Kapitel 20 Teil 1

689 20 2
                                    

Anna schlief tief und lange an diesem Morgen und sie erwachte zu ihrer Erleichterung allein auf. Sie stand langsam auf. Sie fühlte sich schlecht und sie hatte Bauchschmerzen. Im Augenwinkel bemerkte sie einen Fleck auf dem Laken und schaute genauer hin. Sie erstarrte, als sie den roten Fleck auf dem Laken sah. Es dauerte einen Moment, bis sie realisiert hatte, dass sie nun ihre erste Blutung gekriegt hatte. Dann dauerte es noch einen weiteren Moment, bis sie verstand, dass sie nun schwanger werden könnte. Sie musste dringend mit Steven reden, sie brauchte die Pille. Fast wäre sie nackt aus dem Schlafzimmer gerannt, bemerkte es aber doch noch und sie zog ihre gestrige Unterwäsche an. Da sie nicht das Ballkleid anziehen konnte, wickelte sie sich in ein Badetuch aus Bors Badezimmer und verliess das Schlafzimmer. In der Küche war niemand, auch im Wohnzimmer war niemand zu sehen. Anna durchquerte den Raum und sah dann Bors und Steven auf dem Balkon. Schnell huschte sie in ihr Zimmer und suchte im Bad nach Damenhygiene. Als sie fündig wurde, duschte sie und zog sich danach an. Sie hoffte, Steven allein vorzufinden als sie das Zimmer verliess. Natürlich hatte sie kein Glück. Zwar war Steven allein auf dem Balkon, aber er telefonierte gerade und Bors sass auf einen der Sofas im Wohnzimmer. Das hiess, sie musste zuerst Bors abwimmeln. Bors blickte lächelnd von der Zeitung hoch und stand auf.
„Guten Morgen oder soll ich dir bereits einen schönen Nachmittag wünschen.", begrüsste Bors sie freundlich, ging zu ihr und küsste sie sanft. „Du hast lange geschlafen."
„Es war gestern auch ein sehr langer Tag.", meinte Anna und befreite sich aus seiner Umarmung. Sie lief in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee. Sie musste unbedingt mit Steven reden. Bors war ihr gefolgt und beobachtete sie von der Küchentheke aus. Anna hasste es, tat aber so als würde sie es nicht bemerken.
„Machst du dir nur Kaffee oder willst du noch frühstücken?", fragte Bors und Anna schaute ihn irritiert an.
„Ich frage, weil Thomas uns in ein gutes Sonntagsessen kocht und es in ein paar Stunden bereit ist."
„Ich nehme mir nur einen Kaffee.", informierte Anna ihn und wandte sich der Kaffeemaschine zu.
„Wunderbar. Es gibt nämlich leckere Lammkoteletts.", teilte Bors ihr freudig mit und ging zurück ins Wohnzimmer. Anna seufzte, dieses Gespräch hatte sie echt nicht gebraucht. Sie wollte nur mit Steven reden, er musste ihr die Pille geben. Sonst würde sie von Bors schwanger werden. Bei dem Gedanken wurde ihr leicht schlecht und ihre Bauchschmerzen wurden schlimmer. Sie nahm ihre Tasse Kaffee und ging auf den Balkon hinaus, zu ihrer Erleichterung hielt Bors sie nicht mehr auf.
„...du sagst, sie hätte es getan. Ich möchte zuerst auch noch ihre Version hören!", sprach Steven auf Englisch in sein Handy und lächelte Anna an. Anna erwiderte sein Lächeln nicht, setzte sich auf einen der Stühle und nahm sich eine Zigarette aus dem Päckchen, das auf dem Tisch lag. Steven runzelte die Stirn.
„Genug! Ich werde morgen vorbeikommen und mich selbst darum kümmern. Du wirst gar nichts mehr unternehmen!", sprach Steven entschieden und beendete das Gespräch. Er seufzte und fuhr mit der Hand durch sein Haar.
„Probleme?", fragte Anna und trank einen Schluck Kaffee.
„Ja, leider. Auf meinem Anwesen, aber was mit dir?", fragte Steven besorgt und setzte sich gegenüber von Anna. Sie blickte ihn an, schaute über die Schulter zu Bors, der wieder in seine Zeitung vertieft war.
„Ich habe meine Blutung gekriegt.", sagte sie leise verzweifelt. „Du musst mir die Pille geben."
„Ganz ruhig Anna!", beruhigte Steven sie. „Es war klar, dass es irgendwann soweit ist. Ich werde dir aber keine Pille geben. Ich..."
„Was?", flüsterte Anna entsetzt. „Du hast gesagt, du würdest sie mir geben!"
Ihre Stimme wurde lauter und Panik setzte sich in ihrer Brust fest.
„Anna, beruhige dich und lass mich ausreden!", sagte Steven leise. „Ich habe eine bessere Lösung als die Pille."
„Das wäre?"
„Ich wollte dir zuerst die Pille geben, da du aber jeden Tag ans Einnehmen denken musst und auch noch aufpassen solltest, dass Bors es nicht sieht, habe ich mir gedacht, die Hormonspritze wäre eine bessere Lösung."
„Was ist das? Ich habe noch nie davon gehört.", meinte Anna skeptisch.
„Es ist ein Verhütungsmittel welches selten benutzt wird. An junge Frauen wird es meistens nicht verabreicht. Ich gebe dir eine Spritze, diese hält bis zu drei Monate und dann verabreiche ich dir wieder eine. So musst du nicht daran denken.", erklärte Steven ruhig.
„Okay.", stimmte Anna zu. „Dann mach es!"
„Wir müssen bis zum fünften Tag deiner Monatsblutung warten, erst dann kann ich dir die erste Spritze verabreichen."
Annas Augen weiteten sich vor Angst. Was wenn ich in dieser Zeit schwanger werde, dachte sie ängstlich.
„Keine Angst, auch wenn Bors in dieser Zeit mit dir schlafen möchte, die Wahrscheinlichkeit, dass du schwanger wirst, ist sehr gering.", versicherte Steven, als ob er ihre Gedanken hören könnte und Anna atmete erleichtert auf.
„Hey ihr Zwei, Lust auf ein Kartenspiel vor dem Essen?", fragte Bors und trat auf den Balkon hinaus. Anna hatte wenig Lust auf ein Kartenspiel, schon gar nicht mit Bors.
„Nein danke, ich geh ein wenig spazieren.", teilte Anna den beiden mit und stand auf. Sie verliess den Balkon ohne ein weiteres Wort und liess die beiden Männer perplex zurück. Sie verliess die Wohnung, sie hatte zwar genauso wenig Lust spazieren zu gehen, aber ihr war alles recht, um von Bors wegzukommen. Dass er sie nicht aufgehalten hatte verwunderte Anna. Vielleicht ist die Tür wieder verschlossen, dachte sie und drückte die Türklinke nach unten. Die Tür öffnete sich zu ihrem Verblüffen und sie trat hinaus. Sie stieg die Treppe runter zum Garten und schlug den Weg zur Trauerweide ein. Gedankenverloren lief sie am Pool vorbei. An der Trauerweide angekommen setzte sie sich auf die Bank, die im Schatten des Baumes platziert worden war und schaute den Weiher an. Lange sass sie dort, schaute und hörte der Natur zu. Plötzlich sah sie eine Person im Ballsaal, die hinter den Vorhängen aus dem Fenster guckte und sie beobachtete. Sie meinte Jack erkannt zu haben, doch wenn er es war, konnte Anna ihn nun nicht mehr sehen. Sie hatte gewusst, dass Bors ihr nicht vertraute. Da fiel ihr der Groschen. Vertrauen! Das war es, was sie brauchte. Bors volles Vertrauen, um zu entkommen. Sie stand auf und ging zum Pool, sie zog ihre Sandalen aus und liess ihre Füsse ins lauwarme Wasser baumeln. Sie blickte übers Meer und genoss die heissen Sonnenstrahlen auf ihren Körper. Währenddessen dachte sie sich einen Plan aus. Sie brauchte Zeit, Vertrauen gewann man nicht von heute auf morgen. Ausserdem würde es viel Überzeugungskraft brauchen, aber wenn sie den Adel an einem Abend was vormachen konnte, dann irgendwann auch Bors.
„Geliebte?"
Erschrocken drehte Anna sich um und wäre ins Wasser gefallen, wenn Bors sie nicht am Arm gepackt hätte.
„Du hast ein einzigartiges Talent, dich an Leute anzuschleichen.", murrte Anna, während er sie hochzog.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.", entschuldigte sich Bors. „Bist du sehr nass geworden?"
„Nein, alles in Ordnung.", antwortete sie ihm, es überraschte sie immer wieder, wie lieb und freundlich er manchmal sein konnte.
„Tut mir leid, ich wollte dich nur zum Essen holen.", entschuldigte sich Bors nochmals. „Ich hoffe, du hast die Zeit für dich allein genossen?"
„Ja danke.", murmelte Anna und versuchte freundlich zu sein, während sie ihre Sandalen anzog.
„Wir essen im Ballsaal.", informierte Bors sie und hielt ihr seinen Arm entgegen. Widerwillig, aber mit einem Lächeln, hakte sie bei ihm ein. Sie gingen zur Veranda des Ballsaals und traten ein. Steven sass bereits am Tisch, Bors hielt ihr den Stuhl hin und sie bedankte sich freundlich. Steven hob misstrauisch eine Augenbraue, sagte aber nichts und Bors setzte sich an das Kopfende des Tisches. Er schenkte allen ein Glas Weisswein ein und William kam mit der Vorspeise.
„Trio vom Lachs.", verkündete William in starkem, englischen Akzent. „Rauchlachs, Lachstatar und Lachsmousse. Einen guten Appetit wünsche ich!"
„Danke William.", sagte Bors und alle begannen zu essen. Niemand sagte etwas, bis Bors das Schweigen unterbrach.
„Kenshin möchte mich morgen sehen und deswegen werde ich heute noch nach Tschibu reisen. Ich habe keine Lust morgen im frühen Morgenverkehr zu landen."
„Ich hoffe, ich muss nicht mitkommen. Ich muss morgen nach Kasu, zu meinem Anwesen.", setzte Steven seinen Vater in Kenntnis.
„Nein, musst du nicht. Wieso musst du nach Kasu?", fragte Bors interessiert.
„Irgendetwas ist mit dem Personal und ich muss mich persönlich darum kümmern."
„Natürlich, dann ist Anna allein zu Hause. Ich hoffe das macht dir nichts aus?", meinte Bors an Anna gerichtet.
„Ist schon okay. Ich werde schon eine Beschäftigung finden.", versicherte sie ihm und freute sich heimlich auf seine baldige Abreise. Steven und Bors bestritten die Unterhaltung während dem frühen Abendessen. Nach der Lachsvorspeise gab es, wie Bors schon verkündet hatte, Lammkoteletten an einer Bratensauce und Nudeln. Danach hatte Anna mehr als genug gegessen. Gemeinsam gingen sie zurück in die Wohnung. Während Bors für seine kurze Reise packte, gingen Steven und Anna auf den Balkon und rauchten gemeinsam eine Zigarette. Da es noch früher Abend war, schlug Steven eine Partie Schach vor und Anna willigte ein. Sie waren mitten im Spiel als Bors wieder zu ihnen stiess.
„Ich würde aufbrechen.", sagte Bors und Anna brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er wollte, dass sie sich von ihm verabschiedete. Also stand sie auf und schaute ihn an. Er zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
„Ich bin morgen am Nachmittag bestimmt wieder zurück.", murmelte Bors leise. „Du wirst keine Zeit haben mich zu vermissen."
Anna lächelte tapfer, sagte aber nichts. Bors küsste sie nochmals, bevor er sie wieder losliess.
„Wir sehen uns morgen.", verabschiedete sich Bors und Steven wünschte ihm noch eine gute Fahrt. Anna konzentrierte sich wieder aufs Spiel. Bors war schon eine Weile weg, als Anna die Partie Schach für sich entschied.
„Revanche?", fragte Steven und Anna nickte. Sie stellten die Figuren wieder auf und starteten von neuem.
„Bei dir alles in Ordnung?", fragte Steven nach einer Weile.
„Soweit alles in Ordnung sein kann, ja.", antwortete sie ihm und holte sich einer seiner Läufer. Steven blickte sie skeptisch an und sah aus als wolle er noch was sagen, entschloss sich aber dann doch anders. Nachdem Anna eine weitere Partie gewann, war es schon spät und sie beschloss, ins Bett zu gehen. Sie wünschte Steven eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Sie war froh, endlich mal wieder allein zu schlafen, dementsprechend schlief sie rasch ein und erwachte am nächsten Morgen ausgeruht auf. Nach ein paar Sportübungen verrichtete sie ihre Morgentoilette und ging in die Küche. Auf der Theke fand sie eine Nachricht von Steven, dass er bereits auf dem Weg zu seinem Anwesen war, aber bald zurückkommen würde. Anna blickte auf die Küchenuhr, es war bereits fast Mittag. Sie hatte wirklich lange geschlafen. Sie machte sich eine Tasse Kaffee und ging auf den Balkon, um ihre Morgenzigarette zu rauchen. Draussen war wie immer wunderschönes Wetter. Sie musste Steven mal fragen, ob es fast nur schönes Wetter gab in Hiyokuna. Nach ihrer Zigarette holte sie ihr Geschichtsbuch und legte eine CD in die Musikanlage. Es war bereits nach fünfzehn Uhr, als sie sich in der Küche was zu trinken holte. Sie dachte an Adrian. Wie es ihm wohl ging? Da kam ihr die Idee, nach ihm zu schauen. Niemand war da und sie konnte ungehindert die Wohnung verlassen. Rasch lief sie aus der Wohnung. Wieso hatte sie nicht früher daran gedacht, rügte sie sich, Bors wird sicher bald wieder zurück sein. Sie lief die Treppe runter, es war niemand zu sehen, also ging sie eiligst zur Kellertür. Leise lief sie die Treppe runter und linste um die Ecke, auch hier war niemand zu sehen. Sie ging den langen Gang entlang und überlegte sich hinter welcher Tür Adrian liegen könnte. Hinter der ersten Tür, die sie öffnete, lagen ein Haufen Kartons. Hinter der zweiten der Weisswein Keller. Erst hinter der dritten Tür, fand sie Adrian. Er sass auf dem Boden mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Erschöpft hob Adrian seinen Kopf, doch seine Miene erhellte sich als er sie erkannte.
„Anna!", rief Adrian erfreut und stand mühevoll auf. Ketten rasselten und Anna sah, dass er angekettet war.
„Oh Adrian!", sagte Anna leise und ging zu ihm. „Es tut mir so leid!"
„Anna!", sagte Adrian erneut und umarmte sie fest. „Was tust du hier? Du solltest nicht hier sein!"
„Ich wollte sehen, wie es dir geht!", erwiderte sie und betrachtete ihn genau. Er sah erbärmlich aus, er hatte dieselben Kleider an wie vor fast einer Woche, nur dass diese noch verdreckter waren als das letzte Mal. Sein blaues Auge war fast verheilt, doch man konnte es noch deutlich sehen.
„Du siehst furchtbar aus.", flüsterte Anna entsetzt und Adrian lächelte sie schwach an.
„Soviel ich weiss, hast du mehr ertragen müssen als ich und Steven kümmert sich um mich.", meinte Adrian tapfer. „Ich bin froh, dass es dir wenigstens körperlich gut geht. Aber was ist mit den anderen?"
„Bors will sie verkaufen. Aber ich habe keine Ahnung, ob er es bereits getan hat. Ich habe die anderen bereits seit Wochen nicht mehr gesehen."
„Ich hoffe nicht. Anna wir müssen einen Fluchtweg finden!"
„Es gibt keinen Fluchtweg Adrian.", flüsterte sie hoffnungslos. „Jedenfalls nicht für mich."
„Natürlich! Es gibt immer einen Weg!", versicherte er ihr voller Hoffnung.
„Nein, ich habe es bereits dreimal versucht und jedes Mal eine grössere Strafe bekommen. Strafen, die du dir nicht vorstellen kannst."
Adrian sah die Angst und den Schmerz in ihren Augen.
„Willst du lieber den Rest deines Lebens dich von ihm unterdrücken, geschlagen und was weiss ich noch lassen?"
„Wenn du damit am Leben bleibst? Ja!", antwortete sie ihm und schaute ihm in die Augen.
„Nein, Anna, nein! Tu dir das nicht an!", meinte Adrian mit fester Stimme und streichelte ihr Gesicht. „Was nützt es, wenn wir beide Gefangene sind? Lieber bin ich tot, als dass du alles hier erträgst! Ich habe dich bereits einmal verloren, ich will dich nicht noch einmal verlieren! Sei frei!"
„Du hast mich bereits einmal verloren?", fragte Anna leicht irritiert und schaute in seine braunen, warmen Augen.
„Ich habe dich bereits einmal zu Grabe getragen, lass es mich nicht noch ein zweites Mal tun müssen, denn ich liebe dich!"
Adrians Worte liessen Annas Gefühle jubeln. Glück durchströmte ihren Körper und sie hatte das Gefühl, niemand könne ihr das je wieder wegnehmen.
„Ich liebe dich auch.", flüsterte Anna kaum hörbar, doch Adrian hörte es und er lächelte glücklich. Dann küsste er sie zärtlich und Anna erwiderte diesen Kuss. Wärme prickelte durch ihren Körper und sie konnte es kaum fassen, dass sie sich küssten. Ein Geräusch hinter ihr liess sie den Kuss beenden. Bors polterte herein und schlug Adrian zu Boden, wo er weiter auf ihn einschlug.
„BORS NEIN! HÖR AUF!", schrie Anna aus vollen Leibeskräften und versuchte sich zwischen ihn und Adrian zu stellen. Er schlug sie ebenfalls zu Boden, stöhnend richtete sie sich auf und blickte Bors an. Noch nie hatte Anna ihn so wütend gesehen, er schäumte vor Wut und die Zornesröte war ihm deutlich anzusehen. Bors atmete schwer und blickte Anna rasend vor Wut an.
„Wie kannst du nur?", zischte er sie an. „Wie kannst du mich nur betrügen? Dann auch noch mit dem da!"
Wütend zeigte er auf Adrian, der sich gerade vom Boden hochrappelte. Anna erwiderte nichts, nicht dass sie es noch schlimmer machte. Sie musste ja unbedingt nach Adrian sehen, innerlich fluchte sie über ihre eigene Dummheit.
„ICH BIN DEIN VERLOBTER!", brüllte Bors sie wütend an. Anna presste ihre Lippen fest zusammen, damit kein falsches Wort über diese kamen. Wütend packte Bors Anna und presste sie gegen die Wand.
„Ich werde dir zeigen was passiert, wenn man mich betrügt!", knurrte er wütend und zerrte Anna aus dem Raum.
„Jack, hol alle in den Garten! Sofort!", bellte Bors Jack an. Anna hatte ihn noch gar nicht bemerkt. Jack nickte sofort. Bors zerrte Anna aus dem Keller, hinaus in den Garten. Anna hatte Angst, sie wusste, wenn Bors so wütend war, würde sie nur Schlimmes erwarten. Auf der Veranda waren schon viele von Bors Männer versammelt. Steven war nicht da und Anna hoffte er würde bald zurückkommen. Er könnte Bors sicher aufhalten.
„Ich dulde keinen anderen Mann! Ich teile dich nicht! Du gehörst mir! Hast du das verstanden?!", schrie er Anna an, sie antwortete nicht. Bors schlug ihr ins Gesicht und sie fiel ins Gartenbeet.
„Hast du mich verstanden?", schrie er sie weiter an.
„Wieso hast du ihn dann hergebracht?", fragte Anna geladen, Wut sammelte sich in ihren Körper und löste die Angst ab, während sie sich aufrappelte.
„Damit ich die anderen Mädels richtig gebrauchen kann und nicht immer als Druckmittel benutzen muss. Aber damit ist Schluss!", schrie Bors sie weiter an. Dann sah sie, wie ein paar Männer mit Vanessa, Luljeta und Sonja die Treppen runterkamen. Sie blickten alle verängstigt drein. Furcht packte Anna, dann sah sie, wie Rej und James Adrian aus dem Keller zerrten. Was hatte sie nur getan?
„Bitte Bors, lass die anderen aus dem Spiel! Tu ihnen nichts, bitte!", flehte Anna ihn an. Bors drehte sich um und gab ihr nochmals einen Schlag ins Gesicht.
„Ich will nichts mehr hören!", zischte er wütend. Nun waren alle im Garten, Rej und James hielten Adrian an beiden Armen fest. Sie waren ein paar Schritte von Bors entfernt. Ihre Freundinnen waren an der rechten Seite von Anna. Ma-Long hielt Vanessa, Mario hielt Luljeta, und ein anderer Mann, dessen Anna den Namen nicht kannte, hielt Sonja.
„Was ist hier los?"
Steven war zurück und Anna war noch nie so erleichtert, ihn zu sehen. Steven würde sicher eingreifen, dachte sich Anna. Fassungslos schaute er sich dieses Szenario an. Bors schaute ihn nur kurz an, bevor er sich von seinem Sohn wieder abwendete.
„Eine harte Bestrafung für Anna!"
„Weswegen?", fragte Steven, während er die Stufen zum Garten runterging.
„Halt dich da raus!", schnauzte Bors ihn an und wandte sich zu Jack. „Gib mir deine Waffe!"
Jack nahm seine Pistole aus der Hose und gab sie Bors. Anna blickte entsetzt auf die Waffe und schaute hilfesuchend Steven an.
„Bors, halte einen Moment inne.", sagte Steven und fasste seinen Vater an die Schulter.
„Nein Steven!", knurrte dieser ihn an und schüttelte Stevens Hand von seinen Schulter ab. Bors sprach nun klar und deutlich, damit ihn auch jeder hören konnte.
„Ich bin der Boss dieses Hauses. Mein Wort ist hier Gesetz und niemand fasst meine Frau an!"
Bors schaute Anna zornig an.
„Auch wenn er es will!", knurrte er sie an, er zeigte nun auf Adrian. „Erschiess ihn oder ich erschiesse deine Freundinnen!"
Die Männer, die ihre Freundinnen hielten, nahmen alle eine Pistole aus ihren Hosen und hielten diese an ihre Schläfen. Entsetzt schaute Anna Bors an. Hatte er nun endgültig den Verstand verloren?
„Nein, das werde ich nicht tun!", flüsterte Anna entsetzt.
„Oh doch, das wirst du!", brüllte Bors sie an. „Wenn du es nicht tust, erschiesse ich sie alle!!! Hast du mich verstanden?"
Anna konnte nicht reagieren, sie war gelähmt vor Angst. Bors schlug sie erneut ins Gesicht, sodass sie wieder hinfiel.
„Bors, dies ist keine gute Idee! Das ist eher Wahnsinn!", meldete sich Steven zu Wort.
„Genug, Steven!!", herrschte Bors ihn an. Er packte Anna an den Haaren und zog sie daran wieder hoch.
„Die Wahl ist ziemlich einfach. Drei Leben sind mehr wert als eines!", knurrte Bors in ihr Ohr. Er liess sie wieder los, lud die Pistole und drückte sie in Annas Hand. Er ging ein paar Schritte zur Seite.
„Denk bloss nicht, mich oder andere zu töten. Tötest du mich, sterben alle! Tötest du einer meiner Männer, töte ich alle!"
Annas Herz raste, was sollte sie nur tun? Adrian töten damit ihre Freundinnen leben konnten? So etwas durfte niemand entscheiden. Sie schaute ihre Freundinnen an. Angst und Tränen lagen in ihren Augen, dann blickte Anna zu Adrian. Auch er hatte Angst, doch er nickte. Er war bereit, für sie alle zu sterben.
„TU ES!", schrie Bors sie an. Anna zuckte zusammen und richtete die Waffe auf Adrian. Ihre Hand zitterte, die Waffe fühlte sich bleischwer an. Adrian schaute sie an, lächelte ihr mutig zu, abzudrücken. Es gab nur eine Lösung, dachte sich Anna.
„Es tut mir leid!", flüsterte sie kaum hörbar.
„ANNA NICHT!!!", schrie Steven aus Leibeskräften und stürmte nach vorne, als er erkannte was sie tun wollte. Schnell richtete Anna die Waffe auf die linke Seite ihres Bauches und drückte ab. Schmerz durchfuhr Annas Körper, sie spürte wie das warme Blut durch ihr Kleid sickerte, während sie zu Boden fiel. Starke Arme fingen sie auf, bevor sie den Boden berührte. Die Waffe glitt ihr aus der Hand. Sie erkannte, dass Steven sie aufgefangen hatte. Er sprach mit ihr, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Das Atmen bereitete ihre enorme Schmerzen. Sie spürte nur noch Schmerzen. Dann endlich wurde alles schwarz.

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt