Kapitel 26

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Bors blickte Anna entsetzt nach, so hatte er sie noch nie erlebt. Steven trat in den Salon und ging an die Bar.
„Sie hat einen guten Schwung.", meinte Steven gelassen, während er Whisky in zwei Gläser einschenkte.
„Ja, das hat sie.", murmelte Bors, der sich von Annas Wutausbruch erholte. „Hätte ich mich nicht geduckt, wäre es ein Volltreffer gewesen."
„Du kannst von Glück reden, dass sie nur ein Glas in der Hand hielt.", sagte Steven sarkastisch und überreichte Bors ein gefülltes Glas. Bors bedankte sich und setzte sich seufzend auf einen der Sessel.
„Hätte nie gedacht, dass Anna so eifersüchtig sein kann.", sagte Bors seufzend und trank einen grosszügigen Schluck Whisky.
„Was hast du erwartet, dass sie es hinnimmt, dich in den Armen einer anderen zu sehen?", meinte Steven und setzte sich auf das Sofa. „Du kannst ihr dankbar sein, dass sie dir nicht auf dem Ball eine Szene gemacht hat, sondern erst zu Hause. Wobei jetzt jeder im Haus Bescheid weiss, da ihr beide nicht gerade leise diskutiert habt."
„Ich erwarte nicht von ihr, dass sie es hinnimmt, aber ich habe sie nicht betrogen. Amelia hat mich geküsst.", verteidigte sich Bors leicht zornig.
„Versetze dich in Annas Situation. Sie hat euch gesehen, du in den Armen einer anderen. Einer wunderschönen attraktiven Frau, die deine Sexpraktiken bevorzugt und die dich liebt. Anna ist noch jung, hat vielleicht nicht so viel Selbstvertrauen, da kommen ihr Zweifel, ob sie gut genug ist für dich.", gab Steven zu bedenken.
„Glaubst du, es liegt nur daran?", fragte Bors nachdenklich.
„Ich glaube du solltest dich entschuldigen.", meinte Steven bestimmt. „Und ihr jeden Zweifel nehmen."
Bors nickte, Steven hatte recht. Er trank aus, setzte das Glas auf den Salontisch ab und stand auf.
„Danke mein Sohn. Danke, dass du mir hilfst.", bedankte sich Bors und machte ein paar Schritte zur Tür.
„Glaube nicht, dass ich nicht mehr auf dich wütend bin.", sagte Steven laut, stand ebenfalls auf und trat zu ihm. „Was du vorgestern getan hast, war wieder das letzte!"
„Willst du ernsthaft jetzt darüber reden?", wollte Bors wissen und er merkte, wie er leicht zornig wurde.
„Nein, wir werden nicht mehr darüber diskutieren, denn mit dir darüber zu reden, ist wie mit einer Wand zu sprechen!", erwiderte Steven zornig. „Ich werde das Dokument unterschreiben, aber ich tue es nicht für dich. Ich tue es für Anna. Damit, was auch immer geschehen mag, sie im Leben versorgt ist."
Mit diesen Worten verliess Steven den Salon und ging die Treppe hinauf. Bors schaute seinem Sohn nach und seufzte schwer. Er drehte sich um, ging zum Salontisch, nahm sein Glas und füllte es erneut mit Whisky auf. Danach ging er in sein Büro, schaltete nur eine Lampe ein, damit der Rest im Dunklen blieb und setzte sich erschöpft in seinen Bürosessel. Er dachte über sein Leben nach, was er alles erreicht hatte. Dank seinem Vater war er so erfolgreich, dank seiner harten Disziplin und harten Erziehung. Die Prügelstrafen, die er von seinem Vater bekommen hatte, hatten ihn stärker gemacht und ihn irgendwie doch zerstört, deswegen hatte er Steven anders erzogen, so wie ihn seine Mutter erzogen hatte. Doch für ihn war es zu spät, er übernahm die Geschäfte seines Vaters, so wie sein Vater diese führte, mit harter Disziplin gegenüber seinen Männern. Bors wusste, dass sein Vater stolz auf ihn war, das war seine einzige Aufgabe gewesen. Ihn stolz zu machen und nach seinem Tod waren diese Geschäfte nun seine. Seine schmutzigen Geschäfte. Wie er diese Geschäfte am Anfang gehasst hatte. Menschenhandel, Waffenhandel und Drogenhandel, das waren seine Geschäfte gewesen. Bors erinnerte sich an den Moment, als Steven es herausfand, wie enttäuscht er war. Um Steven zu schützen und damit er niemals solche Geschäfte führen müsste, verliess er Stück für Stück diese Szene und investierte in Telekommunikation, Krankenhäuser und Hotellerie. Nun war er einer der reichsten Männer der Welt, Geld spielte keine Rolle für ihn. Er hatte Steven beschützen können, das war das Wichtigste für ihn, seinen Sohn zu schützen. Steven hatte immer hinter ihm gestanden, egal welche Fehler Bors beging, Steven stand hinter ihm. Sie waren zwar oft nicht der gleichen Meinung, doch welcher Sohn war schon immer der gleichen Meinung wie sein Vater. Bors hatte einen wunderbaren Sohn, ihm fehlte nur noch die Liebe seines Lebens und obwohl er umringt von schönen Frauen war, hatte ihm keine zugesagt. Er mochte die Frauen, mit denen er ins Bett stieg, aber mehr war es nie und dann traf er Anna. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Ihre dunkelblonden Haare, die ihr Gesicht umrandeten, die rehbraunen Augen, die vor Schalk glitzerten und ihr atemberaubendes Lächeln. So hatte er sie das erste Mal gesehen und wie betäubt war er ihr und ihrem Patenonkel gefolgt. Zuerst hatte er sich selbst gescholten, dass er einem so jungen Mädchen hinterherrannte. Er wusste noch, wie er dachte sie müsste bestimmt schon sechszehn Jahre alt sein und als er erfuhr, dass sie erst dreizehn war, wollte er es abbrechen. Aber er hatte sich bereits hoffnungslos in Anna verliebt. Es hatte lange gedauert, bis er sie zu sich geholt hatte. Fast drei Jahre hatte er sie beobachtet, hatte sich über sie informiert, wusste alles über sie, hatte auf den perfekten Augenblick gewartet, welcher nie kam und sie deswegen von der Schule entführt. Er hatte gewusst, dass er sich in Geduld üben müsste, bis sich Anna an die neue Situation gewöhnt hätte, aber dass sie sich so gegen ihm sträubte, hätte er nicht gedacht. Er gestand sich selbst ein, dass er in gewissen Situationen völlig überreagiert hatte, aber wenn er es nicht getan hätte, würde er jetzt mit Anna nicht an diesem Punkt sein. Wenn er vor knapp einem halben Jahr nicht so reagiert hätte, wenn er Anna nicht befohlen hätte Adrian zu erschiessen, dann stünde er mit Anna nicht kurz vor der Hochzeit. Dank diesem Versprechen, welches sie sich gegenseitig gegeben hatten. Dank diesem Versprechen hatte er ein wenig zu seinem alten Ich gefunden und Anna hatte sich endlich in ihn verliebt. Nun hatte er endlich seine Frau, doch er hatte das Gefühl, je näher er Anna kam, desto mehr distanzierte sich sein Sohn von ihm. Aber er war sich sicher, Steven würde sich wieder beruhigen, genauso Anna. Gleich Morgen werde ich mich bei ihr entschuldigen, dachte sich Bors, dann wird alles wieder in Ordnung sein. Ich muss mich schliesslich wieder auf die Kandidatur beim Grossen Rat konzentrieren. In den nächsten Wochen würde er nämlich kaum noch Zeit für Anna haben. Bors trank sein Glas leer, löschte das Licht und trat aus seinem Büro. Es war Zeit, ins Bett zu gehen. Bors stieg die Treppe hoch, ging in die Suite, in sein Schlafzimmer. Ein Blick auf sein Bett sagte ihm, dass Anna tatsächlich im Gästezimmer schlief. Er seufzte, sie musste wirklich sehr wütend auf ihn sein, wenn sie nicht einmal bei ihm schlafen wollte. Vielleicht sollte er nach ihr sehen? Nein, es wäre besser, wenn er sie für diese Nacht in Ruhe liess. Er zog seinen Anzug aus, legte sich zum Schlafen ins Bett, er fühlte sich ein wenig einsam ohne Anna im Bett, trotzdem schlief er schon bald ein. Am nächsten Morgen erwachte Bors ausgeruht, schnell verrichtete er seine Morgentoilette, er wollte bei Anna den gestrigen Abend wieder gut machen. Frisch geduscht und angezogen, verliess er sein Zimmer und zu seiner Freude war Anna bereits wach. Sie machte sich gerade eine Tasse Kaffee und blickte grimmig auf. Ojee, dachte sich Bors, das wird nicht so einfach wie ich gedacht hatte, sie ist immer noch wütend. Er nahm sich eine Tasse aus dem Küchenschrank, um sich ebenfalls einen Kaffee zu genehmigen.
„Hast du gut geschlafen?", fragte Bors leise und blickte Anna von der Seite an.
„Blendend!", antwortete Anna knapp.
„Ich habe dich letzte Nacht vermisst.", sagte er leise und kam ihr ein wenig näher. Anna drehte sich zu ihm um und schaute ihn mit grimmiger Miene an.
„Wie schrecklich! Vielleicht denkst du das nächste Mal daran!", sagte sie leicht zornig und ging mit Kaffee bewaffnet aus der Küche. Bors seufzte, machte sich einen Kaffee und nachdem er sich mit einem Schluck gestärkt hatte, lief er zu Anna, die draussen ihre Morgenzigarette rauchte. Sie stand an der Brüstung, schaute hinaus, Bors trat auf den Balkon hinaus und ging zu ihr hin.
„Anna?"
Sie blickte stur weiter hinaus, ignorierte ihn, was ihn extrem fuchste.
„Anna, es tut mir leid was gestern passiert ist.", entschuldigte sich Bors und schaute sie wieder von der Seite an. „Es tut mir leid, was ich getan habe und es tut mir leid, dass ich dir nichts von Amelia erzählt habe."
Zuerst glaubte Bors, sie würde ihn weiter ignorieren, doch dann drehte sie sich zu ihm um, endlich blickte sie ihn an und es war kein Zorn mehr in ihren Augen. Sie blickte ihn verunsichert an.
„Tut es dir wirklich leid?", fragte sie leise.
„Natürlich tut es mir leid.", versicherte er ihr. „Glaube mir!"
Bors trat näher zu ihr und streichelte sanft ihr Gesicht, blickte in ihre rehbraune Augen.
„Glaube mir, wenn ich dir sage, dass du mir alles gibst, was ich will und brauche. Anna, ich brauche nur dich in meinem Leben, sonst nichts. Ich liebe nur dich.", versicherte Bors ihr weiter und hoffte, in ihr alle Zweifel zu beseitigen.
„Und ich liebe dich.", sagte sie leise und schaute in seinen Augen. „Du weisst, was ich alles aufgegeben habe, um bei dir zu sein. Lass mich nicht noch einmal zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war."
„Nie wieder. Versprochen!", versprach Bors und küsste sie inbrünstig. Anna erwiderte seinen heissen Kuss und Bors war so erleichtert, so glücklich. Nun war wieder alles in Ordnung zwischen ihnen. Steven hatte recht gehabt, Anna war so wütend gewesen, weil er sich nicht entschuldigt hatte und sie Zweifel gehabt hatte, ob er sie wirklich liebte. Was für ein Irrsinn, für ihn würde es nie wieder eine andere Frau geben als Anna. Der Rest des Tages verbrachten sie ruhig und harmonisch, sie spielten eine Partie Schach und später assen sie gemeinsam mit Steven zu Abend. Beim Essen besprachen sie ihre Termine für nächste Woche.
„Ich habe eine Menge zu tun, ich werde drei Tage in Tschibu sein, wegen der Hotelkette und danach werde ich auf meinem Anwesen wieder nach dem Rechten sehen müssen.", informierte Steven Bors. „Ich gehe morgen Abend und werde erst am Freitag wieder hier sein."
„Okay, ich habe Dienstagabend ein Dinner mit Yusei, am nächsten Tag ein paar Termine wegen der Kandidatur und Donnerstag bin ich am letzten Meeting wegen der Hotelkette dabei. Ich werde aber dann gleich nach Hause fahren.", gab Bors seinen Plan durch.
„Ihr seid also nächste Woche beide die ganze Zeit fort?", fragte Anna ein wenig bedrückt.
„Ja Geliebte und leider muss ich dir sagen, dass es nächste Woche auch nicht besser aussieht.", antwortete Bors und lächelte entschuldigend.
„Ich werde nächste Woche leider auch wieder sehr beschäftigt sein. Tut mir leid Anna, dass ich nicht mehr so viel Zeit habe für dich.", entschuldigte sich Steven und Anna nickte bedrückt. Sie stocherte in ihrem Essen herum, Bors blickte Steven fragend an, doch dieser hob nichts wissend die Schulter.
„Anna, du wusstest, dass sobald ich kandidiere, Steven und ich nicht mehr so viel Zeit haben werden. Ich bin meinem Kaiser verpflichtet, ich hoffe du verstehst das.", begründete Bors seine Abwesenheiten.
„Ich verstehe es schon.", erwiderte Anna bedrückt. „Ich bin aber zu Hause, habe nichts zu tun, kurz gesagt es ist langweilig."
„Du kannst dich mit der Hochzeit beschäftigen.", meinte Bors und schob sich ein Stück Fleisch in den Mund.
„Sei mir nicht böse, aber ich kann mich nicht vierundzwanzig Stunden nur mit der Hochzeit beschäftigen.", erwiderte sie und stocherte weiter in ihrem Essen herum. „Was ich brauche ist zwischendurch ein wenig Gesellschaft. Ich fühle mich einsam, wenn ihr nicht da seid."
„Das tut mir leid Geliebte, aber ich kann es nun Mal nicht ändern."
„Doch kannst du, du könntest mir ein paar Stunden am Tag mit Adrian erlauben.", meinte Anna bestimmt und blickte ihn an. Bors hielt beim Essen inne, auch Steven war ganz still geworden. Hatte er sich gerade verhört? Hatte sie ihn wirklich gerade um Zeit mit Adrian gebeten?
„Nein!", antwortete Bors mit herrischer Stimme.
„Nur damit ich ein wenig Gesellschaft habe.", versuchte Anna ihn umzustimmen.
„Nein!", antwortete Bors erneut, diesmal aber mit scharfer Stimme und hoffte somit das Thema vom Tisch gefegt zu haben.
„Wieso eigentlich nicht?", fragte nun Steven und schaute ihn an. „Ich finde es eine gute Idee, Anna hätte ein wenig Gesellschaft und wir müssten uns nicht so schuldig fühlen, dass wir sie allein lassen."
„Ich sagte nein!", knurrte Bors und wurde leicht zornig, weil hier seine Autorität in Frage gestellt wurde. „Ich lasse diesen Jungen keine drei Meter an Anna heran!"
„Wo ist das Problem? Vertraust du mir nicht?", fragte Anna aufbrausend.
„Natürlich vertraue ich dir Anna.", erwiderte Bors ungehalten.
„Ich will doch nur ein wenig Gesellschaft, wenn du nicht bei mir sein kannst. Ist das so schwer zu verstehen?"
Bors schaute Anna an, sie schaute ihn leicht zornig an. Er wollte keinen neuen Streit mit ihr, genauso wenig wollte er, dass Anna in Adrians Nähe kam.
„Ich werde es mir überlegen.", meinte er schliesslich und ass weiter. Am Tisch wurde es still, alle assen schweigsam weiter, bis Anna plötzlich aufstand.
„Ich brauche frische Luft.", meinte sie und verliess rasch das Esszimmer. Bors seufzte schwer, was war jetzt los? Er hatte doch gesagt, er überlege es sich noch.
„Ich verstehe nicht, wieso du ihr diese Bitte abschlägst.", sagte Steven und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück.
„Ich habe doch gesagt, ich werde es mir überlegen!", erwiderte Bors ungehalten und schob seinen Teller zurück.
„Wir beide wissen, dass du schlussendlich nein sagst und genau das verstehe ich nicht.", meinte Steven und schaute ihn an. „Sie ist deine Frau und sie liebt dich. Was spricht dagegen?"
„Er liebt sie und er wird wohl kaum seine Finger bei sich behalten.", meinte Bors grimmig.
„Glaubst du wirklich, Anna würde es noch einmal zulassen, dass er sie küsst? Glaubst du wirklich sie würde dich betrügen?", wollte Steven wissen.
„Nein, das würde sie mir nicht antun."
Bors wusste, das würde nicht passieren, Anna liebte ihn und er liebte sie mehr als alles andere. Er vertraute ihr, das tat er wirklich. Was war also sein Problem?
„Du würdest ihr eine grosse Freude machen, wenn du es erlauben würdest. Er ist schliesslich ein Freund von ihr.", merkte Steven noch an und stand auf. „Ich schau mal kurz nach ihr."
Bors nickte und Steven verliess das Esszimmer, liess ihn alleine grübelnd zurück. Sollte er es erlauben? Vielleicht sollte er es, aber zuerst würde er sich Adrian zur Brust nehmen. Bors stand auf und verliess die Suite. Er stieg die Treppe hinunter, wo er William traf, der gerade eine Glühlampe an einer Gartenlampe ersetzte.
„Soll ich das Essen abräumen Boss?", fragte William, als dieser ihn erblickte.
„Ja, wir sind mit dem Essen fertig. Danke William.", antwortete Bors und ging zur Kellertür. Er stieg die Treppe zum Keller hinunter und lief den Gang entlang. Er war lange nicht mehr hier unten gewesen, er war nur im Keller, wenn er jemanden bestrafen musste und das war lange her. Bors stand nun vor der Tür und atmete einmal tief durch. Er durfte hier keinen Fehler machen, er durfte sein Versprechen nicht brechen. Er entriegelte die Tür und trat ein. Adrian sass auf einer Matratze, lehnte sich gegen die Wand und hob seinen Kopf. Adrian sah jämmerlich aus, er trug immer noch dieselben Kleider wie an dem Tag, an dem Bors ihn entführt hatte. Sie waren mit Dreck und Blut verschmutzt. Seine Haut wirkte blass neben Bors gebräunter Haut, er sah müde und krank aus, sein Blick jedoch war wachsam und noch voller Hoffnung. Was Bors zu einem kurzen, abfälligen Lächeln brachte. Dummer Junge, dachte sich Bors, er glaubt, er könne irgendwann entkommen.
„Nett eingerichtet hast du es hier.", spottete Bors und blickte sich um. Steven hatte Adrian nicht nur eine Matratze mit Kissen und Decke gegeben, sondern auch noch eine Campinglampe, ein paar Bücher und Notizblock mit einem Bleistift. Volle Wasserflaschen waren an der Wand, daneben gleich ein paar leere und am Boden lagen ein paar Zeichnungen, die Adrian gezeichnet hatte. Tiere und Landschaften waren am meisten auf den Zeichnungen, er hatte Talent, dass musste Bors ihm lassen.
„Was wollt Ihr?", fragte Adrian unhöflich.
„Ich bin hier, weil Anna eine Bitte an mich gerichtet hat und ich bin geneigt dieser nachzukommen.", erklärte Bors und ein Bild stach ihm ins Auge. Er bückte sich und hob es auf, um es genauer zu betrachten.
„Was für eine Bitte?", wollte Adrian wissen.
„Sie hätte gerne ein wenig Gesellschaft, wenn ich nicht bei ihr sein kann.", äusserte sich Bors und betrachtete Annas Gesicht auf der Zeichnung. Adrian hatte Anna aus dem Gedächtnis gezeichnet und das auch noch perfekt. Ja, Adrian liebte Anna. Bors spannte seine Kiefermuskeln an, er durfte nicht durchdrehen.
„Was kostet es Anna, wenn Ihr dieser Bitte nachkommt?", fragte Adrian schroff.
„Was es Anna kostet?", fragte Bors verwundert und blickte von der Zeichnung zu Adrian.
„Ja.", sagte Adrian und stand auf. „Was würde es sie kosten? Ein Blowjob? Eine Nacht mit Ihnen im Bett oder nur eine kurze Nummer? Denn dann sollte sie lieber auf meine Gesellschaft verzichten."
Bors lachte kurz auf, denn er fand es lustig, dass Adrian dachte er müsse Anna beschützen. Dieser Gedanke von ihm war geradezu grotesk.
„Du denkst, Anna müsse einen Preis bezahlen für deine Gesellschaft?", spottete Bors. „Eine Nacht mit mir, wäre für Anna keinen Preis, eher eine Nacht ohne mich, da sie mich liebt."
„Anna liebt Euch nicht.", meinte Adrian abschätzend. „Anna wird Euch nie lieben können, nicht nachdem was Ihr ihr angetan habt."
„Zeiten ändern sich und Menschen auch. Ich und Anna haben uns verändert, wir lieben uns und deswegen werden wir auch im Juli heiraten.", äusserte sich Bors mit süffisantem Lächeln. „Eigentlich schulde ich dir Dank, denn wenn du sie nicht geküsst hättest, wäre ich nie so ausgetickt und es wäre nie zu diesem Drama gekommen. Ich hätte nie versprochen ein besserer Mensch zu werden und dir nichts mehr anzutun und Anna hätte nie versprochen, bei mir zu bleiben und mich lieben zu lernen."
Es gefiel Bors, Adrian so voller Zweifel und Eifersucht zu sehen und so entschied er, dass Anna ihre Gesellschaft bekommen sollte. Damit er zusehen konnte, wie Adrian vor Neid und Missgunst zerfressen wurde und erkannte, dass Anna ihn nie lieben würde.
„Ihr lügt.", zischte Adrian verächtlich.
„Nein, tue ich nicht. Aber ich bin nicht hier, um dir diese Tatsache unter die Nase zu binden, sondern wegen Annas Bitte, welcher ich gerne nachkommen möchte.", meinte Bors mit gespielter Freundlichkeit.
„Um diese Entscheidung zu fällen, musstet Ihr mir einen Besuch abstatten? Weshalb seid Ihr wirklich hier?"
„Du bist ein kluger Junge, weshalb du sicher auch meine Regeln befolgen wirst, während du Anna Gesellschaft leistest.", erwiderte Bors bestimmt. „Du wirst Anna kein einziges Mal anfassen und du wirst tun was man dir befiehlt, sei es von mir oder einer meiner Männer."
„Und wenn ich mich weigere? Vielleicht will ich Anna keine Gesellschaft leisten.", entgegnete Adrian mit abschätzigem Blick.
„Du wirst Anna Gesellschaft leisten!", knurrte Bors drohend und baute sich vor Adrian auf, der keinen Schritt zurückwich. „Du wirst ihr sagen, dass es dir hier gut geht und du wirst das tun was man dir befiehlt!"
„Sonst was? Was wollt ihr tun?", fragte Adrian und fing an zu lächeln. „Ihr habt selbst gesagt, ihr habt Anna versprochen, mir kein Leid mehr zuzufügen."
„Und ich werde mich hüten, dieses Versprechen zu brechen.", erwiderte Bors knurrend. „Aber mein Kommandant wird dich gerne auspeitschen oder vielleicht würde er lieber seinen Schwanz in einer deiner Mitschülerinnen rammen. Was denkst du?"
Bors sah, wie Adrian wütend die Zähne zusammenpresste, seine Hände ballten sich zu Fäusten, doch er trat einen Schritt zurück und blickte zu Boden.
„Wie ich sehe wirst du mir gehorchen. Du bist wirklich ein kluger Junge.", meinte Bors und lächelte süffisant. „Ich empfehle dir, Anna nichts von unserem netten Gespräch zu erzählen."
Bors blickte wieder auf die Zeichnung, dann zerriss er es in Fetzen, welche dann zu Boden glitten. Bors ging zur Tür und drehte sich noch einmal um.
„Wenn du erneut meine Frau küssen solltest, erschiesse ich dich höchstpersönlich!"
Mit dieser letzten Drohung, verliess Bors den Raum und verriegelte die Kellertür. Zufrieden stieg er wieder zur Suite hoch, er würde es geniessen, Adrian leiden zu sehen. Im oberen Eingangsbereich traf er Steven.
„Wo warst du?", fragte dieser sogleich. „Anna hat nach dir gefragt."
„Ich war kurz nachdenken.", log Bors, Steven sollte von seinem Gespräch mit Adrian besser nichts erfahren.
„Okay und wirst du Annas Bitte nachkommen?", wollte Steven wissen und schaute ihn leicht misstrauisch an.
„Ich denke schon.", meinte Bors. „Ich werde ein paar Bedingungen stellen und wenn Anna mit diesen einverstanden ist, soll ihrer Bitte nichts im Wege stehen."
Steven nickte, blickte ihn aber immer noch leicht misstrauisch an.
„Okay, dann bis morgen.", verabschiedete sich Steven und ging in seine Suite.
„Bis morgen.", erwiderte Bors murmelnd und ging in die grosse Suite. Er betrat das Wohnzimmer, blickte zum Balkon hinaus, wo Anna am Rauchen war. Bors schritt zur Bar, schenkte in zwei Gläser einer seiner besten Whiskys ein und ging zu Anna.
„Geliebte?"
Anna, die sich ans Geländer lehnte und den Garten im Dämmerungslicht betrachtete, blickte auf und lächelte als sie ihn erblickte. Gut, sie ist nicht wütend auf mich, dachte sich Bors erleichtert.
„Alles in Ordnung?", fragte Bors sicherheitshalber, überreichte Anna ein gefülltes Glas und sie bedankte sich.
„Mir geht es gut. Ich brauchte vorhin einfach frische Luft, keine Ahnung wieso.", erklärte Anna wegen vorhin am Tisch.
„Schon in Ordnung. Ich dachte schon du bist sauer auf mich.", meinte Bors und lächelte charmant.
„Nein, aber wohin warst du verschwunden?"
„Ich wollte kurz ein wenig nachdenken über deine Bitte.", log Bors und fuhr sogleich fort. „Du kannst Adrian sehen, aber nur unter ein paar Bedingungen."
„Und die wären?", fragte Anna, während sie an ihrem Glas nippte.
„Wenn du mit ihm Zeit verbringen möchtest, wirst du einen meiner Männer verlangen, welcher ihn dann aus dem Keller holt und ihr werdet euch nur im Herrensalon oder im vorderen Gartenbereich aufhalten.", erklärte Bors mit bestimmten Ton. „Du kannst ihn morgen bereits sehen, aber ich will dabei sein. Ich will wissen, ob ich wirklich damit leben kann."
„Das ist alles?", fragte Anna nach und hob die Augenbrauen.
„Ja."
„Wenn das so ist, habe ich kein Problem damit.", meinte Anna lächelnd.
„Gut, dann darf er dir Gesellschaft leisten.", erwiderte Bors und erwartete, dass Anna ihm um den Hals fallen würde, doch ihr Lächeln wurde einfach breiter.
„Danke Geliebter."
„Ich habe gedacht, du würdest dich mehr freuen.", sagte er ein wenig verdriesslich.
„Ich freue mich auch.", entgegnete Anna und kam ihm näher. „Du machst mir eine Freude damit, aber das heisst auch wenn ich Adrians Gesellschaft habe, dass du nicht bei mir sein kannst und das macht mich traurig."
Bors Herz machte einen freudigen Sprung, diese Worte versicherten ihm, dass wann immer Anna mit Adrian Zeit verbrachte, sie trotzdem an ihn dachte und lieber mit ihm Zeit verbringen würde als mit Adrian. Er lächelte sie glücklich an und streichelte sanft ihr Gesicht.
„Es werden wieder andere Zeiten kommen, wo ich mehr Zeit für dich habe. Sobald ich im Grossen Rat bin, wird es besser versprochen.", versprach er ihr leise und küsste sie liebevoll. Der Kuss wurde intensiver und Bors Lust erwachte. Er wollte sie hier und jetzt, auf diesen Balkon und das tat er dann auch kurzerhand.




Hallo zusammen :)))
Ich hoffe ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest. 🎄
Votes und Kommentare wie immer Willkommen. :)))

Eure D.F. Saillants

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt