Kapitel 12

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Die nächste Woche verging, Annas blaue Flecken am Hals waren fast verschwunden, und Steven hatte ihr die Fäden von den Armwunden entfernt. Die Narben waren gut verheilt und Steven meinte, dass man diese in einem Jahr schon gar nicht mehr sehen würde. Bors war immer sehr sanft und liebevoll zu ihr, trotzdem hatte Anna noch keine Gelegenheit gefunden, ihm den Schlüssel abzunehmen. In der Zwischenzeit hatte sie sich einen Plan ausgedacht, hatte aber keinen Mut ihn durchzuziehen. Sie hielt sich mit ihren Kung Fu Übungen und Krafttraining fit, bei ihrer Flucht musste sie körperlich in Form sein. An diesem Abend schien Anna allein in der Wohnung zu sein. Das passte ihr, denn seit langem wollte sie wissen was sich hinter der Tür in der Küche verbarg, in dem Bors immer wieder verschwand. Sie öffnete leise die Tür und trat ein. Das Zimmer hatte einen dunklen Holzboden, fast schon schwarz, eine moderne Trennwand aus Backsteinen trennte die Tür vom Bett. Die Wände hatten eine dunkelrote Holztäfelung. Das Himmelbett bestand aus schwarzem Holz und purpurroter Seide. Das Zimmer wirkte düster und Anna wusste, dass sie nicht hätte reingehen sollen. Sie sollte dieses Zimmer sofort wieder verlassen.
„Gefällt dir mein Zimmer?"
Anna erschrak, als Bors sie in flagranti erwischte. Er lehnte sich an die Trennwand, während er sie musterte.
„Ich...ich wollte mich nur umsehen.", brachte Anna hervor.
„Ist schon gut. Ich habe dir ja gesagt du darfst die ganze Wohnung benutzen.", entgegnete Bors, während er zu ihr kam. „Ich hätte dich nur nicht in meinem Schlafzimmer erwartet."
Bors streichelte ihr Haar und ihr Gesicht. Das wäre der perfekte Zeitpunkt, ihren Plan umzusetzen, dachte sich Anna. Bors küsste sie und Anna küsste ihn zurück. Ihre Zungen fanden sich und sie wurden leidenschaftlicher. Bors hatte die eine Hand um ihren Nacken gelegt, die andere lag um ihre Taille und langsam zog er Anna zu sich. Anna griff mit einer Hand in seine Haare, in ihr brannte die Leidenschaft, sie musste sich aber konzentrieren. Mit der anderen Hand erkundete sie Bors Körper und ging langsam zu seiner hinteren Hosentasche. Anna konnte den Schlüssel spüren und nahm diesen vorsichtig heraus, während sie sich weiterküssten. Dann hörte Bors auf und schaute Anna tief in die Augen. Ihr stockte der Atem, hatte er es bemerkt?
„Ich liebe dich, Anna!", flüsterte Bors und küsste sie innig. Anna löste sich von ihm und machte einen Schritt zurück und schaute ihn an.
„Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mich gehen lassen.", erwiderte Anna und lief zur Tür, den Schlüssel fest in ihrer Hand umklammert. Bors hielt sie nicht auf. Sie öffnete die Tür und rannte zur Wohnungstür. In der Eingangshalle war niemand. Schnell schloss sie die Eingangstür auf und ging hinaus. Sie schlich sich leise an der Wand entlang und schielte um die Ecke, ob die Treppe frei war. Fabio kam gerade die Treppe hoch und kam in ihre Richtung. Anna wappnete sich, sobald Fabio um die Ecke kam, rammte sie ihren Ellbogen in seinen Bauch. Sie packte seinen Arm und Kopf und schleuderte ihn so hart sie konnte gegen die Wand. Fabio blieb stöhnend am Boden liegen. Anna rannte die Treppe runter und ging zur ersten Eingangshalle, diese stand gerade offen.
„ANNA!", brüllte Bors.
Verdammt, dachte diese, sie hatte sich mehr Zeit erhofft. Sie rannte in den Eingangsbereich zur Haustür und drückte die Türklinke nach unten, doch die Tür ging nicht auf. Sie schaute sich das Türschloss genauer an. Sie musste den Drehknopf und die Türklinke gleichzeitig betätigen. Sie hörte Schritte näher kommen. Anna öffnete die Haustür, da wurde sie schon von hinten ergriffen und von der Tür weggeschleudert. Schnell rappelte sie sich auf. Bors schloss die Haustüre und verriegelte diese. Er kam wütend auf sie zu, knallte ihr eins ins Gesicht, dass sie zu Boden fiel. Er packte sie und warf sie gegen die Wand. Anna krachte dagegen und brach zu Boden. Stöhnend versuchte sie sich aufzurichten, was ihr gelang. Anna suchte Halt an der Wand und schaute Bors an.
„Wieso tust du mir das an? Wieso?", schrie Bors sie an und liess seine Fäuste, knapp an Annas Kopf, gegen die Wand knallen. Anna zuckte zusammen, Bors war so wütend wie das letzte Mal. Sie merkte den metallischen Geschmack des Blutes in ihrem Mund. Sein Blick huschte über ihren Hals, über die verbliebenen Spuren seines Händeabdrucks. Bors schloss die Augen und wendete sich zitternd vor Wut von ihr ab.
„Boss?"
Jack stand im Türrahmen und hatte wohl das meiste mitbekommen. Bors schaute ihn an.
„Bring sie weg! Schaff sie mir aus den Augen!", befahl Bors wütend. Jack nickte und packte Anna am Oberarm, diese wehrte sich. Jack schlug Anna mit seinem Handrücken. Sie fiel wieder zu Boden, ihr wurden die Arme nach hinten verschränkt und gefesselt. Jack hob sie grob vom Boden. Anna blickte Bors wütend an und spie Blut auf den weissen Marmorboden. Bors blickte wütend zurück und mit einer Kopfbewegung von Bors, zog Jack sie aus der Eingangshalle und nahm die erste Tür links. Jack zog Anna die Treppe runter, die sich hinter der Tür verbarg. Im Keller gab es nur wenig Licht und Jack zog Anna weiter durch einen langen Gang. Beim letzten Durchgang hielt er an, öffnete die schwere Tür und stiess sie hinein. Anna schlug hart auf den Boden auf, Jack legte sein Knie über ihren Rücken und löste die Fesseln.
„Ich freue mich schon auf nachher!", flüsterte Jack ihr ins Ohr. „Wir werden dich so windelweich schlagen, dass du heulend um Gnade winseln wirst! Das verspreche ich dir!"
Er liess von ihr ab und schaute zu, wie sich Anna mühsam aufrappelte.
„Ich werde euch diesen Gefallen nicht tun! Ihr könnt mich schlagen so viel ihr wollt, doch werde ich euch niemals um Gnade anflehen!", entgegnete Anna zornig.
„Wir werden sehen!", erwiderte Jack mit einem teuflischen Lächeln, sodass Anna ein Schauer über den Rücken lief. Jack ging hinaus, die schwere Tür wurde zugemacht und verriegelt. Anna blieb im dunklen Raum allein, ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Finsternis und sie konnte die Umrisse des Raumes ausfindig machen. Sie setzte sich in eine Ecke und wartete auf ihre Strafe. Sie wusste, es würde eine geben und sie wusste, dass es für sie schrecklich sein würde. Mein Fluchtversuch war voll der Knüller, dachte sie sich sarkastisch. Sie lehnte ihren Kopf gegen die Wand und wäre um ein Haar eingeschlafen. Sie hörte Stimmen im Gang und träge rappelte sie sich auf. Die Tür wurde entriegelt und geöffnet. Das Licht im Gang blendete Anna, als Ma-Long und Rej eintraten und sie packten. Anna versuchte ihren Griffen zu entkommen, aber unmöglich. Sie zerrten Anna aus dem Raum und brachten sie in einen anderen. Dieser war grösser und beleuchtet, wenn auch nur wenig. Mitten im Raum hingen Ketten von der Decke herunter. Annas Augen weiteten sich vor Angst und sie begann sich von neuem gegen ihre Peiniger zu stellen. Doch sie waren zu stark und Ma-Long liess um ihr linkes Handgelenk die eine Kette anbringen. Rej auf der rechten.
„Vergesst ihre Füsse nicht!"
Anna sah sich nach der Stimme um und Bors kam aus dem Schatten des Raumes, gefolgt von Jack. Rej befestigte ihr die Ketten an den Füssen. So stand Anna hilflos in Ketten vor den Männern. Ihre Hände waren auf Schulterhöhe und ihre Beine leicht gespreizt. Bors ging zu ihr hin, schaute sie an. Seine Augen waren dunkel vor Wut, er legte ihr eine Strähne ihres Haars hinters Ohr.
„Wieso tust du so was? Du kennst doch die Regeln!", flüstert Bors zornig und vorwurfsvoll. „Aber ich werde dafür sorgen, dass du es nicht mehr tust!"
Er zerriss ihre Bluse und ihre Hose, danach zog er ihre Sandalen aus, sodass sie nur noch in Unterwäsche dastand.
„Scham ist ein starkes Gefühl und ich nehme an, dass du ungern noch ein weiteres Mal halbnackt vor meinen Männern stehen möchtest.", flüsterte Bors ihr erneut zu. Anna presste ihre Lippen aufeinander. Er hatte recht, sie schämte sich halbnackt dazustehen, während alle sie begafften. Bors trat ein paar Schritte zurück.
„Jack, du bist dran!", sagte Bors laut und Jack bewegte sich auf Anna zu. In der Hand hatte er einen Rohrstock, er lächelte ihr teuflisch zu und blieb hinter ihr stehen. Anna wappnete sich auf die Schmerzen, die kommen würden, aber sie hatte es schon einmal überwunden, sie würde es wieder schaffen. Die Tür wurde stürmisch aufgerissen und Steven kam herein.
„Halt!", rief er Jack gebieterisch zu und wandte sich zu Bors. „Was auch immer sie getan hat, ich bitte dich es zu unterlassen."
„Nein!", antwortete ihm Bors kalt. Steven legte eine Hand auf seine Schulter und schaute ihm in die Augen.
„Wenn du das tust, wirst du sie für immer verlieren!", flüsterte Steven Bors zu. Bors wendete seinen Blick von Steven ab und gab Jack ein Zeichen. Der Kommandant nickte lächelnd und schlug mit dem Rohrstock auf Annas Rücken. Anna keuchte vor Schmerz auf. Sie schaute Bors direkt in die Augen, zeigte ihm, dass er sie nicht brechen könnte. Jack schlug erneut und Anna keuchte wieder auf. Sie sah, dass Steven nicht hinschaute. Jack schlug erneut zu und fast hätte Anna geschrien. Sie biss sich auf die Zähne, um nicht zu schreien. Jack schlug immer härter und härter zu. Anna versuchte standhaft zu bleiben, doch beim nächsten Schlag schrie sie ihren Schmerz heraus. Ihre Knie brachen zusammen, doch Jack schlug weiter. Anna schrie nach jedem Schlag, doch sie würde nicht weinen und nicht betteln, diesen Gefallen würde sie ihnen nicht tun. Der nächste Schlag brachte sie an den Rand des Bewusstseins.

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt