, sodass Bors nie misstrauisch wurde. Steven hatte zu diesem Thema nichts mehr gesagt und schaute dem sogenannten Liebespaar missbilligend zu. Im Grossem und Ganzen war es eine harmonische Zeit auf dem Anwesen. Irgendwann fragte Anna Steven welcher Tag es sei, denn sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Als er ihr antwortete, dass heute der dritte Dezember sei und somit Adventszeit, war Anna bestürzt. War es wirklich schon so lange her, seit sie entführt worden war? Sie konnte es kaum glauben, das Wetter war immer noch recht sommerlich. Darauf meinte Steven, dass Hiyokuna nah am Äquator liege und deswegen der Winter immer sehr mild ausfiel.
Weitere zwei Wochen vergingen und Anna versuchte kein Trübsal zu blasen wegen den kommenden Weihnachtstagen ohne ihre Familie. Sie versuchte ihre Maske aufrecht zu erhalten und sich stattdessen darüber zu freuen, welche grosse Fortschritte ihre Genesung machte. Nach den täglichen Morgenübungen mit Steven, gingen sie gemeinsam in die Küche, Bors sass auf einem Barhocker an der Theke. Anna holte sich ein Glas Wasser, während Steven sich eine Tasse Kaffee machte.
„Wie waren die Übungen?", fragte Bors Anna und blickte von der Zeitung hoch.
„Gut, sogar sehr gut.", antwortete Anna lächelnd.
„Das ist wahr.", sagte Steven ebenfalls lächelnd. „Ich glaube, sie ist fast wieder fit. Sie sollte zwar nicht unbedingt tanzen, aber für das kaiserliche Weihnachtskonzert wird es bestimmt gehen."
„Wirklich?", fragte Bors und seine Miene erhellte sich vor Freude.
„Ja, es sind immerhin bald vier Monate her.", meinte Steven und trank aus seiner Tasse.
„Das ist grossartig, ich rufe gleich Kenshin an, dass wir doch kommen!", rief Bors begeistert aus und zückte sogleich sein Handy aus der Hosentasche.
„Wieso denn?", fragte Anna verwirrt und setzte sich neben Bors an die Theke.
„Wir feiern Weihnachten immer mit Kenshin.", antwortete Steven für Bors, da dieser schon am Telefon hing.
„Hallo Kenshin.", begrüsste Bors den Kaiser am Handy, stand auf und ging ins Wohnzimmer, um in Ruhe zu telefonieren.
„Ihr verbringt Weihnachten mit dem Kaiser?", sagte Anna verdutzt. „Hat er keine Familie?"
„Nicht wirklich, er hat noch einen Onkel aber sie mögen sich nicht.", erklärte Steven.
„Warum denn nicht?"
„Das weiss ich nicht so genau, ich vermute, weil sein Onkel schon immer scharf auf die Krone war."
„Deswegen feiert ihr mit ihm Weihnachten, damit er nicht allein ist?"
„Ja und damit wir nicht allein sind."
„Oh.", sagte Anna verlegen und merkte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Bors kam zurück und Anna konnte sich nicht erinnern ihn so glücklich grinsen gesehen zu haben.
„Kenshin freut sich sehr. Wir werden am dreiundzwanzigsten abends abreisen.", informierte Bors begeistert.
„Wie lange werden wir weg sein?", fragte Anna ihn.
„Ich denke, wir werden bis am zweiten Januar bleiben und mit Kenshin auf das neue Jahr anstossen."
„Da freut er sich sicher.", meinte Steven lächelnd.
„Ich gehe dann mal arbeiten.", sagte Bors gelassen, er drückte Anna einen sanften Kuss ins Haar zum Abschied. Anna lächelte ihm nach, bis er die Wohnung verlassen hatte.
„Ich werde auch gehen, ich muss die Geräte dem Krankenhaus zurückgeben.", gab Steven Anna Bescheid. „Wir brauchen sie nun nicht mehr. Wir sehen uns später."
„Bis später.", verabschiedete sich Anna von ihm und blieb allein in der Küche zurück. Sie ging auf den Balkon, um eine zu rauchen. Draussen war es angenehm frisch und sie beschloss nach der Zigarette, ein wenig im Garten zu spazieren. Sie zog noch schnell eine Jacke über ihr T-Shirt an und ging dann aus der Suite. Sie lief die Treppe vorsichtig hinunter, sie wollte sich nicht noch das Genick brechen, nur weil sie noch nicht gut Treppen hinunter steigen konnte. Im Garten fand sie Chris den Gärtner vor, der gerade den Pool reinigte, sie nickte ihm zu und er ihr. Sie lief zur Trauerweide und setzte sich auf die Bank unter den Baum. Sie dachte über Weihnachten nach und da fiel ihr ein, dass sie Bors unbedingt was schenken sollte, um ihre Rolle zu perfektionieren. Nur was? Was schenkte man einem Mann, der alles haben konnte. Vor allem aber, wie konnte sie ihm etwas kaufen, ohne dass er etwas davon mitbekam? Sie grübelte lange nach, bis ihr etwas in den Sinn kam was sie Bors schenken konnte. Aber sie würde Hilfe brauchen. Sie stand auf und ging wieder zurück zur Veranda, doch anstatt zurück in die Wohnung zu gehen, ging sie auf Bors Büro zu. Sie brauchte eine Telefonnummer und wenn er da wäre, müsste sie so oder so noch was mit ihm besprechen. Sie klopfte und trat ein, zu ihrer Überraschung war Bors nicht allein. Bors sass auf einem Sessel und auf dem anderen Sessel sass der Marquis von Callhahan.
„Oh verzeih mir, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.", sagte Anna verwundert und wollte wieder gehen.
„Nein Süsse, schon okay, bleib hier.", sagte Bors lächelnd und stand auf. „Du erinnerst dich an den Marquis James Callhahan?"
James stand nun ebenfalls auf, um sie zu begrüssen.
„Natürlich.", sagte Anna, schloss die Tür und ging auf James zu, um ihn zu begrüssen. „Es freut mich, Sie wiederzusehen James."
„Mich freut es ebenfalls, Sie wiederzusehen Anna.", begrüsste James sie und gab ihr einen Handkuss. „Umso mehr, da ich Sie völlig gesund sehe und ich Ihnen danken will."
„Weswegen denn?"
„Ohne Sie würde Bors wahrscheinlich nicht mehr leben. Sie haben sein Leben gerettet und dafür möchte ich Ihnen danken. Sie haben meinen vollen Respekt."
„Vielen Dank James, aber Sie müssen sich nicht bedanken. Ich hätte es mir selbst nie verziehen, wenn ich mich nicht vor Bors geworfen hätte.", sagte Anna lächelnd und schaute Bors liebevoll an. Er schaute sie ebenfalls liebevoll an. Wenn er nur wüsste, dachte sich Anna und lächelte still in sich hinein.
„Komm, setz dich Süsse.", forderte Bors sie liebevoll auf und wies auf das Sofa. Anna lächelte ihn dankbar an und setzte sich aufs Sofa. Bors setzte sich neben sie.
„Habt ihr den Attentäter eigentlich gefasst?", fragte James, als er sich ebenfalls wieder setzte.
„Nein, leider nicht.", antwortete Bors leicht knurrend. „Dieser Mann kann sich nur wünschen, dass ich ihn nie finde, denn ich würde ihm alle Knochen brechen!"
Anna schaute beunruhigt zu Bors, er schien plötzlich wütend zu sein und er machte ihr Angst.
„Ich frage mich immer noch, wer deinen Tod will.", sagte James nachdenklich.
„Ich habe mir in den schwarzen Geschäften damals viele Feinde gemacht.", meinte Bors.
„Das ist schon lange her und wenige wissen von deinem neuen Anwesen hier.", warf James ein. Anna konnte nicht glauben, dass James von Bors schwarzem Handel wusste. War er ebenfalls in diesem Geschäft verwickelt?
„Ich habe eine Theorie, aber keine Beweise.", offenbarte Bors. „Ich denke es war Lockwood, der jemand geschickt hat."
Niemand sagte etwas und Anna erinnerte sich an den schmierigen Duke.
„Wieso sollte ein Duke so etwas tun?", fragte Anna schliesslich.
„Weil Lockwood Bors hasst.", antwortete James. „An der Theorie ist was dran."
„Nur weil man jemanden nicht mag, tötet man diesen doch nicht.", meinte Anna verstörend und blickte Bors vorwurfsvoll an, dieser schwieg.
„Man weiss nie, was andere Menschen antreibt.", meinte James und schaute auf seine Uhr. „Ich sollte gehen, ich habe noch einen wichtigen Termin und will nicht zu spät kommen."
Er stand auf, Bors ebenfalls. Bors half Anna aufzustehen, aus niedrigen Sofas kam sie noch nicht allein hoch. James verabschiedete sich freundlich von Anna.
„Ich bringe dich hinaus.", sagte Bors und an Anna gerichtet. „Ich komme gleich wieder, Geliebte."
Anna nickte und die beiden Männer gingen hinaus. Schnell blickte sie zu Bors Schreibtisch, der Schreibtisch weckte in ihr schlimme Erinnerungen, doch sie schob diese schnell beiseite. Auf dem Schreibtisch lag fast nichts ausser Laptop, sein Handy, ein paar Kugelschreiber und leere Notizblätter. Perfekt, dachte sich Anna, alles was sie brauchte lag auf dem Schreibtisch. Sie nahm Bors Handy, suchte sich die Nummer heraus die sie brauchte und schrieb sie auf ein Blatt Papier auf, dann faltete sie das Blatt ein paar Mal zusammen und schob es in ihre Hosentasche. Sie schaute, ob alles wieder am richtigen Ort lag und ging dann zum Bücherregal, um gedankenlos über die Bücherrücken zu lesen. Sie hörte, wie Bors wieder ins Büro trat und sie schaute ihn lächelnd an, während er die Tür zuschloss.
„Tut mir leid wegen vorhin.", fing Bors an und ging zu ihr. „Ich sollte niemanden beschuldigen für etwas was nicht geschehen ist, aber zu meiner Verteidigung, Lockwood hasst mich wirklich."
Anna war überrascht, dass Bors dieses Thema anschnitt und dass er sich bei ihr entschuldigte.
„Und du hasst ihn.", merkte sie an.
„Ja."
„Wieso hasst er dich?", fragte sie ihn interessiert. Bors seufzte tief bevor er antwortete.
„Weil ich alles habe, was er haben will."
„Das wäre?"
„Respekt, Geld, Ansehen...dich!"
„Mich?", fragte Anna verwundert.
„Ja. Ich habe seinen Blick bemerkt."
„Mach dich nicht lächerlich, du siehst in jedem Mann eine Bedrohung."
„Das zu Recht, du bist einfach wunderschön und jeder Mann begehrt dich.", sagte Bors leise und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie blickten sich in die Augen. Blau traf auf Braun.
„Das meinst du nur weil du mich liebst.", flüsterte Anna und konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden.
„Schon möglich, aber ich sehe wie die anderen Männer dich ansehen und ich kann ihre Blicke deuten.", flüsterte Bors zurück. Er streichelte sanft ihr Gesicht.
„Und wieso hasst du ihn?", fragte sie leise.
„Weil er versucht alles zu zerstören was meine Familie aufgebaut hat.", erklärte Bors grimmig. Er wandte sich von ihr ab und ging zu seinen Schreibtisch.
„Verstehe.", murmelte Anna und wechselte das Thema. „Ich wollte dich eigentlich um etwas bitten."
„Um was willst du mich bitten?", fragte Bors gelassen, während er sich auf seinen Bürostuhl setzte. Anna ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich dann dagegen.
„Während Weihnachten sind wir weg und ich wollte dich fragen, ob was dagegen spreche, dass Vanessa, Luljeta und Sonja zusammen im Herrensalon Weihnachten feiern?", fragte Anna vorsichtig und fügte noch hinzu. „Und vielleicht noch mit Adrian?"
Es war das erste Mal seit dem Vorfall, dass Anna Adrian wieder erwähnte und sie hoffte, Bors würde nicht gleich durchdrehen. Seine Miene verfinsterte sich und Anna befürchtete schon das Schlimmste.
„Wieso sollte ich das zulassen?", fragte er mit harter Stimme.
„Weil es Weihnachten ist und sie sonst allein sind. Sie können nicht bei ihrer Familie sein.", sagte sie sanft. Bors schwieg und Anna wartete, dass er etwas sagte.
„Du kannst auch nicht bei deiner Familie sein.", sagte Bors leise und blickte zu ihr auf.
„Ja schon, aber ich habe dich.", erwiderte Anna immer noch sanft. „Und Steven."
Bors sah sie an und nach einer Weile seufzte er schwer.
„Also gut, deine Freundinnen sollen zusammen Weihnachten feiern...mit Adrian."
„Danke Bors.", bedankte sich Anna von Herzen und lächelte ihn freudig an. „Ich wusste, du hast ein gutes Herz. Ich lasse dich jetzt weiterarbeiten."
Sie küsste ihn auf die Wange zum Abschied und Bors lächelte sie an. Sie ging aus dem Büro und lächelte in sich hinein. Sie hatte gelernt genau das zu sagen was Bors hören wollte und somit war er leicht zu manipulieren. Wieso hatte sie diese Tatsache nur nicht vorher erkannt? Sie ging auf die Suche nach Rick, er würde ihr sicher beim Geschenk helfen. Sie fand ihn in der grossen Küche und auf einen Wink von ihr kam er heraus. Sie ging mit ihm in den Herrensalon, wo sie ungestört reden konnten.
„Ich brauche Ihr Handy, damit ich Bors ein Geschenk organisieren kann.", erklärte sie ihm. Rick blickte sie kritisch an, zog aber dann sein Handy aus seiner Hosentasche.
„Ich bleibe aber im Raum und höre zu.", beharrte Rick, als er ihr das Handy überreichte. Anna nickte, nahm das Blatt Papier aus ihrer Hosentasche und wählte die Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen.
„Kaiserliche Hoheit, hier ist Annalia Aubry."
„Miss Aubry, was für eine Überraschung.", tönte Kenshins Stimme an der anderen Ende der Leitung und Anna konnte seine überraschte Stimme deutlich erkennen.
„Ich hoffe, ich störe Ihre kaiserliche Hoheit nicht bei einem wichtigen Termin?"
„Nein, nicht wirklich. Wie kann ich Ihnen helfen Miss Aubry."
„Ich hatte noch keine Zeit, mich um ein Geschenk für Bors zu kümmern und jetzt hatte ich die Idee, ihm ein paar Fotos von mir zu schenken. Nur kann ich kaum einen Fotografen ins Haus bestellen ohne dass es Bors bemerkt, ausserdem kenne ich keinen Fotografen."
„Das ist eine wundervolle Idee und ich verstehe Ihr Dilemma. Ich werde mich darum kümmern, einen Fotografen zu engagieren, der Euch fotografiert, sobald Ihr bei mir seid."
„Vielen Dank kaiserliche Hoheit, Sie haben mir wahnsinnig geholfen.", bedankte sich Anna glücklich.
„Ich helfe Ihnen doch gerne Miss Aubry. Dann sehen wir uns in einigen Tagen."
Sie verabschiedete sich höflich und beendete das Gespräch, dann gab sie Rick das Handy zurück.
„Vielen Dank Rick, Sie waren mir eine grossen Hilfe.", bedankte sich Anna.
„Kein Problem, es freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte und es freut mich, dass Sie und der Boss sich gefunden haben.", meinte Rick und ging hinaus. Anna schaute ihm nachdenklich nach, die Männer glaubten tatsächlich sie würde ihren Boss lieben. Wieso auch nicht, dachte sie sich, durch die Genesung ihrer Schusswunde hatte sie genügend Zeit gehabt in die Rolle der Verlobten zu schlüpfen. Sich an den Gedanken zu gewöhnen, ihn anzulächeln, ihn zu berühren, seine Berührungen anzunehmen, ohne dass ihr gleich schlecht wurde. Mit ihm zu reden, ohne dass ihr böse Worte über die Lippen kamen. Ja, sie beherrschte ihre Rolle perfekt und das war gut so. Ihr Plan war auf dem besten Weg zu funktionieren.
So vergingen die nächsten paar Tage und am Tag der Abreise packte Anna ihren Koffer, was sie ziemlich anstrengend fand. Sie musste sich genau überlegen was sie in diesen Tagen anziehen wollte und die dazu passende Unterwäsche, Schuhe und Accessoires mitnehmen. Nach dem frühen Abendessen fuhren sie los. Zu Annas Verwirrung warteten neben der Limousine noch zwei andere Wagen.
„Wieso fahren wir mit drei Autos los?", fragte sie Bors, als er ihr die Autotür offen hielt.
„Das ist zu unserer Sicherheit. Nick ist unser Chauffeur und Jack wird vorne mitfahren. Rick und Fabio fahren im vorderen Wagen, Mario und Ma-Long im hinteren Wagen. Sie sind alle unsere Bodyguards."
„Dann muss ich mich von keiner Kugel fürchten.", meinte Anna sarkastisch und stieg ein, Bors folgte ihr.
„Sehr witzig!", murrte Bors leicht verärgert, schloss die Autotür hinter sich zu und sie fuhren los.
„Ich meine ja nur, du übertreibst es mit der Geschichte.", versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
„Es muss aber glaubhaft wirken.", meinte Bors immer noch leicht verärgert. „Steven ist sicher gleicher Meinung."
„Oh nein, bin ich nicht.", erwiderte dieser. „Denn ich finde, du hättest irgendeine andere Geschichte erfinden können."
„Was soll ich sagen, ich kann die Vergangenheit nicht ändern und ihr auch nicht!", knurrte Bors wütend.
„Ist schon okay Bors, ich habe es nur als Witz gemeint und wie du gesagt hast, es ist Vergangenheit.", beschwichtigte Anna ihn. „Tut mir leid, dass ich davon angefangen habe."
Sofort verschwand seine Wut und er nahm ihre Hand in seine, küsste ihren Handrücken.
„Sei dir verziehen.", murmelte er und lächelte sie an, diese erwiderte sein Lächeln.
„Wie lange fahren wir?", wollte Anna wissen.
„Sechs bis sieben Stunden etwa.", antwortete Steven auf ihre Frage. „Du kannst es dir ruhig gemütlich machen."
Anna seufzte und lehnte sich zurück, sie war nicht gerade begeistert, sieben Stunden im Auto sitzen zu müssen, auch wenn es in einer noch so luxuriösen Limousine war. So fuhren sie in Richtung Hauptstadt, die meiste Zeit schwiegen sie. Bors schaute aus dem Fenster, während Anna und Steven ein Buch lasen. Sie waren etwa schon fünf Stunden unterwegs, als Steven sein Buch zur Seite legte und Bors eine Weile beobachtete.
„Hast du dich entschieden wegen der Kandidatur?", fragte Steven plötzlich. „Kenshin wird deine Entscheidung in den nächsten Tagen erwarten."
Bors seufzte und schaute Steven an, Anna legte ihr Buch zur Seite. Sie wollte zuhören.
„Entscheidung kann man es nicht nennen. Kenshin verlangt meine Kandidatur für den Grossen Rat, auch wenn er es nicht so direkt gesagt hat."
„Wieso willst du nicht kandidieren?", fragte Anna höchst interessiert. „Hast du Angst, dass du nicht gewählt wirst?"
„Nein, das ist es nicht Süsse.", antworte Bors und lächelte sie sanft an. „Wenn ich kandidiere, werde ich mit höchster Wahrscheinlichkeit gewählt."
„Woran liegt es dann? Ist es nicht eine grosse Ehre, in den Grossen Rat gewählt zu werden?", hakte Anna nach.
„Das ist es, aber ich habe nie nach dieser Ehre gestrebt, ausserdem würde es unser aller Leben verändern."
„Tut mir leid, dass verstehe ich nicht ganz.", sagte Anna leicht verwirrt über seine letzte Bemerkung.
„Damit meine ich, dass wir nicht mehr gleich leben könnten. Im Grossen Rat zu sein ist ein Fulltime-Job, ich könnte meinen Geschäften nicht mehr nachgehen, das heisst, dass ich meine Aufgaben als Duke und meine Arbeiten Steven übergeben müsste. Das wird für Steven eine grosse Umstellung sein und du, als meine zukünftige Ehefrau, müsstest mich an jede Veranstaltung begleiten. Wir wären noch mehr in der Öffentlichkeit als wir es ohnehin schon sind. Wir könnten nicht mehr das zurückgezogene Leben geniessen das wir haben und das wichtigste, ich hätte keine Zeit mehr für dich oder zumindest nicht mehr so viel wie ich es wünschte."
„Der Preis für Ehre und Dienst gegenüber dem Vaterland!", meinte Steven sarkastisch. „Aber egal wie du dich entscheidest, ich stehe hinter dir Vater."
Bors nickte, sagte aber nichts und schaute wieder nachdenklich aus dem Fenster.
„Und wie wirst du dich entscheiden?", fragte Anna, nach ein paar schweigenden Minuten. Bors schaute sie an, nahm ihre Hand in seine und streichelte sanft ihren Handrücken.
„Ich werde wohl kandidieren müssen, alles andere wäre Verrat gegen meinen Freund und Kaiser. Ich kann ihn anlügen, aber nicht verraten!", gab Bors seine Entscheidung bekannt.
„Ist das beschlossene Sache?", fragte Steven mit fester Stimme.
„Ja, meine endgültige Entscheidung.", antwortete Bors und seufzte als er zu seinem Ziehsohn blickte. „Es tut mir leid Steven, ich weiss, du hast gehofft ich würde mich anders entscheiden."
„Nein, ist schon gut. Ich sagte, ich stehe hinter dir, egal welche Entscheidung du triffst und das tue ich auch.", beharrte Steven, doch Anna konnte den unglücklichen Ausdruck in seinem Gesicht sehen.
„Und du meine Süsse? Was meinst du?", fragte Bors sie plötzlich.
„Ich glaube es wird mir nicht sonderlich behagen, da alles sehr neu ist für mich.", meinte Anna langsam und überlegte ihre nächste Worte genau. „Aber ich bin deine Verlobte und als diese werde ich hinter dir stehen."
„Danke Liebste.", flüsterte Bors und blickte sie liebevoll an. Anna lächelte zurück, konnte aber im Augenwinkel sehen wie Steven die Augen verdrehte.
Kurz vor zwölf trafen sie in Tschibu, der Hauptstadt ein und es dauerte nochmals eine dreiviertel Stunde, bis sie den Kaiserpalast erreichten. Anna war noch nie in einer so grossen Stadt gewesen und schaute sich die Lichter der Stadt voller Staunen an. Als sie den Palast erblickte, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es war ein atemberaubendes Gebäude. Der Palast war in traditioneller japanischer Architektur erbaut und wurde von allen Seiten hell erleuchtet. Nachdem sie das Tor passiert hatten, hielten sie vor dem grossen Eingang des Palastes. Jack öffnete ihnen die Autotür und sie stiegen aus. Sie nahmen die wenigen Stufen hinauf, wo ein Butler sie bereits erwartete. Dieser begrüsste sie freundlich und leicht versnobt, bevor er sie hinein geleitete. Drinnen klappte Annas Mund nach unten, die Innenausstattung war überwältigend. Alles war luxuriös eingerichtet worden, im englischen und japanischen Stil. Die Einrichtung mit den verschiedenen Stileinrichtungen verschmolz, was bei diesen unterschiedlichen Kulturen nicht selbstverständlich war, zu einem harmonischem Ganzen, sodass sich Anna in eine andere Welt versetzt fühlte. Obwohl sie sehr elegant angezogen war und wusste, dass die Kleider, die sie trug sehr teuer waren, fühlte sie sich in diesem prunkvollen Palast fehl am Platz. Der Butler führte sie in einen grossen Salon, wo ein herrlicher Weihnachtsbaum stand.
„Seine kaiserliche Hoheit wird sicherlich bald erscheinen.", sagte der Butler mit näselnder Stimme. „Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas anbieten?"
„Einen Whisky bitte.", sagte Bors. „Anna, für dich auch einen?"
„Gerne.", antwortete Anna, obwohl sie dieses Getränk nicht sonderlich mochte und liess den Blick erneut durch den riesigen Salon schweifen. Ihr Blick blieb bei einem grossen Gemälde hängen, das einen stattlichen Mann mit einer wunderschönen Frau zeigte.
„Das sind Kenshins Eltern.", erklärte Bors und überreichte ihr ein gefülltes Whiskyglas.
„Danke.", sagte Anna und wollte ihn gerade über Kenshins Eltern nachfragen, als Kenshin eintrat.
„Hallo zusammen, wie schön, euch alle zu sehen!", begrüsste der Kaiser sie freudig und Bors ging auf ihn zu.
„Wie war eure Reise?", fragte Kenshin während er Bors und Steven freundschaftlich umarm.
„War angenehm, danke.", antwortete Bors.
„Annalia, schön Sie wieder gesund zu sehen!", begrüsste Kenshin Anna.
„Schön, Sie wieder zu sehen, kaiserliche Hoheit.", erwiderte Anna seine Begrüssung und wollte den Hofknicks machen, doch Kenshin hielt sie zurück.
„Bitte, wir sind unter der Familie. Kein höfisches Benehmen, davon hab ich mehr als genug und nennen Sie mich Kenshin."
„Gerne."
„Ich bin mehr als nur froh, dass Ihr wieder genesen seid und wir alle miteinander Weihnachten feiern können. Ich hatte schon befürchtet, die Feiertage allein im Palast verbringen zu müssen.", erzählte Kenshin und setzte sich auf einen der antiken Sofas. Bors und Anna setzten sich gegenüber des Kaisers, während sich Steven auf einen Sessel setzte.
„Sie wären sicher einsam in diesem Palast gewesen, auch wenn dieser noch so schön ist.", bemerkte Anna mitfühlend.
„Der Palast gefällt Ihnen, wie ich sehe. Ich kann Ihnen morgen gerne die Räumlichkeiten zeigen.", schlug Kenshin vor, der ihre Worte richtig gedeutet hatte. „Auch der Garten, der ist in jedem Fall sehenswert."
„Das wäre fantastisch!", äusserte sich Anna voller Begeisterung und blickte rasch zu Bors. War es für ihn in Ordnung, wenn sie mit Kenshin allein war? Doch Bors schien völlig entspannt zu sein und schien keine Einwände zu haben.
„Es wäre mir eine Ehre, von Ihnen den Palast und Garten gezeigt zu bekommen.", fügte sie noch hinzu.
„Das wäre dann beschlossene Sache!", meinte Kenshin, stand auf und goss sich einen Drink bei der Bar ein.
„Möchte sonst noch jemand etwas?", fragte er, als wäre es selbstverständlich, dass der Kaiser seine Gäste bediente. Für Anna war es die beste Möglichkeit, sich zurückzuziehen, ohne unfreundlich zu wirken.
„Für mich nichts, vielen Dank. Ich würde mich gerne schon hinlegen. Ich bin immer noch nicht so fit wie ich es einmal war.", informierte sie die anderen und stand langsam auf. „Ausserdem habt ihr bestimmt noch was zu besprechen."
„Natürlich, ich rufe nach Kanaye, er ist mein oberster Butler, er wird Euch in euer Zimmer geleiten. Das Gepäck wurde bestimmt schon nach oben gebracht.", meinte Kenshin und rief sogleich nach seinem Butler, während Anna Steven eine gute Nacht wünschte.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Bors leise, sodass nur sie ihn hören konnte.
„Alles in Ordnung, ich bin einfach müde.", antwortete sie ihm genauso leise.
„Soll ich dich begleiten?"
„Nein, bleib du nur hier. Ich komme schon klar."
„Na gut, ich komme sicher bald nach.", murmelte Bors und hauchte ihr einen Kuss ins Haar. Anna lächelte ihn liebevoll an, wünschte allen erneut eine gute Nacht und folgte Kanaye, der bereits erschienen war, zu ihrem Zimmer. Kanaye führte Anna die Treppe hinauf, ganze zwei Stockwerke, sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Denn obwohl Kanaye bereits auf die sechzig zuging, war er ziemlich flott unterwegs. Oben angekommen, hielt sich Anna mit einer Hand an ihrem Bauch, sie war ausser Atem und ihre Wunde schmerzte.
„Milady, alles in Ordnung?", fragte Kanaye besorgt und Anna nickte.
„Ist es noch weit?", fragte Anna ausser Atem.
„Nein Milady, es ist gleich die Tür am Ende des Ganges."
„Danke. Bitte holen Sie Steven.", ordnete sie den Butler an, dieser schaute sie jedoch verwirrt an.
„Holen Sie den Viscount bitte!", bat Anna, als ihr klar wurde, dass der Butler die Gäste nicht mit Vornamen kannte. Kanaye nickte und eilte die Treppe herunter. Schweratmend steuerte Anna auf das ihr zugewiesene Zimmer zu. Irgendetwas stimmt mit meiner Wunde nicht, dachte Anna und öffnete die Tür des Schlafzimmers. Es war eine kleine Suite, es gab ein kleines Wohnzimmer und ein grosses Schlafzimmer, doch sie achtete nicht darauf oder auf die Einrichtung, sondern schleppte sich zum grossen Bett und legte sich hin. Sie musste nicht lange warten, bis Steven erschien. Er trat mit besorgtem Blick ein, gefolgt von einem besorgtem Bors und Kenshin.
„Was ist los Anna?", fragte Steven sofort.
„Ich weiss nicht, die Wunde schmerzt.", antwortete sie ihm.
Steven setzte sich neben ihr an den Bettrand uns schob ihr Oberteil so weit nach oben, dass er die Wunde untersuchen konnte. Bors setzte sich oberhalb des Bettes und streichelte sanft ihr Haar. Anna fühlte sich unbehaglich, Bors hatte ihre Wunde noch nie gesehen, ebenso Kenshin. Dazu kam, dass sie sich irgendwie ganz nackt fühlte. Anna schaute zu Bors hoch, er lächelte sie an, doch sie konnte Schmerz und Schuld in seinem Blick sehen, als er ihre Wunde sah. Nicht dass sie es sie kümmerte, dass er so empfand.
„Hat sich die Wunde entzündet?", fragte Kenshin besorgt und trat näher ans Bett, um die Wunde sehen zu können. Steven tastete ihren Bauch ab und Anna zuckte leicht vor Schmerz zusammen.
„Nein, die Wunde ist völlig in Ordnung.", sagte Steven erleichtert. „Wie schnell bis du die Treppe heraufgelaufen?"
„Ziemlich schnell, ich bin Kanaye hinterher geeilt.", antwortete Anna.
„Das habe ich mir gedacht, du musst vorsichtiger sein.", sagte Steven vorwurfsvoll. „Die Wunde hat geschmerzt, weil du deinem Körper zu viel zugemutet hast. Es dauert nun mal eine Weile, bis du wieder vollkommen genesen bist."
„Also nicht Schlimmes?", fragte Bors beruhigt.
„Nein.", meinte Steven und wandte sich wieder Anna zu. „Ich gebe dir eine schmerzstillende Salbe für die Wunde, dann gehst du schlafen und morgen ist alles wieder in Ordnung."
Während sie nickte, schweifte ihr Blick zu Kenshin, sein Blick war auf ihre fast verheilte Wunde geheftet. Seine Miene war eisern und sein Blick starr auf die Wunde fixiert, als ob er wusste, dass etwas nicht stimmte.
„Ich bin froh, dass es nichts Schlimmes ist.", meinte Bors erleichtert. „Kenshin und ich gehen wieder. Gute Nacht meine Süsse."
Er küsste sie auf die Stirn und lächelte sie an.
„Gehen wir Kenshin?", fragte Bors und der Kaiser riss sich von Annas Wunde los.
„Natürlich, ruhen Sie sich aus Annalia."
Kenshin lächelte sie sanft an, bevor er sich von ihr abwandte und beide Männer gingen hinaus.
„Ich hole die Salbe.", sagte Steven und ging ebenfalls hinaus, wenige Minuten später war er wieder da. Anna hatte sich in der Zwischenzweit an den Rand des Bettes aufgesetzt. Steven gab ihr die Salbe und sie strich vorsichtig ihre Wunde damit ein. Steven verhielt sich merkwürdig still, nach Annas Geschmack.
„Ich könnte eine Zigarette gebrauchen. Rauchen wir eine?", fragte sie vorsichtig.
„Können wir, wenn du dazu in der Lage bist.", meinte Steven achselzuckend.
„Ich denke schon, ausser ich müsste wieder zwei Stockwerke hoch rennen.", versuchte sie zu witzeln. Steven reagierte nicht auf ihren Witz, was er normalerweise immer tat, er ging ins Wohnzimmer, öffnete das Fenster zum Balkon und trat hinaus. Langsam stand Anna auf und folgte ihm nach draussen. Es war ein kleiner Balkon, ausser einem kleinen Tisch und zwei Stühlen war der Balkon leer. Steven gab ihr Zigarette und Feuerzeug, Anna bedankte sich und zündete ihren Glimmstängel an.
„Was ist los Steven?", fragte Anna, nachdem sie zwei Züge genommen hatte.
„Nichts!", murmelte Steven und blickte starr über die Dächer Tschibus.
„Ich meinte einmal von dir gehört zu haben, dass du mich nie anlügen würdest!"
Ihr Ton war schärfer als sie es beabsichtigt hatte, aber es verletzte sie, dass Steven nicht mit ihr reden wollte.
„Das ist wahr, aber es ist nicht Schlimmes.", meinte Steven. „Es ist nur...ich schäme mich dafür."
„Wofür könntest du dich schämen?"
„Dass ich mit dem Gedanken spiele, wegzugehen."
Seine Worte trafen Anna wie Steine, sie liess sich jedoch nichts anmerken.
„Seit Bors die Entscheidung gefällt hat zu kandidieren, will ich am liebsten weg.", fuhr Steven fort. „Obwohl ich weiss, dass ich meinen Vater und vor allem dich im Stich lassen würde, ist der Gedanke immer noch da."
„Du willst von deinen Pflichten davonlaufen!", merkte Anna leise an.
„Ja.", gab Steven zu und liess beschämend den Blick sinken. „Ich wusste, dass ich irgendwann diesen Pflichten nachgehen müsste, aber nicht so früh. Ich dachte, vielleicht in zehn Jahren. Ich wollte immer nur Arzt sein, Chirurg und Menschen retten. Sonst nichts."
Anna wusste nicht was sie sagen sollte, sie drückte ihre Zigarette aus und fand schliesslich die richtigen Worte.
„Wenn du wirklich gehen willst, dann geh. Ich verstehe dich und Bors... nun Bors wird vielleicht zuerst wütend sein, aber er wird es bestimmt akzeptieren. Du musst dich über nichts schämen."
Steven lächelte sie an und plötzlich umarmte er sie fest.
„Danke!", flüsterte er.
„Kein Problem.", flüsterte sie zurück und erwiderte seine Umarmung, dann liess er sie wieder los.
„Ich sollte gehen, sonst machen sich die zwei unten noch Gedanken. Gute Nacht Kleines!"
Dann war er auch schon weg. Anna schaute noch eine Weile über die Dächer der Stadt und hoffte, dass Steven bleiben würde. Sie war sich sicher, trotz dem was sie gesagt hatte, würde Stevens Pflichtgefühl siegen. Müde ging sie zurück ins Schlafzimmer, zog sich aus und zog ein Negligé aus dem Koffer. Sie wollte sich gerade ins Bett legen, als ihr ein zweiter Koffer am anderen Ende des Zimmers ins Auge stach. Verwirrt blickte sie auf das Gepäckstück, als es ihr dämmerte, dass es Bors Koffer war. Plötzlich musste sie sich am nächsten Möbelstück festhalten. Der Gedanke an Bors mit ihr im Bett, liessen ihre Knie zittern und ihren Bauch rumoren. Den Fluchtinstinkt, den sie seit Monaten unterdrückte, wurde stärker und gewann fast überhand. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Sie tat es solange bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte, erst dann öffnete sie wieder die Augen. Sie fixierte das Bett, packte ihren ganzen Mut zusammen und legte sich in das King Size Bett. Ihr Herz raste vor Angst und sie betete, dass sie einschlief, bevor Bors ebenfalls ins Zimmer kam.



Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt